Schwäbische Zeitung (Wangen)

Große Künstler beim Kleinkunst-Slam-Poetry-Festival

Fünf Interprete­n treten in der Stadtbüche­rei im Kornhaus auf

- Von Claudia Bischofber­ger

WANGEN - Gefühle, geflüstert und geschrien, gesungen und gesprochen. So oder so. Die fünf Künstler, die am Freitagabe­nd in der Stadtbüche­rei auf der Bühne standen, verliehen Worten und Sprache ungeahnte Kräfte und trafen das Publikum mitten ins Herz. Sie traten beim Kleinkunst-Slam-Poetry-Festival auf.

Nachdem alle Stühle besetzt waren, wurden die Plätze auf der Treppe und der Galerie eingenomme­n. Weit über 100 junge und ältere Menschen fanden sich ein. Fabian Mroz alias Mr. Fabulous gestaltete den Anfang zunächst mit Liedern, deren eigenkompo­nierte Texte etwas ernster und nachdenkli­ch stimmten. Er begleitete sich selbst auf der Gitarre. „Die Wahrheit muss ans Licht, denn verstecken kann man sie nicht“, war die Botschaft in seinem Lied, das er mit „der Wahrheit über das Lügen“ankündigte.

Mit dem Blick auf unsere Gesellscha­ft und die Politik durchleuch­tete Mr. Fabulous die „Gedanken, die wir mit Konsum betanken“. Das Lied trug den Titel „Das Monster“und stellte vor die Frage, wohin Profitgier und Eigennutz geführt haben.

Nida Raya ist eine junge Künstlerin, die „Menschen in Texte und Gedichte verpackt“. So kündigte sie ihre gefühlvoll vorgetrage­nen Beobachtun­gen und Erfahrunge­n an, die sich im Alltag widerspieg­eln. Sie erzählte von Beziehunge­n und Schicksale­n von Menschen aus ihrer eigenen Sichtweise und die Worte, die sie dafür fand, gingen tief unter die Haut.

J-Man erzählte eine „tierisch verrückte Liebesgesc­hichte von meiner Frau und mir“. Unschlagba­r wie er mit einem Text, der 250 Tiere beinhaltet, mit den Worten jongliert und dabei eine Geschichte erzählte. Der in Wangen lebende Künstler des Poetry-Slams verstand es aber auch mit ironischen Texten das Publikum zu unterhalte­n. Mit „Ich werde Deutscher“warf er einen kritischen Blick auf das deutsche Volk und strapazier­te dabei die Lachmuskel­n des Publikums.

„Mu Siegfried“alias Siege Schock präsentier­te sich „schräg, schrill und schwäbisch“. Seinen selbst komponiert­en Liedern geht zunächst eine stets allzu menschelnd­e Geschichte voraus, die auf schwäbisch sowohl gesprochen als auch gesungen wird. Er erzählte von „Done“, seinem übereifrig­en Nachbarn, der im Besitz sämtlicher „Maschineri­en“aus dem Baumarkt ist und diese auch stets geschäftig zum Einsatz bringt. Da kann man als nicht ganz so „schaffiger Schwobe“schon mal ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn man im Liegestuhl die Zeitung liest – wenn überhaupt. Jedenfalls liebt Mu Siegfried seinen Hund „Harald“und hat diesem ein Lied gewidmet, bei dessen Refrain das ganze Publikum mitsingen darf. Humor auf schwäbisch. Staubtrock­en, aber kaum zu toppen so wie Siege Schock das rüber bringt.

Schließlic­h nahm Wolfgang Heyer die schwäbisch­e Sprache noch ein wenig, dafür aber sehr liebevoll auf die Schippe. Denn bei genauem Hinhören wird der eigenwilli­ge Dialekt gar zur Weltsprach­e und kann gut und gern mit Japanisch oder dem Russischen verwechsel­t werden. Denn in allzu zahlreiche­n, locker dahingesag­ten Phrasen, kann man schon gewisse Ähnlichkei­ten feststelle­n. Der Aktivsatz „I hon putzt“, mit dem dazu gehörigen Passiv auf Schwäbisch „mi hots putzt“, was so viel heißt wie „ich bin krank“, differiert zwar inhaltlich ein wenig, aber im Schwäbisch­en gelten eben andere Regeln.

Das Publikum war begeistert. Und so gab es noch ein Lied, von allen Künstlern gemeinsam gesungen, als Zugabe.

 ?? FOTO: CLBI ?? Fabian Mroz alias Mr. Fabulous sang und spielte beim Poetry-SlamFestiv­al im Kornhaus seine selbst getexteten Lieder vor. Ob kritisch oder fröhlich: Zusammen mit vier anderen Künstlern begeistert­e er das Publikum.
FOTO: CLBI Fabian Mroz alias Mr. Fabulous sang und spielte beim Poetry-SlamFestiv­al im Kornhaus seine selbst getexteten Lieder vor. Ob kritisch oder fröhlich: Zusammen mit vier anderen Künstlern begeistert­e er das Publikum.

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