„Schwer zu begreifen“– Formel 1 trauert um Whiting
Tod von Rennleiter legt Schleier über Saisonauftakt
MELBOURNE (SID) - Draußen über dem Albert Park strahlte die Sonne, Fans säumten zu Tausenden die Strecke, die Vorfreude auf den Saisonstart lag schon in der Luft. Drinnen, im kalten Kunstlicht, saß Sebastian Vettel. Sein Mund ein Strich. Und er versuchte, eine Tragödie in Worte zu fassen. „Ich bin schockiert“, sagte der Ferrari-Star mit belegter Stimme, „es ist schwer zu begreifen, wenn so jemand ganz plötzlich einfach nicht mehr da ist.“Der unerwartete Tod des Renndirektors Charlie Whiting hat die Formel 1 in Melbourne aus ihrem Idyll gerissen.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten war der Brite eine der wichtigsten Figuren im Fahrerlager, an der Seite von Bernie Ecclestone hatte er die moderne Königsklasse gestaltet, noch am Mittwoch bereitete er ganz gewöhnlich den Großen Preis von Australien vor. Am Donnerstagmorgen erlag Whiting einer Lungenembolie, er wurde 66 Jahre alt.
„Ich habe noch gestern mit ihm gesprochen“, sagte Vettel, „wir sind die Strecke zusammen abgegangen, haben Witze gemacht, über die Familien gesprochen.“Seit 1997 war der Mann mit dem trockenen Humor für den reibungslosen Ablauf eines jeden Grand Prix zuständig gewesen, für Sicherheitsfragen und die Umsetzung des Reglements. In Melbourne wird er nun kurzfristig durch den Australier Michael Masi ersetzt – es muss eben losgehen in der Formel 1, es muss weitergehen.
Renault-Pilot Nico Hülkenberg berichtete zwar von „einer komischen, einer mulmigen Atmosphäre im Fahrerlager“, doch schon am Donnerstag nahm der normale GrandPrix-Betrieb wieder Fahrt auf. Die Piloten sprachen über den Auftakt am Sonntag (6.10 Uhr/RTL und Sky) – und Sebastian Vettel versuchte beharrlich, den deutlichen Favoritenstatus für Ferrari zu relativieren.
„Wir kommen alle als Jäger und als Gejagte hierher“, sagte der 31-Jährige, „wir starten ja alle mit null Punkten. Aber wenn ich Melbourne verlasse, dann will ich der Gejagte sein.“Die Scuderia hat in der Saisonvorbereitung beeindruckt und wirkte überlegen, im Qualifying-Modus ebenso wie in der Rennsimulation. Im fünften Jahr will Vettel endlich seinen ersten Titel in Rot gewinnen.
Dazu tragen auch die nicht optimalen Auftritte der Silberpfeile bei den Wintertests in Barcelona bei. „Wir müssen nicht drumherum reden“, sagte Hamilton: „Es gibt noch einiges für uns zu tun, das war nicht schwierig zu erkennen.“
Kein Zweifel, schon am Wochenende wird es in Melbourne um das richtige Setup, die Strategie und um die Duelle auf der Strecke gehen. Ihren langjährigen Renndirektor Charlie Whiting wird die Formel 1 darüber aber nie vergessen.