Wirte boykottieren Fest der Stadt
Rasthof-Frust: Bei der Versammlung der Dehoga-Ortsstelle Bad Waldsee geht es heiß her
BAD WALDSEE - Bei der Hauptversammlung der Dehoga-Ortsstelle hat es am Donnerstagnachmittag einen verbalen Knall gegeben. Einige Bad Waldseer Wirte wenden sich ganz bewusst vom städtischen Fest „Bad Waldsee schmeckt“am 1. Juni ab. Der Grund: Die Gastronomen und Hoteliers sind verärgert über die Entscheidung, dass an der B 30 ein Rasthof samt Hotel und Fastfood-Kette gebaut werden soll.
Als Citymanagerin Shqipe Karagja das Konzept des Festes vorstellt, ist es ruhig. „Das große Thema ist die Regionalität“, sagt sie und im Raum macht sich latent eine gewisse Resignation breit. Neben dem Bauernmarkt sollen weitere regionale Anbieter ihre Waren präsentieren können und gipfeln soll es im Essensangebot. Karagja wirft sogar eine Kochshow als Idee auf. Bei so manchem der 20 Anwesenden treten deutlich sichtbar Stirnfalten hervor. „Wir wollen den Faden der Regionalität vom Landwirt bis hin zu ihnen spannen, wo man dann sieht, was man alles aus den Produkten machen kann“, erklärt die Citymanagerin, ehe eine kurze Stille eintritt.
Verärgerte Gastronomen
Nun ergreift Alexander Bösch vom Gasthaus Adler in Gaisbeuren das Wort und erteilt dem Fest eine schallende Abfuhr. „Zum Thema Regionalität passt es gar nicht, einen Rasthof mit McDonald’s bauen zu wollen“, berichtet Bösch verärgert. Die Stadt habe nie das Gespräch zu den ortsansässigen Gastronomen gesucht – „das ist kein Miteinander“, findet Bösch klare Worte und erklärt den Boykott. Er will die Absage als klaren Protest gegenüber dem Rasthof verstanden wissen. Genauso wie gegenüber dem Zustandekommen der Entscheidung, der bekanntlich eine Aufhebung des AUT-Beschlusses vorausging. Lauter Applaus brandet auf und so zeigen einige weitere Wirte, dass sie dem Fest ebenfalls bewusst fernbleiben wollen.
Karagja bemüht sich im Anschluss die Wogen zu glätten und bittet darum, die Themen zu differenzieren: „Diese Verbindung herzustellen, halte ich für falsch. Das hat mit dem Fest und den Werten der Stadt nichts zu tun. Ich halte die Nicht-Beteiligung für fehl am Platz.“Doch die Entscheidung der Gastronomen ist gefallen. Mehrere Anwesende wünschen der Veranstaltung dennoch einen erfolgreichen Verlauf. „Unsere Verärgerung darüber, dass man uns nicht gehört hat, ist groß“, verdeutlicht der Vorsitzenden der Dehoga-Ortsstelle, Rudi Spieß, die Situation und beendet kurz darauf die Sitzung.
Zuvor wurde schon deutlich, dass die gesetzlichen Vorgaben den Wirten das Leben weiter erschweren. „Wenn wir das alles umsetzen, dann sind wir nur noch im Büro und nicht mehr in der Küche“, betonte Spieß die vielen bürokratischen und aus seiner Sicht unsinnigen Auflagen. Es wurde deutlich, dass sich die Gastronomen ein flexibles Arbeitszeitrecht wünschen und nicht noch weitere Gesetzesvorgaben. Während der Sitzung stellte sich außerdem der neue Dehoga-Geschäftsstellenleiter Thorsten Liszka vor und informierte über veränderte Gesetzesregelungen beim Urlaub und befristeten Arbeitsverhältnissen. Auch auf einen sogenannten Internetpranger, bei denen öffentlich Lebensmittelkontrollberichte hochgeladen werden können, wurden thematisiert und Lösungen aufgezeigt.