Wangens Schüler dürfen demonstrieren
Schulen dulden die Teilnahme an der Klima-Demonstration, wenn der offizielle Weg eingehalten wird
Am Freitag gibt es auf dem Marktplatz eine Kundgebung für den Klimaschutz.
WANGEN - Seit die heute 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg im August 2018 erstmals mit einem Plakat vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm für einen Wandel in der Klimapolitik ihres Landes demonstrierte, hat die Bewegung unter dem Namen „Fridays for Future“weltweit immer mehr junge Anhänger gefunden. Auch in Wangen findet sich seit einigen Wochen regelmäßig eine Handvoll junger Menschen am Freitagmorgen auf dem Marktplatz ein, um ihren Unmut über die aktuelle Politik kund zu tun und eine nachhaltigere Strategie für die Zukunft zu fordern. Am Freitag, 15. März, ist jetzt erstmals eine größere Kundgebung angesetzt. „Wir rechnen mit bis zu 200 Teilnehmern“, erklärt der 22-jährige Berufsschüler Alwin Schürer, der die Demo zusammen mit einigen Gleichgesinnten organisiert hat.
Los geht es um 9.10 Uhr vor dem BSW-Südgebäude, wo Schürer als erster Redner einige Worte an seine Mitdemonstranten richten wird. Anschließend setzt sich der Demonstrationszug in Richtung Marktplatz in Bewegung, wo weiteren Sprechern die Möglichkeit gegeben wird, ans Mikrofon zu treten. Negative Konsequenzen von Seiten der Schulen aufgrund des verpassten Unterrichts brauchen die Schüler indes nicht zu fürchten. „Wir sehen das Thema einer nachhaltigen Umweltpolitik als wichtig an und können den Wunsch der Schüler, hierfür zu demonstrieren, absolut verstehen“, erklärt Heiko Kloos, Geschäftsführender Leiter der weiterführenden Schulen und Chef der Johann-Andreas-Rauch-Realschule Wangen.
Schulleiter sehen sich im Konflikt
„Wir dulden die Teilnahme unserer Schüler an der Demonstration, aber natürlich stehen wir als Schulleiter in dem Konflikt, dass die Erfüllung der Schulpflicht sowie die Aufsichtspflicht gewährleistet sein muss. Daher sollten sich die Demonstrationsteilnehmer im Vorfeld der Veranstaltung von ihren Eltern für den Zeitraum der Kundgebung beurlauben oder rückwirkend entschuldigen lassen“, so Kloos. Der versäumte Unterrichtsstoff müsse selbstverständlich eigenständig nachgeholt werden. Auf diese „Wangener Linie“hätten sich die Schulleiter der weiterführenden Schulen geeinigt.
Dieser Linie folgt auch das Rupert-Neß-Gymnasium (RNG), wie Schulleiter Michael Roth berichtet. „Immer wieder wird über die Politikverdrossenheit der Jugend geredet, da finde ich es wichtig, den Schülern keine Steine in den Weg zu legen, wenn sie sich für ein Thema interessieren und versuchen, sich zu engagieren. Wir dürfen zwar nicht zu einer Teilnahme an der Demonstration aufrufen, aber wir werden die Schüler auch nicht bestrafen, solange eine schriftliche Beurlaubung oder Entschuldigung vorliegt, die verpassten Inhalte nachgeholt und eventuell verpasste Klausuren nachgeschrieben werden.“
Am RNG fließen die Geschehnisse des Tages zum Teil sogar in den Unterricht mit ein. „Die Fachschaft Gemeinschaftskunde versucht immer, tagesaktuelle Themen in den Unterricht mit aufzunehmen. Neben dem Brexit sind die Fridays-for-Future-Demonstrationen aktuell das wichtigste Thema für interessierte Schüler und wird deshalb auch im Unterricht aufgearbeitet“, erklärt Michael Roth.
Auch die Schüler der Freie Waldorfschule Wangen werden nicht bestraft, wenn sie an der Demonstration teilnehmen, solange sie die nötigen Entschuldigungen der Eltern vorweisen können. Gleiches gilt für Jugendliche des Beruflichen Schulzentrums Wangen (BSW). Auch hier wird im Rahmen der „Wangener Linie“mit streikenden Schülern verfahren, wie der stellvertretende Schulleiter Holger Kopp auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilte.