Forscher testen neues Bohrsystem im Bodensee
LANGENARGEN (dpa) - Neue Erkenntnisse für die Klimaforschung erhoffen sich Wissenschaftler von einem neuen Bohrsystem, das im Mai am Bodensee getestet werden soll. Das im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft entwickelte Gerät kann Proben aus bis zu 100 Metern Sedimenttiefe gewinnen, wie Martin Wessels vom Institut für Seenforschung in Langenargen sagte. Später soll das Bohrsystem weltweit auch in anderen Seen eingesetzt werden können.
„Die Umweltgeschichte ist im Boden gespeichert“, sagte Wessels. So könne man beispielsweise aus Sedimentproben herauslesen, welche Organismen zu bestimmten Zeiten vorkamen oder welche Nährstoffe es gegeben habe. „Das gibt beispielsweise auch Hinweise auf Warmoder Kaltzeiten.“In sehr alten Gewässern könne man dadurch Erkenntnisse zur Klimageschichte aus früheren Zeiten gewinnen.
Geplant seien die Probebohrungen Ende Mai, mit einer Dauer von rund vier Wochen, sagte Projektleiterin Antje Schwalb von der Technischen Universität Braunschweig. Der genaue Bohrpunkt zwischen Konstanz und Friedrichshafen werde noch bestimmt. Negative Auswirkungen auf die Umwelt gebe es nicht. Denn durch ein neues Verfahren kommt die Bohrung ohne Erschütterung und Lärm aus. Auch die Schifffahrt oder die Fischerei würden nicht beeinträchtigt. Die Fische störe das ebenso wenig, sagte Wessels. „Die schwimmen schlicht und ergreifend auch mal weg.“
Am Bodensee gehe es in erster Linie darum, das Gerät selbst zu testen, sagte Wessels. „Wir haben hier schon viele Sedimentkerne, aber eher mit zehn Metern Länge. Jetzt bohren wir zudem an anderer Stelle, wo mehr Sedimente vorhanden sind.“Quasi als Nebenerzeugnis könnten dabei auch neue Erkenntnisse über den Bodensee entstehen. „Wenn man so etwas macht, muss man natürlich versuchen, das unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten weiterzuverwenden.“So würden die Proben unter anderem von den Universitäten in Bern und Konstanz weiter untersucht.