Von den Ensemble-Profis gelernt
Altstadtkonzerte: Musiker des Varian Fry Quartett und junges Streichquartett überzeugen
WANGEN - Mit dem Varian Fry Quartett aus Berlin haben die Altstadtkonzerte erneut einen Glanzpunkt gesetzt. Das junge Streichquartett, bestehend aus Marlene Ito und Philipp Bohnen (Violine), Martin von der Nahmer (Viola) und Rachel Helleur (Violoncello), musizierte auf höchstem Niveau und mit einer ausgesprochen ästhetischen inneren Balance.
Zunächst zeigte das Streichquartett der Jugendmusikschule, was es bei den Profis in einem Workshop gelernt hatte. Etwas vorsichtig noch, aber bereits mit guter Abstimmung und einem feinen Gehör für den Zusammenklang, zeigten Antonia Baumann und Susanne Leonhardt (Violinen), Laura Lingg (Viola) und Siri Schönegge (Cello), dass sie die ersten Schritte in der Königsdisziplin des Ensemblespiels bereits gemeistert haben.
Lebendig und abwechslungsreich
Ensemblespiel in Vollendung boten dann die Mentoren, zunächst mit Mozarts Streichquartett G-Dur, KV 387. Der heitere Spielfluss wurde immer wieder durch starke Akzente einer gefühlsbetonten Interpretation gebremst, so dass sich das Werk nicht zu glatt und edel, sondern lebendig und abwechslungsreich vor dem Zuhörer entfaltete. Das „Menuett“bot sich mit seinen metrischen Wechseln förmlich dazu an, gegen den Strich gebürstet zu werden, das „Andante cantabile“schwelgte in einer intensiven Zwie- beziehungsweise Vier-Sprache, die das Ohr entzückte und im abschließenden „Molto allegro“wechselte das Ensemble bruchlos von einer strengen Fugenform zum jubilierenden Serenadentonfall.
Das Streichquartett Nr. 8 in cmoll, op. 110 von Dimitri Schostakowitsch erforderte volle Aufmerksamkeit, denn es bot schon im ersten Satz „Largo“dichten, sonoren Klang und war dennoch eigentümlich anrührend und empfindsam. Das „Allegro molto“war wütendes Wogen mit einem Bewegungsimpuls, der nicht abriss und den Zuhörer mitriss, kraftvoll und seltsam beklemmend zugleich. Eine Walzerparodie schloss sich an. Das Werk endete mit zwei langsamen Sätzen, der erste davon mit harten, fast bösartigen Akzenten, die die statischen Klangfelder zerteilten, gefolgt von einer trägen Fuge in modernem Gewand, alles in der Tiefe sehr dicht und in den Höhen duftig gespielt, so dass eine eindrucksvolle Klangkulisse entstand, die begeisterte.
Das Streichquartett von Maurice Ravel war ruhender Wohlklang, betörend schön komponiert und gespielt mit einer bestechenden Ästhetik. Das „Allegro moderato“tauchte in eine eigene Klangwelt ein, mal ganz schlank, dann wieder geradezu orchestral ausladend, das folgende „Assez vif“spielte mit pizzicato-Effekten und hübschen Motiven, während das „Très lent“ganz in sich versunken ruhte und ein durchscheinendes Tongewebe formte. Allein das abschließende „Vif et agité“war stetig vorandrängend, zielstrebig den Raum füllend und wieder packend musiziert, ein rasanter, aufgeregt vibrierender Schlusssatz.
Als Zugabe spielten die Künstler ein „Menuett alla zingarese“von Haydn, der Abschluss eines opulenten musikalischen Menüs.