Von Menschen und Mäusen
Zum klassischen Repertoire der Klassenkasper gehört das Mitbringen von Mäusen in die Schule. Es ist sozusagen die Königsdisziplin zur Erregung ungeteilter Aufmerksamkeit nicht nur weiblicher Pädagogen. Kein Wunder, ist doch die Maus, lateinisch Mus der Unterordnung Myomorpha, ein Schadnager. Freigelassen in Klassenzimmern, vermag das Tier helle Aufregung zu verursachen, die naturgemäß der effizienten Wissensaufnahme, die der Absicht jedweden Schulunterrichts zugrunde liegt, äußerst abträglich ist.
Ob es in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien besonders viele Klassenkasper gibt, lässt sich ohne Weiteres nicht feststellen. Die hohe Zahl von Mäusen an einer dortigen Grundschule ist indes amtlich. Die Rektorin ließ über den ORF verbreiten:
„Das ist ein Desaster sowohl für die Kinder als auch für die Kolleginnen.“Das Befinden der Mäuse ist in der Nachricht nicht weiter the- matisiert. Aber offenbar sind sie fidel und bester Laune, wodurch sie sich zur Vermehrung angeregt fühlten. Das geht so weit, dass die Schule teilweise für den Unterricht gesperrt ist. Ob das genügt, um die Nagetiere zum Auszug zu bewegen, ist doch sehr fraglich – gerade vor dem Hintergrund der Volksweisheit: „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“Ohne einen Kammerjäger wird es also nicht gehen. Die Schule muss sich indes gefallen lassen, dass sich andere, von Mäusen unbehelligte Personen über sie lustig machen. Aber wie heißt es im Sprichwort so treffend: Wer den Schadnager hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. (nyf)