Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bamf-Chef kritisiert Flüchtling­shelfer

Die SPD macht bei ihrem Europakonv­ent klar, dass sie den Koalitions­partner Union härter angehen will

- Von Mathias Puddig

BERLIN (epd/dpa) - Der Präsident des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf), Hans-Eckhard Sommer, hat kritisiert, dass Flüchtling­shelfer oftmals Abschiebun­gstermine öffentlich bekannt machen. „Es ist ganz offensicht­lich, dass einige Organisati­onen das Interesse verfolgen, Abschiebun­gen generell zu bekämpfen – ich denke vor allem an selbst ernannte Flüchtling­sräte“, sagte Sommer der „Welt am Sonntag“. Der bayerische Flüchtling­srat wies die Kritik zurück.

BERLIN - Anfangs ist nicht recht klar, wen Andrea Nahles eigentlich meint. „Wir brauchen nicht die Lauen“, ruft sie beim Europakonv­ent der SPD. Die Lauen? Das sind, erklärt sie dann, die Politiker, die Europa vor allem „durch die innenpolit­ische Brille“betrachten. Konkret meint sie damit CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. „Nicht lau, nicht innenpolit­isch“, dürfe der Europawahl­kampf geführt werden, führt Nahles dann fort. Stattdesse­n brauche es „Europäerin­nen und Europäer mit Herz“. Und die gebe es bei den Sozialdemo­kraten, nicht bei den Konservati­ven.

Seit Monaten beteuern Sozialdemo­kraten, dass die kommende Europawahl so wichtig ist wie keine zuvor. Stets warnen sie dabei vor denen, die Europa zerstören wollten. Beim Europakonv­ent bekommt diese Melodie einen neuen Ton: Auch die, die nicht entschiede­n für die EU kämpfen, werden angegriffe­n. Zielscheib­e sind jetzt also auch die Konservati­ven

Wider das „dröhnende Schweigen“

Nicht nur von Nahles, auch von den SPD-Spitzenkan­didaten gibt es Zunder für die Europäisch­e Volksparte­i. Auf die Vorschläge des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron für die Weiterentw­icklung der EU will Katarina Barley nur „dröhnendes Schweigen“aus dem Kanzleramt gehört haben. Und die CDUChefin wolle nur einen Flugzeugtr­äger bauen: „Das ist nicht unsere Vorstellun­g von Europa, Frau KrampKarre­nbauer!“, ruft Barley.

Ihr Co-Spitzenkan­didat Udo Bullmann wirft den Blick nach Ungarn, wo die Demokratie „nachhaltig geschädigt“worden sei. Nach Italien und Österreich, wo ebenfalls Rechtspopu­listen regierten und die Konservati­ven sich nicht abgrenzten. „Wenn die Braunen wieder marschiere­n, dann sind die Schwarzen nicht immer zuverlässi­g“, ruft Bullmann. „Die Freiheit Europas kann man nur bewahren, wenn man Haltung zeigt und zuverlässi­g ist.“

Beim Europakonv­ent wurde zudem das Programm der SPD für die Wahl Ende Mai einstimmig beschlosse­n. Vor allem Sozial- und Steuerpoli­tik stellten die Sozialdemo­kraten in den Mittelpunk­t: So erneuerte Barley ihre Forderung nach einem europäisch­en Mindestloh­n, der für alle Länder bei 60 Prozent des jeweiligen Durchschni­ttseinkomm­ens liegen soll. In Deutschlan­d würde das einen Mindestloh­n von ungefähr zwölf Euro bedeuten.

Bullmann hob auf den Zusammenha­ng von Klimaschut­z und Steuerpoli­tik ab: „Es geht nicht, dass die einfache Bevölkerun­g dafür bezahlt, während die Steuern für die Reichen gestrichen werden.“

Außerdem beschäftig­ten sich die Delegierte­n mit der EU-Urheberrec­htsreform und den Schülerdem­onstration­en für mehr Klimaschut­z. So sprachen sie sich gegen Uploadfilt­er aus – ohne das Urheberrec­ht preisgeben zu wollen – und empfahlen ihren EU-Parlamenta­riern, am Dienstag gegen den Artikel 13 zu stimmen. Zudem solidarisi­erten sie sich, ohne Gegenstimm­e, mit den „Fridays for Future“-Demonstran­ten, die im Wochenrhyt­hmus strengeren Klimaschut­z fordern.

Schulz’ Zeiten sind weit entfernt

Für die Sozialdemo­kraten ist die Europawahl von besonderer Bedeutung. Nicht nur die Zukunft der EU steht für sie auf dem Spiel. Eine Niederlage dürfte auch die SPD selbst in noch schwierige­res Fahrwasser bringen. Es gilt als unwahrsche­inlich, dass die Sozialdemo­kraten in Deutschlan­d das Ergebnis der vergangene­n Wahl wiederhole­n können. 2014 hatten sie mit ihrem Spitzenkan­didaten Martin Schulz noch mehr als 27 Prozent erreicht. Davon sind die Genossen derzeit weit entfernt. Spitzenkan­didat Bullmann warb dafür, sich von all dem nicht einschücht­ern zu lassen. „Lasst Euch nicht einreden, das ist alles so trübe mit den Sozialdemo­kraten in Europa“, forderte er die Delegierte­n auf. Und sagte dann noch: „Wir kommen zurück.”

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FOTO:DPA Die SPD-Spitzenkan­didaten für die Europawahl Katarina Barley und Udo Bullmann.

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