Eine schwierige Baustelle mit vielen Fragezeichen
Die SZ Wangen erklärt, wann und wie der B-32-Bahnübergang beseitigt werden soll – und warum das so lange dauert
WANGEN - Warum dauert das so lange, bis der ungeliebte B-32-Bahnübergang endlich verschwindet? Angesichts der Entwicklung der vergangenen Wochen und Monaten dürfte so mancher Wangener diese Frage zuletzt wieder öfter gestellt haben. Die SZ sagt, warum der Baustart nun erst nach der Landesgartenschau 2024 erfolgt, was die Baustelle so kompliziert macht und wie ein möglicher Zeitplan aussehen könnte.
Die Vorentwurfspläne zur Beseitigung des B-32-Bahnübergangs liegen seit Ende 2017 zur Prüfung beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Seitdem hat es bei einigen Punkten einen regen und vor allem zeitintensiven Austausch zwischen Berlin und den im Land zuständigen Stellen gegeben. Nach SZ-Informationen waren beziehungsweise sind die Kostenverteilung bei der Anbindung der Fronwiesen (Grünbrücke) oder der Verlauf von Fuß- und Radwegen zu klären. Das Regierungspräsidium (RP) Tübingen als hiesige Planungsbehörde geht in der jüngsten Pressemitteilung vom 19. Februar davon aus, dass diese „Abstimmungen“in den kommenden Wochen abgeschlossen werden können und der „Gesehenvermerk“des Bundes „demnächst“vorliegt.
RP sammelt schon mal Unterlagen
Dieser Vermerk ist die Voraussetzung, damit das sogenannte Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann. Zuvor müssen für dieses, bei großen Infrastrukturmaßnahmen übliche Genehmigungsverfahren jedoch zahlreiche Unterlagen zusammengestellt werden, die viele Ordner füllen dürften: beispielsweise Lageund Höhenpläne, ein landschaftspflegerischer Begleitplan, spezielle Bauwerkspläne, Lärmberechnungen oder Gutachten zu Schadstoffen oder zur Umweltverträglichkeit. Mit dem aufwändigen Sammeln und Aktualisieren der Unterlagen hat das RP schon vor einigen Monaten begonnen. Und hat schon einmal vorsorglich angekündigt, dass sie dafür noch eine Weile braucht. Denn es müssten noch „zahlreiche Dokumente zur Baustellenlogistik und Bauausführung vorbereitet werden“.
„Definitives Ziel“sei, das Planfeststellungsverfahren im Herbst einzuleiten, so Regierungspräsident Klaus Tappeser. Verbunden ist dieser Schritt auch mit der öffentlichen Auslegung der Unterlagen. Zuvor soll es in Wangen eine Informationsveranstaltung für die Bürger geben. „Mindestens zwei Jahre“rechnet das RP für das Genehmigungsverfahren – bei „normalem“Verlauf. Denn Klagen könnten den Planfeststellungsbeschluss, mit dem faktisch Baureife besteht, hinauszögern. Insofern ist
2020
der folgende Zeitplan einer unter Vorbehalt.
sollen parallel zur Landesgartenschau die vorbereitenden Arbeiten ablaufen. Hier geht es vor allem um das Sichern und Verlegen der vorhandenen Leitungen und Kanälen für Abwasser, Wasser, Gas oder Strom. Dabei soll der Verkehr auf der Bundesstraße 32 so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Das Regierungspräsidium geht davon aus, dass diese Vorbereitung rund ein halbes Jahr in Anspruch nimmt. Ebenfalls sechs Monate setzt das RP für den Bau eines provisorischen und „mit viel Technik behafteten“Bahnübergangs und für die Baustraße an. Verlaufen wird das „neue“B-32-Teilstück
2024
während der Bauzeit ab der Einmündung Zeppelinstraße von Ravensburg kommend zunächst geradeaus über das Kutter-Areal weiter, dann senkrecht über die Schienen und anschließend in einem Linksbogen vor dem Abzweig der Ravensburger Straße wieder in den Buchweg hinein. Um den Weg bis dorthin freizumachen, müssen auch einige stattliche Bäume fallen.
Engstelle zwischen Mauer und Buch
Erst wenn diese Baustraße fertig ist – irgendwann wohl in – kann es mit der eigentlichen Baustelle losgehen. Zunächst stehen die Erdarbeiten an, an der tiefsten Stelle muss für die künftige Unterführung der Allgäubahn
2025
rund acht Meter tief gegraben werden. Parallel dazu müssen als Sicherung Bohrpfähle gesetzt und bei aufwändigen Betonarbeiten mehrere hundert Meter lange Stützwände erstellt werden. Knifflig dürfte es an der Engstelle am Buchweg werden: Denn zwischen der hohen Stützmauer für das Anwesen der alten Villa Wiedemann und dem Hang des angrenzenden Naherholungsgebiets „Buch“östlich davon müssen zwei Fahrbahnen einer Bundesstraße und eine Zufahrt für Baustellenfahrzeuge passen. Möglich, dass hierzu bereits ein Teil des „Buch“-Hangs, an dem später auch ein insgesamt 3,5 Meter breite Fuß- und Radweg entlang laufen soll, abgetragen werden muss. „Wie an dieser Stelle genau verfahren wird, ist noch nicht geklärt“, so ein RP-Sprecher. Fest steht jedoch die geplante Dauer für die Grabungsarbeiten: „Noch einmal ein Jahr.“
Womöglich in wären dann die drei Brückenbauwerke an der Reihe. Als Erstes wird die Bahnbrücke in Angriff genommen. Hier wird nebenan zunächst erneut gegraben, um Platz für das neue Brückenbauwerk zu schaffen. Wenn dieses fertig ist, wird der bestehende Bahnübergang entfernt, dann wieder gegraben und schließlich die neue Brücke an ihren künftig Platz verschoben. Wie lange hierfür die – nach derzeitigem Stand bereits rund sechs Jahre (!) elektrifizierte – Bahnstrecke gesperrt werden muss, steht noch nicht fest. Klar ist jedoch, dass erst danach die Überführung der Praßbergstraße nördlich davon und die südlich davon liegende und als Anbindung der Fronwiesen dienende Grünbrücke gebaut werden. „Der Bau der drei Brücken wird sicherlich noch einmal zwei Jahre dauern“, heißt es vom RP.
2026 „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“2028
Damit wäre man im Jahr angelangt. Bis der Verkehr auf der B 32 in diesem Bereich wieder fließen kann, sind aber noch weitere Arbeiten nötig. Unter anderem muss die Zeppelinstraße tiefer gelegt werden, um auf das gleiche Höhenniveau wie die Bundesstraße zu kommen. Wie hier der Verkehr geregelt werden soll – mit Voll- oder Teilsperrung samt Ampelregelung – ist ebenfalls noch unklar. Gut möglich, dass am Ende das Band bei der feierlichen Einweihung der neuen Bahnunterführung 2029, vielleicht auch erst 2030 durchgeschnitten wird.
Und wohlgemerkt: Alles unter dem Vorbehalt, dass der Planfeststellungsbeschluss nicht länger als angenommen auf sich warten lässt. „Es geht um die Sicherheit von Straßen, Schiene, Wegen“, so der RP-Sprecher. Und: „Gründlichkeit geht hier vor Schnelligkeit.“
„Schnell“ist in diesem Fall relativ.