Große Künstler beim Kleinkunst-Slam-Poetry-Festival
Fünf Interpreten treten in der Stadtbücherei im Kornhaus auf
WANGEN - Gefühle, geflüstert und geschrien, gesungen und gesprochen. So oder so. Die fünf Künstler, die am Freitagabend in der Stadtbücherei auf der Bühne standen, verliehen Worten und Sprache ungeahnte Kräfte und trafen das Publikum mitten ins Herz. Sie traten beim Kleinkunst-Slam-Poetry-Festival auf.
Nachdem alle Stühle besetzt waren, wurden die Plätze auf der Treppe und der Galerie eingenommen. Weit über 100 junge und ältere Menschen fanden sich ein. Fabian Mroz alias Mr. Fabulous gestaltete den Anfang zunächst mit Liedern, deren eigenkomponierte Texte etwas ernster und nachdenklich stimmten. Er begleitete sich selbst auf der Gitarre. „Die Wahrheit muss ans Licht, denn verstecken kann man sie nicht“, war die Botschaft in seinem Lied, das er mit „der Wahrheit über das Lügen“ankündigte.
Mit dem Blick auf unsere Gesellschaft und die Politik durchleuchtete Mr. Fabulous die „Gedanken, die wir mit Konsum betanken“. Das Lied trug den Titel „Das Monster“und stellte vor die Frage, wohin Profitgier und Eigennutz geführt haben.
Nida Raya ist eine junge Künstlerin, die „Menschen in Texte und Gedichte verpackt“. So kündigte sie ihre gefühlvoll vorgetragenen Beobachtungen und Erfahrungen an, die sich im Alltag widerspiegeln. Sie erzählte von Beziehungen und Schicksalen von Menschen aus ihrer eigenen Sichtweise und die Worte, die sie dafür fand, gingen tief unter die Haut.
J-Man erzählte eine „tierisch verrückte Liebesgeschichte von meiner Frau und mir“. Unschlagbar wie er mit einem Text, der 250 Tiere beinhaltet, mit den Worten jongliert und dabei eine Geschichte erzählte. Der in Wangen lebende Künstler des Poetry-Slams verstand es aber auch mit ironischen Texten das Publikum zu unterhalten. Mit „Ich werde Deutscher“warf er einen kritischen Blick auf das deutsche Volk und strapazierte dabei die Lachmuskeln des Publikums.
„Mu Siegfried“alias Siege Schock präsentierte sich „schräg, schrill und schwäbisch“. Seinen selbst komponierten Liedern geht zunächst eine stets allzu menschelnde Geschichte voraus, die auf schwäbisch sowohl gesprochen als auch gesungen wird. Er erzählte von „Done“, seinem übereifrigen Nachbarn, der im Besitz sämtlicher „Maschinerien“aus dem Baumarkt ist und diese auch stets geschäftig zum Einsatz bringt. Da kann man als nicht ganz so „schaffiger Schwobe“schon mal ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man im Liegestuhl die Zeitung liest – wenn überhaupt. Jedenfalls liebt Mu Siegfried seinen Hund „Harald“und hat diesem ein Lied gewidmet, bei dessen Refrain das ganze Publikum mitsingen darf. Humor auf schwäbisch. Staubtrocken, aber kaum zu toppen so wie Siege Schock das rüber bringt.
Schließlich nahm Wolfgang Heyer die schwäbische Sprache noch ein wenig, dafür aber sehr liebevoll auf die Schippe. Denn bei genauem Hinhören wird der eigenwillige Dialekt gar zur Weltsprache und kann gut und gern mit Japanisch oder dem Russischen verwechselt werden. Denn in allzu zahlreichen, locker dahingesagten Phrasen, kann man schon gewisse Ähnlichkeiten feststellen. Der Aktivsatz „I hon putzt“, mit dem dazu gehörigen Passiv auf Schwäbisch „mi hots putzt“, was so viel heißt wie „ich bin krank“, differiert zwar inhaltlich ein wenig, aber im Schwäbischen gelten eben andere Regeln.
Das Publikum war begeistert. Und so gab es noch ein Lied, von allen Künstlern gemeinsam gesungen, als Zugabe.