Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ohne Leine toben

Hundebesit­zer befürworte­n den Antrag, einen Spielplatz für ihre Tiere zu schaffen

- Von Birgit Schindele

MEMMINGEN - Die rote Leine ist gespannt. Terriermix Betty rast über Kiesel, schnuppert an einem Strauch. Mit festem Griff führt Gisbert Rehmet seinen Hund durch den Stadtpark Neue Welt. In Memmingen einen Hundespiel­platz zu schaffen, wie es Stadträtin Heike Eßmann (ÖDP) in einem Antrag vorgeschla­gen hat, hält er für eine gute Idee. „Hunde könnten frei laufen und sich mit anderen austoben“, sagt der 69Jährige. Er denkt an ein eingezäunt­es Terrain, 200 Meter mal 50 Meter, am besten direkt im Stadtpark: Das würde seiner Meinung nach dazu schon ausreichen.

So konkret wie die Vorstellun­g von Rehmet ist der gestellte Antrag noch nicht. Als Ort nennt er lediglich den „Grüngürtel um die Stadtmauer“. Für die Hundebesit­zer, die an diesem Tag unterwegs sind, ist ein Aspekt allerdings unerlässli­ch: Er muss gut zu erreichen sein. So sagt etwa Luciana Micolino: „Ich gehe zu Fuß, und habe kein Auto.“Ein Hundespiel­platz sollte also nicht „Gott weiß wo“sein.

Der Vorstoß von Eßmann ist für Micolino längst überfällig. „Ich denke mir schon seit Jahren, dass die Stadt da was machen könnte“, sagt die 61-Jährige. Seit 18 Jahren hält sie Hunde. Und die könne sie nirgendwo springen lassen, ohne Probleme zu bekommen, sagt sie. Die Strafe für das Freilaufen-Lassen kann laut Hauptamtsl­eiter Michael Birk bis zu 2500 Euro betragen. „Die Höhe ist von den Umständen des Einzelfall­s abhängig.“

Des Öfteren Beschwerde­n

In Memminger Parkanlage­n gilt Leinenpfli­cht. Dennoch gibt es laut Eßmann des Öfteren Beschwerde­n über freilaufen­de Tiere, die auf Personen zurennen. Ein umgrenztes Gelände, in dem Tiere frei laufen, verringere solche Konflikte, lautet ein Argument zugunsten eines solchen Areals. Die jetzige Rechtslage berge für Tiere und Besitzer zudem andere Probleme, führt Stadträtin Eßmann in ihrem Antrag aus: „Beim Toben mit Leine verwickelt sich diese teilweise und es entsteht eine Stolperfal­le.“

An der schwarzen Leine, die Luciana Micolino festhält, zerrt ihr Labrador. „Er ist ungestüm“, sagt sie. Eben weil er keine Möglichkei­t habe, sich auszutoben. Auf einem Hundespiel­platz hätte er Auslauf. Und sie müsste ihn nicht stets zurückhalt­en. Die 61-Jährige versteht aber auch die andere Seite: „Menschen haben Angst“, sagt sie und zeigt auf das zwei Jahre alte Tier. Deshalb wäre ein eingezäunt­es Gelände optimal – für Hundebesit­zer wie sie und für Menschen, die Hunde nicht mögen.

Wenige Schritte entfernt steht die 80-jährige Erika Richter. Sie füttert Enten. Einen Hund hat die Memmingeri­n nicht. Dennoch ist sie der Ansicht, dass in der Stadt zu wenig für Tiere getan wird. Freilaufen­de Hunde im Stadtpark würden sie nicht stören, sagt sie. Einen eigenen Spielplatz für Hunde fände sie schön. Der Meinung ist auch Miomir Duric, der seinen Hund auf dem Steg am Stadtbach entlangfüh­rt.

Stadthunde haben es schwer

Am Ende des Parks, auf dem Weg Richtung Stadtmauer, dreht eine 25jährige Memmingeri­n mit ihrem Vierbeiner ihre tägliche Runde. Auch sie kennt das Problem: „Es ist schon schwierig, den Hund irgendwo laufen zu lassen.“Bis vor Kurzem lebte sie auf dem Land. Da war es einfacher. „Hier kann ich ihn ja nicht ableinen.“

Dennoch siehst sie einen Hundespiel­platz mit Skepsis: „Mein Hund ist zum Beispiel sehr verspielt.“Darum befürchtet sie, dass es auf einem abgezäunte­n Gelände zwischen den Tieren zu Spannungen kommen könnte. „Ob es klappt, müsste man schauen. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.“

Derzeit werde der Antrag geprüft, sagt Birk. „Er geht durch die verschiede­nen Ämter.“Bis Februar werde er dem Stadtrat vorliegen.

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