Heimattage: Kommt es doch noch zu einer Bewerbung?
Hauptausschuss berät, ob Biberach Ausrichter werden soll
BIBERACH - Soll sich die Stadt Biberach im Zeitraum von 2023 bis 2025 um die Ausrichtung der Heimattage Baden-Württemberg bewerben? OB Norbert Zeidler und die CDU-Fraktion würden dies aus Gründen des Stadtmarketings befürworten, die übrigen Fraktionen sehen das eher kritisch.
Bereits im Juli 2018 fragte das Regierungspräsidium (RP) Tübingen bei der Stadt Biberach an, ob sie sich vorstellen könne, die Heimattage in einem der Jahre 2023 bis 2025 auszurichten. Bei zwei Terminen im Ältestenrat des Gemeinderats wurde die Anfrage im September und Oktober behandelt und Ende November nichtöffentlich im Hauptausschuss beraten. Dort habe es eher kritische und ablehnende Diskussionsbeiträge gegeben, weshalb die Verwaltung die Vorlage schließlich zurückzog. OB Norbert Zeidler war darüber offenbar nicht nur enttäuscht, sondern auch erbost, wie er bereits im SZ-Jahresinterview sagte. Geärgert habe er sich unter anderem über die Aussage eines Stadtrats, der meinte: „Wir haben auf das Projekt keine Lust.“Dem RP sagte die Stadt am Tag nach dieser Debatte ab.
Die CDU-Fraktion, die von dieser Absage zunächst nichts wusste, entschloss sich daraufhin, die Ausrichtung der Heimattage nochmals als Antrag an den Gemeinderat zu stellen, weshalb das Thema nun öffentlich diskutiert wird. „Wir waren im Übrigen auch die einzige Fraktion, die geschlossen eine Bewerbung befürwortet hat“, sagt Fraktionsvorsitzender Johannes Walter.
Er dürfe aus der nichtöffentlichen Beratung zwar keine Details preisgeben. „Ich hatte aber den Eindruck, dass manche mit dem Begriff Heimat ein Problem haben, vor allem, wenn er auch noch von der CDU befürwortet wird.“Die Heimattage seien eben gerade keine „altertümelnde, konservative Blasmusikveranstaltung“für die sie von manchen Stadträten offenbar gehalten würden, so Walter. Das habe sich vielleicht nicht jeder so bewusst gemacht. „Und auch bei der Stadtverwaltung hat man möglicherweise gedacht, dass die Anfrage des RP im Gemeinderat ein Selbstläufer wird.“
Aus Sicht der CDU bieten die Heimattage eine große Chance für Biberach in Sachen Stadtmarketing, aber auch, um sich mit dem Begriff Heimat in vielfältiger Weise auseinanderzusetzen. „Wir haben inzwischen Menschen aus 113 Nationen in der Stadt – wenn wir uns nicht mit dem Thema Heimat befassen, wer denn dann?“, so Walter. Außerdem habe die Stadt so viele Vereine und Organisationen, die sich dabei präsentieren und einbringen könnten. „Ich sehe eigentlich nur Chancen für Biberach“, so Walter.
Finanziell sollten die Heimattage für Biberach kein Problem sein, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Das Land gibt einen Zuschuss (siehe Kasten), als Gesamtbudget kalkuliert die Stadt mit 700 000 bis eine Million Euro. Personell müsse etwa zwei bis drei Jahre vor den Heimattagen eine Geschäftsstelle eingerichtet werden, so die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage für den Montag. Die dort befristet eingestellten Mitarbeiter könnten aber aufgrund ihrer Tätigkeit für die Heimattage später unbefristet im Stadtmarketing eingesetzt werden, so eine Idee. Angedacht ist auch das Gewinnen von Sponsoren. Ob eine mögliche Bewerbung Biberachs nach der ganzen Debatte noch erfolgreich sein kann, sollte sich am Montagabend doch noch eine Mehrheit finden, sieht man zumindest in der Verwaltung kritisch. Zumal das RP inzwischen in Laupheim angefragt hat.