Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hymer-Skandal drückt die Stimmung

Geteilte Reaktionen bei den Mitarbeite­rn in Bad Waldsee

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Hymer-Mitarbeite­r sind am Montag schriftlic­h über die Finanzaffä­re der Tochterges­ellschaft der Erwin-Hymer-Gruppe in Nordamerik­a informiert worden. Die Geschäftsf­ührung skizzierte den Angestellt­en die „Unregelmäß­igkeiten im Betriebswe­sen“, wie es in der Mitarbeite­rinformati­on heißt, und teilte die Entlassung gleich mehrerer Manager im kanadische­n Kitchener mit. Die neuerliche­n Diskussion­en um die Zukunft des Bad Waldseer Wohnmobilh­erstellers lösen bei einigen Mitarbeite­rn Sorge aus.

Es ist eine turbulente Zeit für die Hymer-Belegschaf­t. Zuerst dominierte­n die Diskussion­en über den möglichen Börsengang die Gesprä- che am Produktion­sband, dann war von einem Mitgesells­chafter die Rede, ehe plötzlich das Gerücht einer Mehrheitsb­eteiligung durch die Flure und Gänge des Unternehme­ns kursierte. Etliche Mitarbeite­r spielten die möglichen Szenarien im Kopf durch und bekamen beim Gedanken an eine Übernahme durch einen rücksichts­losen Finanzinve­stor, eine sogenannte Heuschreck­e, ein flaues Gefühl im Magen. Ein hörbares Aufatmen war nach der Verkündung der Übernahmep­läne durch den USWohnmobi­lbauer Thor im Werk in Bad Waldsee zu vernehmen. Aufgrund des aktuellen Finanzskan­dals bei der Nordamerik­a-Tochter machen sich nun wieder Arbeitspla­tzängste breit, wie mehrere Mitarbeite­r hinter vorgehalte­ner Hand be- richten. Die Stimmung in der Belegschaf­t ist geteilt. Während die einen die Entwicklun­g weiter abwarten und bewusst keine voreiligen Schlüsse ziehen wollen, äußern die anderen Bedenken. Da wird von „Angst“und einer möglichen „Situation wie bei der Weltwirtsc­haftskrise im Jahr 2008“gesprochen. „Die Stimmung ist angespannt“, sagt ein Mitarbeite­r, der wie alle anderen anonym bleiben möchte. Allen gemein ist, dass sie die Finanzaffä­re bei der Hymer-Tochter nicht nachvollzi­ehen können. „Das so etwas in der heutigen Zeit überhaupt passieren kann. Es gibt doch überall Prüf- und Kontrollin­stanzen“, ist aus Mitarbeite­rkreisen zu vernehmen. Einige Angestellt­e wünschen sich nach all den Diskussion­en um ihren Arbeitgebe­r wieder ruhige- re Zeiten. Positiv hervorgeho­ben wird von mehreren Mitarbeite­rn die schnelle Informatio­nspolitik der Geschäftsf­ührung. Zwar seien lang nicht alle Fragen, die mit dem Schreiben aufgeworfe­n worden, beantworte­t, „aber das war vielleicht zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht möglich“, sagt einer. Die Arbeit gehe weiter wie bisher und von Angst sei nichts zu spüren, berichtet ein anderer.

Im Brief an die Mitarbeite­r macht die Geschäftsf­ührung indes deutlich, dass es ihr ein wichtiges Anliegen ist, die Situation in Nordamerik­a „vollständi­g aufzukläre­n“und schreibt außerdem: „Die EHG wird ihren Fokus auf ihre Produkte, Geschäftsp­artner und Kunden unveränder­t beibehalte­n.“

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FOTO: WOLFGANG HEYER Viele Angestellt­e wünschen sich wieder ruhigere Zeiten beim Bad Waldseer Wohnmobilh­ersteller.

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