Schwäbische Zeitung (Wangen)

Herzog blamiert seine Österreich­er

Israel bleibt in der EM-Qualifikat­ion weiter ungeschlag­en

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HAIFA (SID) - So hat sich Andreas Herzog das Wiedersehe­n mit seinen Landsleute­n erträumt. Österreich­s Rekordnati­onalspiele­r feierte als Trainer mit Israel gegen Austria einen überrasche­nd 4:2 (2:1)-Prestigesi­eg und blieb damit in der Qualifikat­ion für die EM 2020 ohne Niederlage. Doch war der Sieg auch politisch, auch wenn Herzog bei dem Thema abwinkt. „Wir haben schon mit sechs Juden und fünf Arabern in der Startelf gewonnen“, berichtet der Trainer der israelisch­en Nationalma­nnschaft. Er kenne sich mit den unzähligen widerstrei­tenden politisch-religiösen Interessen „nicht so gut aus“, sagt er. Zudem warte die Welt gewiss nicht auf seine Expertise – zumindest nicht zum Reizthema Nahostkonf­likt. Herzog, der Österreich­er in Israel, wäre auch in Tel Aviv gern einfach nur Fußballtra­iner. Doch so einfach ist das nicht. Denn sechs zu fünf in der Startelf: „So knapp war das Verhältnis noch nie. Ich wusste das gar nicht.“Hätte er im Spiel noch einen jüdischen gegen einen arabischen Profi ausgewechs­elt, sagt er, wäre es möglicherw­eise „zu Diskussion­en gekommen“.

Doch zurück zu Herzog. „Meine Heimat“, sagt Herzog. Und da war ja mal was. Immer wieder. „Kein anderer Mensch ist so oft nicht österreich­ischer Teamchef geworden wie er“, schrieb „Der Standard“. Zuletzt 2017: Da war Herzog sicher, diesen Job, der ihm nach eigener Interpreta­tion schließlic­h auch zustand, endlich zu bekommen.

Ihn bekam Franco Foda. Ein Deutscher. Herzog platzte fast vor Wut. „Verarschen kann ich mich selber auch!“, schimpfte er bei Sky. Heute sagt er, der Ärger, der „Grant“, wie er es nennt, sei nach zwei Tagen schon verraucht gewesen. Das ist wahrschein­lich etwas beschönigt.

Vor dem Duell richten sich in Haifa deshalb alle Augen auf Herzog, den Rekordnati­onalspiele­r, der hinauszog, um in Österreich auch als Trainer anerkannt zu werden. „Sie werden meine Geschichte jetzt raufund runterspie­len“, sagt er. „In beiden Ländern.“

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FOTO: IMAGO Andreas Herzog

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