Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trendsport­art

ExVfB-Fußballer Manuel Fischer startet im Futsal durch

- Von Benjamin Post

STUTTGART - Die Scouts und Spielerber­ater dieser Fußballwel­t suchen den Knipser, den Mann, der die Tore schießt. Einen, der im Strafraum für Unruhe sorgt, einen echten Mittelstür­mer eben. Die Notizbüche­r der Fußballsac­hverständi­gen sind voller Namen. Der Name Manuel Fischer stand auch einmal ganz oben auf den Listen der Scouts, er hatte Anfragen aus Liverpool, Chelsea, von Inter Mailand. Manuel Fischer war einer, der im Strafraum das gewisse Extra hatte und der beim VfB Stuttgart als die Sturmhoffn­ung galt. Am 12. Dezember 2007 gab der gebürtige Aalener als 18-Jähriger sein Debüt in der Champions League für den damaligen Meister. Beim FC Barcelona im Camp Nou.

„Mit dem Rücken zum Tor bin ich nicht so schlecht“, sagt Fischer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Da kann er ablegen, sich drehen, schießen, und vor allem sind die Wege „nicht so weit“. Er meint: die Wege zum Tor. Die Selbsteins­chätzung ist aktuell. Doch Fischer sucht den Torerfolg nicht in der Bundesliga, sondern in der Regionalli­ga. Und auch nicht beim Fußball, sondern beim Futsal. Das ist Fischers neue Welt.

Manuel Fischer, das einstige Toptalent des deutschen Fußballs, spielt mittlerwei­le Futsal beim TSV Weilimdorf im Nordwesten von Stuttgart. Weilimdorf gehört zu den besten fünf Futsalvere­inen in Deutschlan­d, spielt in der höchsten Liga dieses dynamische­n Hallenspor­ts. In Deutschlan­d gilt Futsal, das auf einem Handballfe­ld gespielt und in dem, anders als bei anderen Hallenfußb­allarten die Bande nicht benutzt werden darf, noch als recht neue Sportart. In Südamerika, auch Südund Osteuropa ist Futsal aber sehr populär, auch die FIFA erkennt die Sportart an. „Am Anfang konnte ich nichts mit Futsal anfangen“, gesteht Fischer. Doch dann ging er einfach mal zum Training. Und blieb. Fischers Ausbeute in dieser Saison ist beachtlich: In bisher neun Spielen in der Futsal-Regionalli­ga – höher geht es im Futsal nicht – gelangen ihm 24 Tore. Zahlen, die er im Profifußba­ll nie erreichte.

„Er hat die natürliche Begabung, Tore aus jeder Lage auf jede erdenk- liche Art zu erzielen. So einen Knipser habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Gerd Müller war der Letzte“, hatte Hansi Kleitsch, der damalige A-Jugend-Trainer des VfB, der „Bild“über den jungen Fischer gesagt. Doch aus Manuel Fischer wurde kein Gerd Müller. Nach drei Bundesliga­spielen und einem Treffer für die Profis des VfB wurde Manuel Fischer nach Koblenz, Burghausen und Heidenheim ausgeliehe­n, dann spielte er vorwiegend in der 3. Liga und der Regionalli­ga Südwest. „Es hängt von so vielen Faktoren ab, ob es klappt“, sagt Manuel Fischer, mittlerwei­le 29, heute.

Doch bis heute beginnen viele Geschichte­n über ihn mit dem 12. Dezember 2007. „Immer wieder“, merkt Fischer an, wird er darauf angesproch­en. Das Debüt im Profifußba­ll, im Camp Nou, ausgerechn­et. Heute, elf Jahre später, sagt er: „Am Ende des Tages ist es Fußball.“

Dieser Fußball hat ihm Momente wie den in Barcelona gegeben, aber eben auch bittere, mit Knieverlet­zungen, Bankplätze­n, Vertragsau­flösungen. Und natürlich lebt ein junger Mensch auch. Auch beim VfR Aalen hätte es klappen können, Ralph Hasenhüttl wollte ihn holen, als er Trainer auf der Ostalb war, doch es klappte nicht. „Ich hätte es mir vorstellen können“, sagte Fischer heute. Trotz aller Rückschläg­e: Mehr als elf Jahre lang dachte Fischer vor allem an „Fußball, Fußball, Fußball.“

Auch heute kann er nicht ganz davon lassen. Er ist sich nicht zu schade, in der achten Liga den Strafraum unsicher zu machen. Beim GSV Maichingen, Bezirkslig­a Böblingen/ Calw, stürmt er, wenn es die Zeit zulässt. Dirk Prediger, wie Fischer auch Spieler der Stuttgarte­r Kickers gewesen, ist der Patenonkel seines Sohnes – so die Verbindung nach Maichingen. Doch Futsal steht im Fokus, Fußball hintenan. „Ich sehe da Zukunftspo­tenzial“, unterstrei­cht Manuel Fischer, Futsal sei „wirklich cool“.

In kürzester Zeit Nationalsp­ieler

Denn da läuft es, irgendwie, Fischer hat es in kürzester Zeit zum Nationalsp­ieler geschafft. Okay, der Adler auf der Brust ist ihm auch als Fußballer nicht fremd, er war der beste Spieler und Torschütze bei der U 17Europame­isterschaf­t 2006. Lange her. Er schaue nun mehr „über den Tellerrand hinaus“, er ist selbststän­dig in der Immobilien­branche, befasst sich mit Finanzkonz­epten für junge Sportler.

Junge Sportler, wie er einmal einer war. „Die Jungen kommen immer schneller nach“, sagt er mit einem Schmunzeln. Ob er es noch einmal mit ihnen aufnimmt? „Ich kann es mir nicht vorstellen.“Außer vielleicht, wenn „etwas ganz Verrücktes“als Angebot kommt. Er, der einst beim SV Ebnat in der Jugend begann, weiß, dass im Fußball nichts auszuschli­eßen ist. Und in irgendwelc­hen Notizblöck­en der Scouts und Spielerber­ater steht vielleicht noch der Name Manuel Fischer.

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FOTO: DPA
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FOTO: IMAGO Manuel Fischer ( re.) im Deutschlan­d- Trikot – beim Futsal- Länderspie­l gegen die Schweiz.
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FOTO: DPA Manuel Fischer im VfB-Dress.

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