Vom Teilen zum Trennen
Bischof erklärt in Ravensburg Ablehnung des gemeinsamen Abendmahls – Vorkämpfer für Ökumene enttäuscht
RAVENSBURG - Der katholische Bischof Gebhard Fürst hat bei seinem Besuch in Ravensburg sein Nein zum gemeinsamen Abendmahl katholischer und evangelischer Christen erneuert. Der höchste Geistliche der Diözese Rottenburg-Stuttgart brachte durch seine Ausführungen am Montag keine neue Bewegung in die Diskussion. Im Gegenteil. Er betonte die Unmöglichkeit des Unterfangens, das in der „Ravensburger Erklärung“formuliert worden war, und verschob eine Lösung der Frage auf unbestimmte Zeit. Am Ende des Abends fühlten sich ehrenamtliche Vorkämpfer für die Ökumene angegriffen und evangelische Pfarrer vor den Kopf gestoßen.
Bischof formuliert Bedingungen
Vor knapp 400 Besuchern äußerte sich Fürst am Montag zugespitzt über die Vorgänge im Schussental: Manche meinten, sie könnten von Ravensburg aus eine Kirchenfusion betreiben. „Das geht nicht. Wir haben eben eine weltkirchliche Struktur, wo nicht alles von unten kommt“, so Fürst. Wenn er lokale Kompromisse und damit kleine Überzeugungsgemeinschaften zuließe, komme es zu einer Fragmentierung innerhalb der Kirche. Seine Aufgabe sei es, die Kircheneinheit zu bewahren.
Unter dem Motto „Vom Trennen zum Teilen“hat seit 2013 ein ökumenischer Arbeitskreis in Ravensburg die Vision verfolgt, gemeinsam das Abendmahl zu feiern. Im Oktober 2017 schienen die Verantwortlichen am Ziel: Der katholische und der evangelische Stadtpfarrer unterzeichneten in einem feierlichen Akt die „Ravensburger Erklärung“und damit die gegenseitige Einladung. Ein Jahr lang war das Dokument in der Welt, bevor sich der katholische Pfarrer Hermann Riedle auf Weisung des Bischofs davon distanzieren musste. Der Widerruf löste eine Diskussion zum Thema Ökumene aus, die weit über das Schussental hinausreichte.
Fürst erklärte bei seinem vielfach eingeforderten Besuch sein Einschreiten mit unterschiedlichen Überzeugungen bei der Wandlung von Brot und Wein: Katholiken glaubten, Jesus bleibe im Brot präsent – deshalb würden Hostien im Tabernakel aufbewahrt – „ehrfürchtig, um sie verehren zu können“, so der Bischof. Die evangelischen Christen gingen lediglich von der Präsenz während des Abendmahls aus. Nach der Feier werde mit Brot und Wein umgegangen, „als wenn nichts gewesen wäre“. Das sei für ihn nicht zu akzeptieren.
Zur Frage nach Bedingungen eines gemeinsamen Abendmahls führte er aus: An der Kommunion dürfe teilnehmen, wer die Gegenwart Christi im Altarsakrament anerkenne und wer das Hochgebet sowie die Anrufung Heiliger mitspreche.
Der Sprecherin des Arbeitskreises „Kirche lädt ein“, Isolde Leopold, standen nach der Veranstaltung die Tränen in den Augen. „Wenn ich ihn richtig verstanden habe, können wir dann gemeinsam Abendmahl feiern, wenn wir Evangelischen den Papst anerkennen“, sagte sie. Schließlich komme der im Hochgebet vor. „Das ist doch nicht einladende Kirche, das ist eine Übernahme.“
Einigen Besuchern fehlten Perspektiven für die Ökumene. Der Bischof habe vor allem Differenzen betont, sagte ein Zuhörer. Im Publikum waren aber auch Katholiken, die gerade darüber froh waren. „Der Bischof hat klare Kante gezeigt, da war ich sehr glücklich drüber“, sagte eine Gegnerin des gemeinsamen Mahls.
Für die evangelischen Theologen im Publikum waren indes die Äußerungen des Bischofs zu ihrem Umgang mit Brot und Wein „starker Tobak“, wie einer von ihnen sagte. Dass Fürst auf die Frage, wann es zum gemeinsamen Abendmahl kommen könnte, mit dem Finger auf evangelische Christen zeige, sei „verquer“, kritisierte die Pfarrerin Ulrike Hermann. Dekan Friedrich Langsam stellte sich der Behauptung eines würdelosen Umgangs mit Brot und Wein entgegen. Der evangelische Stadtpfarrer Martin Henzler-Hermann lobte den Bischof dafür, dass er sich in Ravensburg der Diskussion gestellt hat. Bei der Abendmahlsfrage handelt es sich letztlich um ein innerkatholisches Problem. „Die evangelische Position ist klar: Alle sind von Herzen eingeladen.“