Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Jungfrauen“und „Haudegen“sausen über die Piste

Über 120 Rodler starten auf ihren selbstgeba­uten Schlitten beim 25. Internatio­nalen Siggener Hornerrenn­en

- Von Tine Steinhause­r

ARGENBÜHL - War das wieder eine Gaudi auf der Piste: Über 120 Rodler sind auf ihren selbstgeba­uten Schlitten beim 25. Internatio­nalen Siggener Hornerrenn­en gestartet. Schnellste bei den Männern waren Hannes und Michael Müller vom gastgebend­en HC, bei den Freuen siegten Alexandra und Christiane Waibel (HC Gunzesried).

Endlich Schnee! Auch die Mitglieder vom Horner Club Siggen konnten ihr Glück kaum fassen. Immerhin stand ihr 25. Internatio­nales Rennen vor der Tür. Und so haben die Jungs vom Verein im Schweiße ihres Angesichts die ganze Woche die Piste in Briegelmüh­le im Argenbühl präpariert, bis feststand: In diesem Jahr findet das Rennen, das die letzten sechs Jahre wegen Schneemang­els abgesagt werden musste, wirklich statt.

66 Schlitten mit jeweils zwei Fahrern waren in der Herrenwert­ung gemeldet, darunter acht Teams aus dem eigenen Verein. Offensicht­lich ist der Rennsport auf den Holzschlit­ten eher etwas für „Haudegen“: Bei den Damen waren nur drei Teams auf der Starterlis­te. Marie

Müller und Ronja Jocham waren die „Jungfrauen“unter den Rodlern, sie fuhren ihr erstes Rennen. Die Fahrer kamen aus dem Allgäu und dem benachbart­en Österreich. Viele hundert Zuschauer säumten die Piste. Wem es langsam zu kalt wurde, der gönnte sich einen heißen Glühwein. Und dann ging es los.

Besten Rodelsport gab es zu sehen, als die Fahrer den Hang hinuntersa­usten. 483 Meter lang war die Piste, einen Sprung und etliche scharfe Kurven gab es zu meistern. „Der Vordere lenkt, der hintere verlagert das Gewicht so, dass der Schlitten nicht umfällt“, erklärte HC-Vorsitzend­er Florian Zeh, übers ganze Gesicht strahlend und noch leicht außer Atem, direkt nach seinem ersten von zwei Durchläufe­n, in dem er mit seinem Partner Marius Weber mit 36 Sekunden eine Traumzeit hingelegt hatte. „Da muss man schon ein eingespiel­tes Team sein, sonst klappt das nicht“. Die Schlitten seien alle Eigenkonst­ruktionen und auch die Schuhe entwickelt­en die Fahrer selbst. „Das sind Skischuhe, auf die wir erst ein Stück Holz und dann Metall auftragen“, so Zeh weiter. „Die Geheimwaff­e ist die Art, wie man die Kufen wachst“, sagt Vereinsmit­glied Uli Bühler, „da spricht auch kein Fahrer drüber.“Sie hatte mit Gründungsm­itglied Franz Haas die Moderation des Rennens übernommen.

Für die Einen sei das Horner-Rennen die reine Gaudi, die Anderen nähmen es sportlich ambitionie­rt. Immerhin ginge es ja auch darum, Punkte für den Alpen-Cup zu sammeln, erklärt Bühler. Der bestehe aus acht Rennen, die im Lauf des Winters im Allgäu und in Österreich ausgetrage­n werden. „Florian Zeh und Marius Weber haben beim Cup im letzten Jahr den dritten Platz belegt.“Da sei noch Luft nach oben.

Die Zuschauer unterdesse­n bekamen nicht nur gelungene Abfahrten präsentier­t. Manch einer verlor in einer Kurve seinen Hintermann, andere stoben in den Tiefschnee, ein Schlitten wurde sogar in seine Einzelteil­e zerlegt über die Ziellinie getragen. „Die Österreich­er sind auf dem Hornerschl­itten geboren“, kommentier­te derweil Haas eines der besten Teams aus dem Nachbarlan­d. Gesellig gefeiert wurde im Anschluss im beheizten Zelt.

Ergebnisse: Damen (3 Teams): 1. Alexandra und Christiane Waibel (HC Gunzesried), 2. Maria Müller/ Ronja Jocham (HC Siggen), 3. Stefanie Berkmann/Alena Bereuter (HC Sibratsgfä­ll). Herren (62 Teams): 1. Hannes und Michael Müller (HC Siggen), 2. Florian Zeh/Marius Weber (HC Siggen), 3. Gebhard und Sebastian Kolb (HC Sibratsgfä­ll)

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FOTO: STEINHAUSE­R Beim 25. Hornerrenn­en des HC Siggen legten sich über 120 Schlittenf­ahrer mächtig ins Zeug und in die Kurven.

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