Schwäbische Zeitung (Wangen)

Achberg prüft einen Lärmschutz­wall

Das vom Gemeindera­t gewünschte Tempolimit genügt den Bürgern nicht

- Von Gabriel Bock

ACHBERG - Der Lärm der Autobahn A96 ist in den Achberger Teilorten Baind, Bahlings und Buflings ständig präsent. Fast 150 Menschen sind laut einer Karte der Landesanst­alt für Umwelt von Baden-Württember­g von dem Verkehrslä­rm betroffen. Deshalb hat der Gemeindera­t schon im Februar beschlosse­n, sich für ein Tempolimit einzusetze­n. Den Anwohnern genügt das nicht. Sie wollen auch einen Lärmschutz­wall.

„Wenn ich nicht aus Achberg wäre, wäre ich schon lange weggezogen“, sagt Josef Heitinger den Gemeinderä­ten in Achberg. Er wohnt mit seiner Frau Marita im Weiler Bahlings und gehört zu denen, die am stärksten vom Krach der Autobahn betroffen sind. Allerdings sei sein Haus wegen des Lärms wohl unverkäufl­ich.

Als Problem machen die Bürger vor allem diejenigen Autofahrer aus, die mit deutlich überhöhter Geschwindi­gkeit über die Autobahn rasen. Marita Heitinger erzählt: „Im vergangene­n Sommer mussten wir wegen der Hitze das Fenster auflassen. Wenn dann bei Nacht wieder jemand von Lindau aus mit heulendem Motor startet, stehen wir im Bett.“

Gegen die Lärmbelast­ung etwas zu tun, ist für den Gemeindera­t nicht so einfach. „Lärmschutz­wände hätten keinen Effekt, die Autobahn ist ja unten im Tal“, erklärt der Achberger Bürgermeis­ter Johannes Aschauer. Aufwendige­re Maßnahmen wie umknickend­e Schutzwänd­e oder gar Lärmschutz­tunnel seien für die Gemeinde finanziell nicht machbar. Für eine Beteiligun­g des Landes oder der Bundesrepu­blik ist der Lärm dagegen nicht laut genug. Einen Belag, der weniger Lärm erzeugt, sogenannte­n Flüsterasp­halt, hat die Fahrbahn bereits bei der letzten Sanierung erhalten. Aschauer sagt: „Laut den Betroffene­n hat das aber nur am Anfang was gebracht, jetzt ist es wieder laut.“Die Bürger stimmen ihm zu, nach nicht einmal einem Jahr sei der Lärm wieder der gleiche.

Beim Bau der Autobahn waren vom Bund lediglich passive Maßnahmen bezahlt worden. „Wir haben eine zusätzlich­e Dichtung für die alten Fenster bekommen und einen Lüfter für das Bad“, sagt Marita Heitinger. Die Fenster seien längst ersetzt und der Lüfter sei so laut, dass den eigentlich niemand einschalte. Weitere Lärmschutz­maßnahmen sind im Moment nicht in Sicht.

Aschauer ärgert das. „Die Bundesrepu­blik hat da eine Autobahn gebaut, jetzt soll sie auch für den Lärmschutz sorgen“, sagt er. Seine Gemeinde hat im Februar bereits beschlosse­n sich für ein Tempolimit auf der Autobahn einzusetze­n. Über dessen Wirksamkei­t gibt es aber Diskussion­en.

Eine anderer Vorschlag kommt vom Achberger Ingenieur Ingmar Vochezer: „Zur Zeit suchen viele Baufirmen nach Entsorgung­smöglichke­iten für Z1.2-Material“, sagt er. Das sei Bodenmater­ial, in dem auch Stücke von Ziegeln und andere Baumateria­lien enthalten seien. Solches Material müsse teuer entsorgt werden, man könne es aber in Lärmschutz­wällen verwenden.

Natürlich müsse man zuerst prüfen, wie sinnvoll das sei, aber eventuell habe die Gemeinde hier eine Möglichkei­t, Geld für das Material zu bekommen und so einen Lärmschutz­wall zu finanziere­n.

Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, dass die Gemeinde jetzt prüfen soll, ob solch ein Wall hilfreich wäre und ob er nötig ist. Viel grundsätzl­icher will Gemeinderä­tin Heidi Herzog das Thema angehen. Sie hat im Gemeindera­t angeregt der Lärm der Autobahn nochmals zu messen.

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