Mein Freund, der Kühlschrank
Die enge Beziehung zwischen Mensch und Kühlschrank hat natürlich damit zu tun, dass Kühlschränke keine blöden Bemerkungen machen, wenn der Mensch nächtens im Schlafanzug die Schokolade, die da immer hinter dem Eierkarton versteckt ist, herausholt. Da summt er bloß verständnisvoll und dimmt sein Licht sanft herunter, sodass der Schlaftrunkene nicht in die grelle Wirklichkeit dieses kalorienreichen Möbels zu blicken braucht.
„Jeder Kühlschrank ist eine kleine Welt/und das Gefrierfach ist sein Himmelszelt“, hat vor Jahrzehnten der Musikkabarettist Jörg Maurer gezwitschert, bevor er sich auf das Verfassen von Alpenkrimis verlegte. Das ändert freilich wenig an der frostigen Freundschaft zwischen Mann und Kühlmaschine. Unglücklicherweise wird das digitale Zeitalter auch dieses Verhältnis in Zukunft komplizierter machen. Kühl-Gefrierkombinationen, die Multitalente moderner Küchen, sind inzwischen vernetzt. Es ist gegenwärtig bereits möglich, dass der Kühlschrank Lebensmittel selbstständig nachbestellt.
Die künstliche Intelligenz könnte am Ende dafür sorgen, dass der Kühlschrank auch mitbestimmt, was eingekauft wird. Denn wenn er sich mit der Personenwaage seines Besitzers vernetzt und Informationen über vorherrschendes Übergewicht erlangt, könnte er sogar den nächtlichen Griff hinter den Eierkarton zur Schokolade einfach dadurch unterbinden, indem er die Tür verriegelt.
Bei dieser Vorstellung läuft es nicht nur altmodischen Kühlschränken kalt die Rückwand herunter. Wahre Freunde machen sowas einfach nicht.