Luftnummer
Verbraucherschützer kritisieren zu große Verpackungen mit zu viel Luft
HAMBURG (dpa) - Die Verbraucherzentrale Hamburg hat kürzlich wieder einmal etwas gemacht, was viele Verbraucher beim Einkaufen auch manchmal gerne tun würden. Sie hat gut verschlossene Lebensmittel- und Spülmittelverpackungen mit einem Röntgengerät durchleuchtet. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Packungen der Stichprobe – egal ob es sich um Grießbrei oder um Geschirrspültabs handelte – waren im Mittel nur zu 41 Prozent gefüllt. Einige Packungen enthielten sogar mehr als 80 Prozent Luft.
Ganz überraschend war das haarsträubende Ergebnis nicht, denn die Verbraucherzentrale hatte sich für ihre Stichproben 14 Produkte herausgepickt, über die sich Konsumenten bei ihr beschwert hatten. Doch richtig selten sind solche Mogelpackungen wohl auch nicht.
Fast 2000 Beschwerden zu diesem Thema gingen im vergangenen Jahr bei den Verbraucherschützern ein. Das sei mehr als in den Jahren zuvor, sagte der Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale Armin Valet.
Auch die Stiftung Warentest prangert regelmäßig auf ihrer Webseite Mogelpackungen an, die viel weniger Ware enthalten, als die Verpackung vorgaukelt. Dabei bedienen sich die Hersteller nach den Erfahrungen der Experten einer Vielzahl von Tricks: von Sichtfenstern in den Verpackungen, die knapp unter der Befüllungsgrenze enden, bis zu doppelten Böden und Tiegeln mit auffällig dicken Wandungen bei Kosmetika-Verpackungen.
Mogelpackungen fänden sich „quer durch den Supermarkt“, klagt Valet - vor allem aber bei Fertigprodukten und Süßigkeiten. Für die Verbraucherschützer sind die Mogelpackungen gleich aus zwei Gründen ein Ärgernis. Weil sie den Verbraucher beim Einkauf in die Irre führen, aber auch weil dadurch unnötig viel Müll produziert wird. Die Verbraucherzentrale plädiert deshalb dafür, dass jede Packung, wenn technisch möglich, „bis zum Rand oder zur Naht befüllt werden muss“.
Sie spricht damit wohl auch vielen Konsumenten aus dem Herzen. Denn bei Verbrauchern stößt Verpackungsmüll auf zunehmenden Widerwillen. Bei einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Umfrage der Unternehmensberatung PwC plädierten rund 95 Prozent der Befragten dafür, die Materialmenge bei Verpackungen auf ein Minimum zu reduzieren. Sie sahen dabei vor allem die Hersteller der Produkte in der Pflicht.