Die Rettung der Wasservögel im Sauweiher
Freiwillige aus Tierschutz- und Kleintierzüchterverein, Feuerwehr und Tierärzte stemmen schwierigen Einsatz
ISNY (sts) - Schon gegen zehn Uhr am Montagmorgen, wenige Minuten, nachdem die Polizei sie alarmiert hatte, waren Wolfgang Brunner und seine hochschwangere Frau Nicole Lichanin ebenfalls am Sauweiher. Die Beiden engagieren sich seit Frühjahr 2018 im örtlichen Tierschutzverein ehrenamtlich als Wildvogelretter: „Aus Zufall – meine Frau hat in einer Tierarztpraxis mitbekommen, dass für einen verunglückten Vogel ein Platz gesucht wurde, weil Hildegard Gaile das nicht mehr bewältigen kann“, berichtet Brunner. Seine Frau habe das Tier kurzerhand mitgenommen, übers Jahr sei ein knappes Dutzend weiterer Vögel dazugekommen, größter „Pflegepatient“sei im Sommer dann ein Reiher gewesen.
Doch der Ölunfall am Montag war für die Vogelretter eine ganz andere Herausforderung: hochgradig mit Öl verdreckte und verklebte Vögel in eiskaltem Wasser einfangen. Geborgen habe er „einen Stockenten-Erpel, mehrere Reiherenten, vier Blässhühner, weitere Entenvögel, die später auf dem Sauweiher gelandet sind, und zwei Schwäne“, zählt Brunner auf und bedauert: „Zwei Enten und ein Blässhuhn konnten wir leider nicht retten.“Die Rettungsaktion lief bis in den Nachmittag. Während er immer wieder ins eiskalte Wasser stieg, habe seine Frau „mit dem Telefon Plätze für die Vögel organisiert – obwohl sie mit ihrem Bauch eigentlich aufs Sofa gehört hätte“.
In mehreren Käfigen aus dem Besitz des Tierschutzvereins habe unter anderem die zehnjährige Tochter Pearl mehrere Vögel zu den Isnyer Tierärzten gebracht: „Veronika Wiedemann-Stahl sowie Ottheinrich Damme und Frank Erler haben die Tiere dann stundenlang gesäubert – auch das ehrenamtlich“, betont Brunner, „die Praxen sahen hinterher aus wie...“. Karina Himmel erklärte sich bereit, die Entenvögel in Volieren des Isnyer Kleintierzüchtervereins in der Weidach aufzunehmen, wo sie rund drei Wochen beobachtet werden können „und die Fettung des Gefieders wieder aufbauen“, die bei der Reinigung mit dem Öl abgewaschen wurde, erklärt Brunner. Am schlimmsten seien indes „Reizungen und Ätzungen in den Atemwegen, außerdem habe „die Leber unter dem Einfluss von Öl sehr zu leiden“.
Die beiden Schwäne wurden in einem Hundekäfig des Isnyer Bauhofs nach Lindau transportiert. Auch, weil weitere Räumlichkeiten zur Säuberung der großen Vögel fehlten. „Die Praxis von Barbara Zaltenbach hat große Schwanerfahrung“, berichtet Brunner. Nach der Behandlung kämen die Tiere auf den Argenhof, wo sie etwa sechs Wochen zur Beobachtung bleiben. „Sofern sie die Tortur unbeschadet überstehen“, sollen sie wieder ausgewildert werden.
Mit Booten Schwäne zusammengetrieben
Die Feuerwehr sei froh gewesen, „dass jemand die Tiere anpackt“, erzählt Brunner im Rückblick auf den Montag. Mittels Booten und unter unterstützt auch von Wasserexperte und Gemeinderat Erhard Bolender hätten sie die Schwäne zusammengetrieben. Einen habe er gemeinsam mit Vize-Kommandant Claus Frey erwischt, der eine Fangschlinge führte. Denn: Mit seinem kräftigen Flügelschlag könne ein ausgewachsener Schwan einem Mann den Arm brechen, sagt Brunner.
Die Wasservögel schwammen vermutlich im öligen Wasser, seit gegen 2 Uhr in der Nacht zum Montag eine Pumpe in der Bäckerei Mayer geplatzt war und das Öl zunächst unbemerkt in Ach und Sauweiher lief. „Die Schwäne sehen aus wie ein geteerter Bootsrumpf“, verglich ein Feuerwehrmann das Bild, das sich den Rettern vor Ort bot.