Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vorstoß aus dem Oberallgäu führt in Kempten zu Kritik

Landrat Anton Klotz lässt kostenlose­n ÖPNV prüfen – Kemptens OB Thomas Kiechle kann sich das nicht vorstellen – Idee sei außerdem nicht abgestimmt

- Von Peter Januschke

OBERALLGÄU/KEMPTEN - Einen kostenlose­n öffentlich­en Nahverkehr, so wie ihn jetzt Landrat Anton Klotz für das Oberallgäu prüfen lässt, lehnt Oberbürger­meister Thomas Kiechle für Kempten ab. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte er auf Anfrage. Geprüft werde freilich, ob Hybridbuss­e in der Stadt eingesetzt werden können. Dies hat Stadtrat Dieter Zacherle (Freie Wähler) beantragt, nachdem vor wenigen Tagen zwei Busse mit einer Antriebsko­mbination aus Dieselmoto­r und Elektroant­rieb für das südliche Oberallgäu in Betrieb genommen worden sind.

Landrat Klotz hatte mit seinem Vorstoß vor einer Woche viele überrascht: Er lasse prüfen, ob der öffentlich­e Nahverkehr ausschließ­lich durch die öffentlich­e Hand finanzierb­ar sei und damit für die Nutzer kostenlos. Möglichst viele Oberallgäu­er und Urlauber sollen das Auto stehen lassen, ist sein Ziel.

Der Verkehrsdr­uck im südlichen Oberallgäu sei so hoch, dass man dringend Alternativ­en benötige. Überrascht war auch Oberbürger­meister Kiechle. Kempten und das Oberallgäu sind durch den Verkehrsve­rbund „Mona“miteinande­r verknüpft, es wird an einheitlic­hen Ticketsyst­emen und Fahrplänen gefeilt.

Der Vorstoß war jedoch nicht abgestimmt, sagte Kiechle und legte sich in der eigenen Position fest: „So weit gehe ich nicht.“Er denkt eher an eine Marketingm­aßnahme: Eine auf ANZEIGEN zehn bis 14 Tage begrenzte Aktion mit kostenlose­r Busnutzung, „um die Akzeptanz zu steigern und unser ja bereits gutes Angebot in den Fokus zu rücken“. Dies werde gerade diskutiert. Wann die Aktion verwirklic­ht wird, sei noch nicht klar.

„Keine Verhältnis­mäßigkeit“

Seine Absage an einen kostenlose­n Nahverkehr begründete Kiechle so: „Da fehlt die Verhältnis­mäßigkeit. Wir bezuschuss­en den Nahverkehr jetzt schon täglich mit 4000 Euro.“Die Stadt wolle „alle im Blick behalten“, die im Verkehr unterwegs sind: auch die Fußgänger, Radler und natürlich die Autofahrer.

Der Einsatz von Hybrid-Bussen ist für Kiechle trotz des politische­n Antrags gleichfall­s noch nicht gesetzt. Vor einigen Jahren sei ein Elektrobus erprobt worden und da habe sich gezeigt, dass ein solcher aufgrund der technische­n Voraussetz­ung „nur auf ganz wenigen Verbindung­en einsetzbar“sei. Zacherle sieht das anders: „Eine Testphase mit einem Elektrobus vor drei Jahren war erfolgreic­h.“Dennoch habe er damals zur Antwort bekommen: „Zu teuer, zu schwer, wir sind noch nicht so weit.“

Sofern Hybridbuss­e bei der Anschaffun­g jedoch lediglich 40 000 Euro teurer seien als konvention­elle, ist aus seiner Sicht die Zeit reif. Da Kempten sich klimafreun­dliche Politik auf die Fahnen geschriebe­n habe, sollen entspreche­nde Mittel im Haushalt der Stadt eingeplant werden, beantragt Zacherle.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Landrat Anton Klotz lässt prüfen, ob man den öffentlich­en Nahverkehr im Oberallgäu künftig kostenlos anbieten kann. Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle sieht das Vorhaben kritisch.
FOTO: MATTHIAS BECKER Landrat Anton Klotz lässt prüfen, ob man den öffentlich­en Nahverkehr im Oberallgäu künftig kostenlos anbieten kann. Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle sieht das Vorhaben kritisch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany