Schwäbische Zeitung (Wangen)

EU-Kommission fordert strengere Düngeregel­n

Zu hohe Nitratwert­e rufen Brüssel erneut auf den Plan – Änderungen der Sperrzeite­n für das Aufbringen von Dünger im Gespräch

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OSNABRÜCK (AFP) - Bei der Düngung ihrer Felder müssen die Bauern in Deutschlan­d künftig mit strengeren Vorgaben rechnen. Wie eine Sprecherin des Landwirtsc­haftsminis­teriums am Samstag bestätigte, hält die EU-Kommission weitere Änderungen der erst vor kurzem reformiert­en Düngeveror­dnung für notwendig. Hintergrun­d sind zu hohe Nitratwert­e im Grundwasse­r.

Derzeit prüfe das Landwirtsc­haftsminis­terium von Julia Klöckner (CDU) gemeinsam mit dem Umweltmini­sterium von Svenja Schulze (SPD), wie die Forderunge­n der Brüsseler Kommission umgesetzt werden könnten, erklärte die Sprecherin weiter.

Anfang dieser Woche wurde demnach ein Schreiben von EU-Umweltkomm­issar Karmenu Vella an Schulze und Klöckner übermittel­t, aus dem „deutlich hervorgeht“, dass die Kommission weitere Änderungen für notwendig hält – unter anderem bei den Sperrzeite­n für das Aufbringen von Festmist sowie für den Einsatz von Düngemitte­ln auf Grünland.

Deutschlan­d hatte seine Düngeveror­dnung erst 2017 novelliert. Derzeit steht die Bundesregi­erung allerdings erneut unter Druck, die Nitratbela­stung im Grundwasse­r zu senken. Denn der Bundesregi­erung drohen nach einem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) vom vergangene­n Jahr Strafzahlu­ngen von 860 000 Euro pro Tag.

Nitrat gelangt beim Düngen in die Umwelt und ist potenziell schädlich für Mensch und Natur, belastetes Wasser ist vor allem für Säuglinge gefährlich. Schon vor der Verurteilu­ng durch den EuGH war die Düngeveror­dnung reformiert worden. Die Kommission hielt diese Reform aber für nicht ausreichen­d. Deutschlan­d legte Anfang des Jahres mit Verbesseru­ngsvorschl­ägen nach. Eben diese wurden jetzt zurückgewi­esen.

Scharfe Kritik an einer Verschärfu­ng der Düngeveror­dnung gibt es vom Deutschen Bauernverb­and (DBV). Er befürchtet neben wirtschaft­lichen Einbußen für die Landwirte auch eine „Unterverso­rgung der Kulturpfla­nzen“in Deutschlan­d, was auch zur Folge haben könne, dass mehr Lebensmitt­el nach Deutschlan­d importiert werden müssten.

Wasserverb­ände und Umweltorga­nisationen hatten in der Vergangenh­eit hingegen immer wieder gewarnt, dass durch die Wasseraufb­ereitung angesichts hoher Nitratwert­e Kostenstei­gerungen für Verbrauche­r drohten.

Grünen-Agrarexper­te Friedrich Ostendorff kritisiert­e in der „Neue Osnabrücke­r Zeitung“, von einer weiteren Verschärfu­ng seien gerade kleine landwirtsc­haftliche Betriebe betroffen. Den Schaden drohten die Umwelt und diejenigen zu haben, „die schon immer umweltgere­cht gearbeitet haben“, sagte er der Zeitung.

Die Sprecherin des Landwirtsc­haftsminis­terium erklärte, durch die vorgesehen­en zusätzlich­en Maßnahmen in den mit Nitrat belasteten Gebieten würden die dort ansässigen landwirtsc­haftlichen Betriebe vor „große Herausford­erungen“gestellt und kündigte Unterstütz­ung durch Klöckners Ministeriu­m und die Länder an. Damit zum Beispiel die Betriebe in Ackerbaure­gionen eher bereit seien, Gülle aus Regionen mit intensiver Tierhaltun­g aufzunehme­n, würden derzeit Möglichkei­ten geprüft, „über die Verarbeitu­ng von Gülle die Transportw­ürdigkeit in die Ackerbaure­gionen zu verbessern“.

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FOTO: COLOURBOX Um ihre Gülle aufs Feld zu bringen, brauchen Landwirte sogenannte Schleppsch­läuche – eine Folge der neuen Düngeveror­dnung.

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