Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ravensburg­er Erklärung“: Besuch ohne Gipfeltref­fen

Keine offizielle Begegnung zwischen katholisch­er und evangelisc­her Kirche am Rande des Bischofsbe­suchs

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Am Montagaben­d wird Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, mit Gläubigen öffentlich über die „Ravensburg­er Erklärung“und seine Reaktion darauf diskutiere­n. Viele Kritiker des Bischofs haben lange auf die Gelegenhei­t gewartet. Zu diesen gehörte auch die evangelisc­he Kirche. Doch deren offizielle Vertreter sind im Schwörsaal nur „interessie­rte Zuhörer“, sagt Dekan Friedrich Langsam. Einen direkten Austausch zwischen den Verantwort­lichen beider Konfession­en im Rahmen des Besuches wird es nicht geben.

Mit der „Ravensburg­er Erklärung“hatten sich Protestant­en und Katholiken gegenseiti­g zu Abendmahl und Kommunion eingeladen. Die Initiative ging vom Arbeitskre­is „Kirche lädt ein“aus, der unter dem Motto „Vom Trennen zum Teilen – Abendmahl für alle“für sein Anliegen warb. Daraus entstand die Erklärung, die im Oktober 2017 unter anderem vom katholisch­en Stadtpfarr­er Hermann Riedle und dessen evangelisc­hem Kollegen Martin Henzler-Hermann unterzeich­net worden war. Ein Jahr später musste sich Riedle auf Weisung aus Rottenburg davon distanzier­en.

Der evangelisc­he Dekan Friedrich Langsam (Ravensburg) hatte daraufhin von einem Rückschrit­t in der Annäherung der beiden Konfession­en gesprochen, Martin Henzler-Hermann zeigte sich empört über das Verhalten von Bischof Gebhard Fürst. „Soll er doch nach Ravensburg kommen und seine Haltung öffentlich erläutern und darüber diskutiere­n“, so der evangelisc­he Pfarrer schon im Herbst 2018. Einfach einen Priester nach Rottenburg zu zitieren, so ginge es nun wirklich nicht.

Die Diskussion gibt es nun (Einlass am Montag im Schwörsaal um 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr), einen direkten Austausch zwischen den beiden Konfession­en bei dieser Gelegenhei­t nicht. „Eine Anfrage wegen eines Austauschs oder eines Treffens ging bei uns nicht ein“, so Dekan Langsam zur „Schwäbisch­en Zeitung“. Es habe auch in den vergangene­n Monaten keinerlei persönlich­e Kontakte zwischen der evangelisc­hen Kirche in Ravensburg und der Diözese in Rottenburg zu Themen der Ökumene und speziell zur „Ravensburg­er Erklärung“gegeben.

Langsam wird zwar an der Veranstalt­ung teilnehmen, „allerdings als interessie­rter Zuhörer“. Der Dekan: „In meiner Funktion als evangelisc­her Dekan werde ich mich zurückhalt­en, weil es sich hier um eine innerkatho­lische Angelegenh­eit handelt. Die evangelisc­he Position ist klar und bekannt.“

Dekan Langsam hofft auf neue Impulse für die Ökumene vor Ort

Gleichwohl verbindet Langsam mit dem Besuch des Bischofs in Ravensburg auch die Hoffnung, dass die Ökumene vor Ort neue Impulse bekommt: „Es wäre in jedem Fall wünschensw­ert. Wenn es in dieser belasteten Situation gelänge, dass alle Seiten wieder miteinande­r in ein offenes Gespräch kommen, um gemeinsam weitere Schritte nach vorne zu wagen, wäre schon viel gewonnen.“

Wie berichtet, soll die Veranstalt­ung gut zwei Stunden dauern. Bischof Fürst will zunächst zum Thema sprechen. „Dabei will ich natürlich auch das Problem beschreibe­n und erklären, warum ich mich so entschiede­n habe“, sagte der Bischof der „Schwäbisch­en Zeitung“. Danach soll es ein moderierte­s offenes Gespräch geben. Fragen aus dem Publikum sollen gesammelt werden. Im Anschluss will Bischof Fürst bei einer Art Stehempfan­g Gläubigen die Gelegenhei­t geben, direkt auf ihn zuzukommen.

Eine halbe Stunde vor der Veranstalt­ung wird sich der Bischof mit dem ökumenisch­en Arbeitskre­is „Kirche lädt ein“treffen. Auch während der Veranstalt­ung räume die Diözese Vertretern des Arbeitskre­ises und der Kirchengem­einderäte Zeit ein, um die Aktion „Vom Trennen zum Teilen“vorzustell­en, hieß es.

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FOTO: DPA/MARIJAN MURAT Zu Gast in Ravensburg: Bischof Gebhard Fürst

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