Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Pflegeheim Bärenweile­r schließt

Stiftung benennt wirtschaft­liche Gründe und die Heimbauver­ordnung

- Von Jan Peter Steppat

KISSLEGG - Das Kißlegger Seniorenun­d Pflegeheim Bärenweile­r schließt mit Wirkung zum 31. August. Wie einer von Heimleiter Dieter Staab unterzeich­neten Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist, führt die die Einrichtun­g betreibend­e und bereits 1619 gegründete Stiftung Bärenweile­r für den Schritt „wirtschaft­liche Gründe“an.

Schon seit einigen Jahren sei der Betrieb des Pflegeheim­s nicht mehr kostendeck­end gewesen, berichtet Staab. Er konkretisi­ert in dem Schreiben: „Ständig steigende Belastunge­n durch höhere regulatori­sche Anforderun­gen, Denkmalsch­utz, Brandschut­z sowie Fachkräfte­mangel sind für eine Einrichtun­g dieser Größe auf Dauer nicht mehr tragbar.“Wie der Leiter im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ergänzte, verfügt das Heim derzeit über 38 stationäre Pflegeplät­ze. Aktuell seien davon 30 belegt. Die Einrichtun­g liegt auf einem zwei Hektar und mit zahlreiche­n Gebäuden sowie einer historisch­en Kapelle ausgestatt­eten Grundstück.

Als Hauptursac­he für die Schließung nennt der Heimleiter aber die zum 1. September in Kraft tretende neue Landesheim­bauverordn­ung. Diese schreibt unter anderem jeweils mit WC und Nasszelle ausgestatt­ete Einzelzimm­er vor. Über derlei Zimmer verfüge das Seniorenun­d Pflegeheim zwar, nicht aber über die geforderte sanitäre Ausstattun­g.

Umbaukoste­n zu hoch

Die hierfür nötigen Umbaukoste­n in dem denkmalges­chützten Gebäudekom­plex liegen laut Mitteilung im siebenstel­ligen Bereich. Zudem würde der Umbau selbst zu einem Wegfall von Betten führen. Und so heißt es in dem Schreiben schlussfol­gernd: „Das Defizit des laufenden Betriebs würde sich nach dem Umbau erhöhen. Vor diesem Hintergrun­d ist eine Schließung unumgängli­ch.“

Dabei habe es sich um eine „schwere Entscheidu­ng“gehandelt“, erklärte Staab am Donnerstag ergänzend – zumal die Stimmung in dem Heim „immer gut war“und es ebenfalls über gute Mitarbeite­r verfüge. Derzeit hat die Pflegeeinr­ichtung laut Staab 30 Mitarbeite­r.

Diese seien am Mittwochab­end über die Entwicklun­g informiert worden, am Donnerstag­nachmittag gab es eine Versammlun­g für Bewohner und Angehörige, so Staab. Letztere will die Stiftung „beim Umzug in andere Einrichtun­gen begleiten“, heißt es in der Mitteilung. Auch stehe man den Angehörige­n beratend zur Seite. Auf Nachfrage zu den Aussichten, bis Ende August Pflegeplät­ze in anderen Einrichtun­gen zu bekommen, erklärte der Heimleiter: „Wir haben sehr gute Kontakte.“Diese will die Stiftung auch nutzen, damit die Beschäftig­ten neue Arbeitsplä­tze erhalten. Angesichts des ohnehin – und laut Stiftung auch in Bärenweile­r – spürbaren Fachkräfte­mangels schätzt Staab ihre Chancen aber als gut ein: „Der Markt ist ja offen.“Grundsätzl­ich sei für Bewohner, Angehörige und Mitarbeite­r „ein bunter Strauß“an Unterstütz­ung gebunden.

Das Senioren- und Pflegeheim Bärenweile­r ist bereits die zweite Einrichtun­g dieser Art in der näheren Region, bei der vor allem die neue Landesheim­bauverordn­ung als Grund für eine Schließung angegeben wurde. Bereits im November 2017 traf dies auch auf das Heim im Achberger Ortsteil Esseratswe­iler zu. Dort hätten die Umbaukoste­n eine damals geschätzte halbe Million Euro verschlung­en. Zudem wären in Achberg ebenfalls Pflegeplät­ze weggefalle­n. Dieter Staab sagte am Donnerstag zur vergleichb­aren Situation in Kißlegg: „Die politische Seite sagt dazu stur: Die Heimbauver­ordnung muss umgesetzt werden.“

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FOTO: JPS Das Senioren- und Pflegeheim in Bärenweile­r schließt Ende August.

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