„Es muss normal für die Allgemeinheit werden“
2 Abgeordnete hat der Ravensburger Kreistag – und davon sind neun Frauen. Dass Parität in Gremien aber machbar ist, zeigt sich im Wangener Rat: Die acht Sitze der GOL sind zur Hälfte mit Frauen und zur Hälfte mit Männern besetzt. Natürlich ist das Frauenstatut der Grünen eine Art Zwang, über den man diskutieren kann. Keine Frau wird gerne auf Listenplatz eins stehen, „nur“weil sie eine Frau ist. Natürlich muss die Fähigkeit eines Kandidaten an erster Stelle stehen.
Aber dennoch braucht es einen gewissen Druck, um eine Änderung, vor allem in den Köpfen, zu bewirken. Denn erst wenn es normal wird, dass Frauen in der Politik genau so viele Ämter übernehmen wie ihre männlichen Kollegen, erst wenn man sich nicht mehr auf die Schultern klopfen muss, weil es „schon“fünf Bürgermeisterinnen im Landkreis gibt, dann ist Gleichberechtigung geschafft. Und bis etwas für die Allgemeinheit normal ist, dau- ert es erfahrungsgemäß eine Weile. Und wieso soll diese Normalität nicht mit einem gewissen Druck beschleunigt werden? Wenn man nicht mehr darüber spricht, dass Frauen unterrepräsentiert sind und sogar Angst davor bekommt, das Gleichgewicht könnte sich auf einmal umdrehen, machen wir wieder eine Rolle rückwärts in der Entwicklung.
Für die Kommunalwahl im Mai wünschen sich die Kreistagskandidatinnen übrigens 20 bis 30 Prozent Frauenanteil. Das ist die sogenannte kritische Masse, ab der eine Gruppe Einfluss auf die Mehrheit nehmen kann. Bei 30 Prozent Frauenanteil muss wohl noch niemand Angst haben, dass die jahrelange Ungleichheit plötzlich umgedreht wird. Und bei 30 Prozent Frauenanteil darf das Engagement hin zu Parität noch lange nicht aufhören.
„Bei 30 Prozent darf das Engagement nicht aufhören.“
Marlene Gempp
m.gempp@schwaebische.de