„Ravensburger Erklärung“: Besuch ohne Gipfeltreffen
Keine offizielle Begegnung zwischen katholischer und evangelischer Kirche am Rande des Bischofsbesuchs
RAVENSBURG - Am Montagabend wird Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, mit Gläubigen öffentlich über die „Ravensburger Erklärung“und seine Reaktion darauf diskutieren. Viele Kritiker des Bischofs haben lange auf die Gelegenheit gewartet. Zu diesen gehörte auch die evangelische Kirche. Doch deren offizielle Vertreter sind im Schwörsaal nur „interessierte Zuhörer“, sagt Dekan Friedrich Langsam. Einen direkten Austausch zwischen den Verantwortlichen beider Konfessionen im Rahmen des Besuches wird es nicht geben.
Mit der „Ravensburger Erklärung“hatten sich Protestanten und Katholiken gegenseitig zu Abendmahl und Kommunion eingeladen. Die Initiative ging vom Arbeitskreis „Kirche lädt ein“aus, der unter dem Motto „Vom Trennen zum Teilen – Abendmahl für alle“für sein Anliegen warb. Daraus entstand die Erklärung, die im Oktober 2017 unter anderem vom katholischen Stadtpfarrer Hermann Riedle und dessen evangelischem Kollegen Martin Henzler-Hermann unterzeichnet worden war. Ein Jahr später musste sich Riedle auf Weisung aus Rottenburg davon distanzieren.
Der evangelische Dekan Friedrich Langsam (Ravensburg) hatte daraufhin von einem Rückschritt in der Annäherung der beiden Konfessionen gesprochen, Martin Henzler-Hermann zeigte sich empört über das Verhalten von Bischof Gebhard Fürst. „Soll er doch nach Ravensburg kommen und seine Haltung öffentlich erläutern und darüber diskutieren“, so der evangelische Pfarrer schon im Herbst 2018. Einfach einen Priester nach Rottenburg zu zitieren, so ginge es nun wirklich nicht.
Die Diskussion gibt es nun (Einlass am Montag im Schwörsaal um 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr), einen direkten Austausch zwischen den beiden Konfessionen bei dieser Gelegenheit nicht. „Eine Anfrage wegen eines Austauschs oder eines Treffens ging bei uns nicht ein“, so Dekan Langsam zur „Schwäbischen Zeitung“. Es habe auch in den vergangenen Monaten keinerlei persönliche Kontakte zwischen der evangelischen Kirche in Ravensburg und der Diözese in Rottenburg zu Themen der Ökumene und speziell zur „Ravensburger Erklärung“gegeben.
Langsam wird zwar an der Veranstaltung teilnehmen, „allerdings als interessierter Zuhörer“. Der Dekan: „In meiner Funktion als evangelischer Dekan werde ich mich zurückhalten, weil es sich hier um eine innerkatholische Angelegenheit handelt. Die evangelische Position ist klar und bekannt.“
Dekan Langsam hofft auf neue Impulse für die Ökumene vor Ort
Gleichwohl verbindet Langsam mit dem Besuch des Bischofs in Ravensburg auch die Hoffnung, dass die Ökumene vor Ort neue Impulse bekommt: „Es wäre in jedem Fall wünschenswert. Wenn es in dieser belasteten Situation gelänge, dass alle Seiten wieder miteinander in ein offenes Gespräch kommen, um gemeinsam weitere Schritte nach vorne zu wagen, wäre schon viel gewonnen.“
Wie berichtet, soll die Veranstaltung gut zwei Stunden dauern. Bischof Fürst will zunächst zum Thema sprechen. „Dabei will ich natürlich auch das Problem beschreiben und erklären, warum ich mich so entschieden habe“, sagte der Bischof der „Schwäbischen Zeitung“. Danach soll es ein moderiertes offenes Gespräch geben. Fragen aus dem Publikum sollen gesammelt werden. Im Anschluss will Bischof Fürst bei einer Art Stehempfang Gläubigen die Gelegenheit geben, direkt auf ihn zuzukommen.
Eine halbe Stunde vor der Veranstaltung wird sich der Bischof mit dem ökumenischen Arbeitskreis „Kirche lädt ein“treffen. Auch während der Veranstaltung räume die Diözese Vertretern des Arbeitskreises und der Kirchengemeinderäte Zeit ein, um die Aktion „Vom Trennen zum Teilen“vorzustellen, hieß es.