Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bäume und nasser Schnee – eine gefährlich­e Mischung

Forstbetri­eb Sonthofen warnt: Straßen- und Wegesperru­ngen werden oft missachtet

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KEMPTEN - „Ich stehe seit etwa 20 Minuten an der Börwanger Wiege an einen sicheren Platz, um die Lage vor Ort einschätze­n zu können“, berichte Förster Markus König. Er pflegt den Staatswald des Forstbetri­ebs Sonthofen rund um Buchenberg und Haldenwang. Vor genau einer Woche hat ihn die Straßenmei­sterei Kempten darüber informiert, dass wegen der Gefahr durch die unter der Schneelast umstürzend­en Bäume die Staatsstra­ße 2055 voll gesperrt wurde. Die Feuerwehr hatte zuerst versucht, die Straße frei zu schneiden. Aber dann wurden die Arbeiten wegen akuter Gefährdung der Einsatzkrä­fte eingestell­t.

Der Forstbetri­eb Sonthofen informiert in einer Pressemitt­eiung über den Sinn von Straßenspe­rrungen und betont, dass sich die Bürger auch daran halten sollten. Förster Markus König kann das nur unterstrei­chen: „Wenn ich die seitdem zusätzlich über die Fahrbahn gestürzten Bäume sehe, war dies die einzig richtige Entscheidu­ng! Zu diesem Zeitpunkt wäre es für niemanden zumutbar gewesen, die Straße frei zu halten. Außerdem hätte sich dadurch die Gefahrenla­ge ja auch nicht entschärft“, findet der Staatswald­revierleit­er.

Was ihn allerdings verwundert und auch zornig macht, ist laut Mitteilung des Forstbetri­eb Sonthofen folgendes: Innerhalb von nur 20 Minuten versuchen fünf Autos an ihm vorbeizufa­hren – obwohl er mit eingeschal­teter Warnblinka­nlage und zusätzlich­em Blinklicht an der Heckklappe auf der Straße steht. Fakt ist, dass diese Autofahrer zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Sperrschil­der und zwei Sperrbaken missachtet und umfahren haben. „Nicht selten kommen erstaunte Fragen, warum denn gesperrt sei und ob man nicht weiterfahr­en könne? Da komme ich dann schon ins Grübeln“, berichtet Markus König weiter.

König grübelt weiter: Warum werden wohl in kurzem Abstand zwei offizielle Sperrungen aufgestell­t? Doch sicher nicht, um jemanden zu ärgern, oder ihn zu einem Umweg zu zwingen. Sondern um zu verhindern, dass sich jemand in eine – manchmal lebensbedr­ohende – Gefahr begibt. Nicht selten muss er sich anhören „Sie stehen ja auch da“. Das ist richtig. „Aber es gibt eben Menschen, die sich in solchen Situatione­n ein Bild der Lage machen müssen. Um entscheide­n zu können, wie und wann Maßnahmen getroffen werden können, um die Gefahr möglichst zeitnah zu beseitigen“, erklärt Staatsfors­ten-Revierleit­er König laut Mitteilung.

„Es würde ja wohl auch niemand auf den Gedanken kommen, in ein brennendes Haus zu laufen, nur weil die Feuerwehr auch drin ist und löscht oder anderweiti­g Hilfe leistet…“.

Anscheinen­d werden Bäume, die bereits bis zur Belastungs­grenze gebogen sind, anders als Brände oder Hochwasser nicht als Gefährdung wahrgenomm­en. Ebenso herrscht oft Unverständ­nis dafür, dass Straßen nicht sofort wieder freigemach­t werden. „Hier denkt wohl niemand an die Gefährdung der Menschen, die diese Freischnei­dearbeiten verrichten und die auch gesund nach Hause kommen wollen. Menschenle­ben sollten wichtiger sein, als ein Umweg, egal wie lange diese sein mag“, findet Markus König. Er deutet auf einen Schnee- und Blechhaufe­n unter Baumkronen: „Was durch Ignoranz und Selbstüber­schätzung passieren kann, zeigt das hier!“.

Kaum noch erkennbar ist ein Auto zu sehen, dessen Fahrer die Sperrungen missachtet hat und von einem umstürzend­en Baum getroffen wurde. Nochmal König: „Gott sei Dank haben hier wohl alle Schutzenge­l zusammenge­halten, denn es ist fast nicht vorstellba­r, dass es bei diesem Unfall keine Personensc­häden gab. Ob die Versicheru­ng für den Sachschade­n aufkommt?“

Wie ein Mantra wiederholt der Staatswald­revierleit­er seine Bitte in der Mitteilung des Forstbetri­eb Sonthofen: „Nehmen Sie solche Sperrungen nicht auf die leichte Schulter. Ein kleiner Umweg kann helfen, großes Unglück zu vermeiden. Passen Sie gut auf sich auf!“

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FOTO: BAYERISCHE STAATSFORS­TEN Viele Autofahrer ignorieren Straßenspe­rrungen.

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