Minister Scheuer in der Sexismuskritik
SPD-Frauen fordern Stopp von Helm-Kampagne des Bundesverkehrsministeriums
BERLIN (epd) - Eine neue Kampagne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) soll junge Leute zum Tragen von Fahrradhelmen animieren. Doch die Darstellungen mit leicht bekleideten Models stoßen auf heftige Kritik. Das Ministerium verteidigt die Motive.
Die Frauen in der SPD forderten am Sonntag einen Stopp der Aktion. Maria Noichl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, sagte der „Bild am Sonntag“: „Es ist peinlich, dumm und sexistisch, wenn der Verkehrsminister seine Politik mit nackter Haut verkauft. Deshalb: Runter mit den Plakaten.“Ein Ministeriumssprecher verteidigte die Kampagne und erklärte, die Motive erzeugten Aufmerksamkeit und könnten Leben retten. Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat konterte die Vorwürfe: „Natürlich ist eine solche Kampagne auch immer eine Geschmacksfrage, aber wir zeigen ganz bewusst Frauen und Männer“, sagte Hauptgeschäftsführer Christian Kellner.
SPD-Fraktionsvize Katja Mast sagte, die Umsetzung des eigentlich richtigen Themas sei „peinlich, altbacken und sexistisch“. „Halbnackte Frauen und Männer sollten nicht mit Steuergeldern auf Plakate gebannt werden“, erklärte sie am Samstag in der „Passauer Neuen Presse“.
Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Josephine Ortleb, sagte der Zeitung, es brauche „weder Frauen als Objekte, nackte Haut noch Sexismus, um junge Menschen auf Sicherheit im Radverkehr aufmerksam zu machen“. Das Beispiel von Scheuers „Sexsells-Kampagne“zeige, dass die Bundesregierung dringend eine Gleichstellungsstrategie benötige.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Manja Schüle sagte dem Blatt, Scheuer setze auf „eine Kampagne mit leicht bekleideten Mädchen und Jungen mit Helm auf dem Kopf, die lasziv räkelnd die Botschaft verbreiten sollen: ‚Sieht Scheiße aus (der Helm), rettet aber mein Leben‘.“Dies sei „zutiefst sexistisch“. Der Verkehrsminister müsse seine Kampagne überarbeiten: „Er sollte nicht länger Mädchen und Jungen in Dessous für seine PR benutzen“, betonte Schüle. Auch von den Grünen kam Kritik. Stefan Gelbhaar, Sprecher für Radverkehr der Grünen-Bundestagsfraktion, sagte der „Bild am Sonntag“: „Statt auf sexistische Werbung ohne Wirkung zu setzen, sollte Scheuer endlich ernsthaft für die Verkehrssicherheit auf unseren Straßen sorgen.“
Ein Sprecher des Verkehrsministeriums erklärte, man könne die Einwände nachvollziehen, stehe aber hinter den Motiven. Hauptzielgruppe der Aktion seien junge Frauen und Männer, die aus ästhetischen Gründen keine Helme tragen, sagte er. Eine erste Auswertung zeige, dass die Zielgruppe sehr gut erreicht werde. „Eine gelungene Verkehrssicherheitskampagne soll auch immer aufrütteln und darf polarisieren“, sagte der Sprecher. „Jede Kontroverse um die Motive erzeugt Aufmerksamkeit für unsere Aktion und rettet Leben. Wir suchen neue Wege.“
Das Bundesverkehrsministerium hatte die Kampagne mit dem Titel „Looks like shit. But saves my life“am Freitag vorgestellt. Sie soll vor allem junge Radfahrerinnen und Radfahrer zum Tragen eines Helms animieren. Die Plakate sollen von kommender Woche an in deutschen Großstädten zu sehen sein. Auch in sozialen Netzwerken löste die Aktion Spott und Kritik aus.