Bakterienparty im Darm
Pupsen ist für viele ein absolutes Tabu, dabei sind die Gase normal
HAMBURG (dpa) - Nichts könnte unangenehmer sein: Man ist in Gesellschaft, und plötzlich will Luft aus dem Bauch heraus. Pupsen gilt nicht unbedingt als salonfähig. Dabei sind jene, bei denen gelegentlich die Luft entweicht, eigentlich klar im Vorteil. Acht- bis zehnmal pupst der Durchschnittsmensch pro Tag. Wer in diesem Bereich liegt, braucht sich in der Regel keine Gedanken zu machen, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Was sind Blähungen überhaupt?
Eine Bakterienparty im Darm, könnte man sagen. Kleine Blähungen sind ganz normal und ein Zeichen dafür, dass der Darm arbeitet. Im Dickdarm kommen normalerweise nur Abfallprodukte an. Manche Lebensmittelbestandteile werden allerdings weiter oben – im Magen und Dünndarm – nicht richtig verdaut. Sie landen fälschlicherweise bei den Dickdarmbakterien auf dem Teller. „Die feiern dann ein großes Fest“, sagt Ernährungsexpertin Bettina Jagemann aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Dabei entstehen Gase. Hat man Glück, entweichen die Darmwinde einfach – auch wenn das ein peinliches Geräusch erzeugt oder für die Umstehenden unangenehm riecht. Schlechter ist der andere Fall: Dann hat man mit schmerzhaften Blähungen zu kämpfen, die sich nicht lösen.
Was also tun?
Ob überhaupt Handlungsbedarf besteht, hängt davon ab, wie sehr einen die Luft im Bauch stört. Sind die Blähungen schmerzhaft oder entweicht andauernd unkontrolliert Luft und ist das einem unangenehm, lohnt sich erstmal ein Blick auf den eigenen Speiseplan. „Am besten schreibt man ein Ernährungs- und Symptomtagebuch“, rät Jagemann. Blähend wirken etwa einige Lebensmittel wie Kohl oder Hülsenfrüchte. Aber auch zu viel Fruchtzucker oder Getränke mit Kohlensäure können die Gasbildung verstärken, sagt die Expertin. Wer eine Idee hat, was die Blähungen begünstigt, lässt das einfach mal eine Zeit lang weg und schaut, was passiert. Meist muss man nicht dauerhaft verzichten, erklärt Jagemann – nur vielleicht nicht täglich zwei Obstsmoothies trinken. Sinnvoll sei auch, sich nach den Mahlzeiten zu bewegen. Der gute alte Verdauungsspaziergang kann dafür sorgen, dass der Magen besser arbeitet.
Wann muss man zum Arzt?
Hilft die Ernährungsumstellung nicht, lohnt sich ein Besuch beim Arzt, sagt Jagemann. Denn Blähungen können die Lebensqualität beeinträchtigen und zum Beispiel auch Sodbrennen auslösen. Wird das chronisch, kann die Säure die Speiseröhre angreifen. Da sollte man gemeinsam mit dem Arzt rechtzeitig gegensteuern, rät die Expertin. Zudem können organische Ursachen hinter vermehrter Gasbildung stecken, die ebenfalls behandelt werden müssen.