Nach Schnee geht jetzt die Fasnet los
Einbußen durch Umzugsabsagen belasten Kassen der Narrenzunft Neuravensburg und der Mühlenhexen
Allerdings leiden Neuravensburgs Narren und Mühlenhexen unter Absagen.
WANGEN/NEURAVENSBURG - Eigentlich hätte es ein fröhlicher Samstag werden sollen, dieser 12. Januar. Sowohl für die Narrenzunft Neuravensburg als auch für die Mühlenhexen. Während die närrischen Bären ihren 28. Narrensprung wetterbedingt am Mittwoch absagen mussten, traf es die Mühlenhexen für ihr Hexenerwachen samt Umzug und Party einen Tag später. Grund dafür war die inzwischen wegen der kritischen Schneelast gesperrte Städtische Sporthalle, in der der Abend hätte enden sollen. Für beide Zünfte bedeuten die Absagen große finanzielle Ausfälle, die auch die jeweiligen Mitglieder treffen werden.
Die Freude der Mühlenhexen im Vorfeld war groß. 2018 hatten sie Premiere gefeiert: Dem fünften Hexenerwachen folgte damals erstmals ein kleiner Umzug mit 14 Gruppierungen, 300 Hästrägern und einer Party in der Alten Sporthalle. 2019 hatten sich, nach den guten Rückmeldungen im vergangenen Jahr, 25 Gruppen und rund 800 Teilnehmer angemeldet. „Wir hätten nach dem kleinen, wirtschaftlichen Erfolg 2019 die Chance gehabt, Geld zu verdienen“, sagt VizeZunftmeister Stefan Falge.
Zunftmeister Florian Scharnagel bezeichnet Absage als „Fiasko“
Geld, um zum Beispiel neue, zusätzlich nachgefragte und benötigte Häser zum Einzelpreis von 1000 Euro zu kaufen. Geld, um die Mitglieder wie andere Zünfte auch mit einem Buszuschuss unterstützen zu können. Geld auch, um der seit drei Jahren „heimatlosen“Zunft vielleicht irgendwo einmal wieder eine Heimat geben zu können (siehe Kasten). „Wie eine plötzlich auftretende Lebensmittelvergiftung“beschreibt Falge jenen Moment, als der Zunft mitgeteilt wurde, dass es nichts werden wird mit dem geplanten Event: „Mir ist schlecht geworden, ich habe mittags frei genommen.“
Als „Fiasko“beschreibt auch Zunftmeister Florian Scharnagel die Absage. Zwar kam der gebuchte DJ der Zunft enorm entgegen und Lebensmittel konnten noch abbestellt werden. Ausgaben fürs Marketing waren aber dennoch getätigt – und müssen selbstverständlich auch bezahlt werden. Selbstverständlich haben Scharnagel und Falge Verständnis für die Hallensperrung. „Die Enttäuschung ist dennoch groß“, sagt Scharnagel. Auch darüber, dass der finanzielle Beitrag der Mitglieder für Buskosten, Grillfest oder anderes auch 2019 höher bleiben wird wie bei anderen.
„Die Umzugsabsage hat für uns schon einen enormen finanziellen Nachteil“, erklärt auch Lisa Heine, Zunftmeisterin der Narrenzunft Neuravensburg. Die direkten Kosten hielten sich zwar dank rechtzeitiger Absage in Grenzen. Deutlich schwerer wiegt aber jener nun nicht vorhandene Gewinn, der mit Umzug und dem bunten Treiben hätte erzielt werden hätte können. Betroffen davon ist nicht nur die Zunft selbst, sondern mit ihr sind es auch 14 verschiedene Neuravensburger Vereine und Abteilungen. Ortsvorsteher Hermann Schad schätzt die Gesamtausfälle „sicher im mittleren, fünfstelligen Bereich“. Der Sportverein, dessen Vorsitzender Schad ebenfalls ist, stellt beispielsweise mit drei verschiedenen Abteilungen Zelt und Stände. 2019 werden, so Schad, in der Vereinskasse für alle drei Abteilungen geschätzt „rund 7000 Euro“fehlen. Schad betont, dass aufgrund der Gesamtlage (fehlende Parkplätze, Schnee auf Hausdächern, steiler Anstieg des Umzugswegs ohne Sicherheit, ihn frei zu bekommen) die Entscheidung in Neuravensburg absolut einvernehmlich getroffen wurde: „Die Narrenzunft muss ich ausdrücklich loben. Die Sicherheit stand für uns alle an erster Stelle. Und einen gefahrlosen, sicheren Umzug für Teilnehmer und Besucher hätten wir nicht gewährleisten können.“So war der – eigentlich – 28. Sprung in Wangens größter Ortschaft der erste, der ausfallen musste. Zumindest für den SV Neuravensburg kann Schad sagen: „Natürlich ist der Umzug für uns eine tolle Möglichkeit, Geld dazuzuverdienen. Geld, das wir gut gebrauchen können. Wir überstehen aber auch ein Jahr mal so. Es ist nicht gleich ein existentieller Schaden.“Bedauerlich hält Schad aber auch all‘ die viele Zeit, das Engagement, das im Vorfeld in die Veranstaltung geflossen ist – und nun eben nicht „belohnt“wurde.
Heine: „Generell ist halt in diesem Jahr sparen angesagt“
„Natürlich fehlt uns der Gewinn in unserer Kasse für das kommende Jahr“, sagt Lisa Heine. 2018 hat der Verein eine größere Menge BärenfellStoff gekauft: „Schon das hat unsere Rücklagen enorm schrumpfen lassen.“Die Kosten in der laufenden Fasnet, hauptsächlich Buskosten für die Fahrten zu den Umzügen, werden wohl teilweise auf die Mitglieder umgeschlagen werden müssen. „Das bedeutet, dass jedes Mitglied ein bisschen tiefer in die Tasche greifen muss“, sagt Heine. Und: „Generell ist halt in diesem Jahr sparen angesagt.“
Ähnlich wird es laut Heine auch bei den anderen Vereinen aussehen: „Für die meisten Vereine im Ort ist unser Umzug die Haupteinnahmequelle.“Sowohl in Wangens Kernstadt als auch in Neuravensburg hofft man nun auf wieder „normale“Verhältnisse im kommenden Jahr, die die entsprechenden Veranstaltungen zulassen. Denn wie sagt Ortsvorsteher Hermann Schad? „Hart wäre es, wenn so etwas zwei, drei Jahre hintereinander passieren würde.“