Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wirecard: Verdacht strafbarer Verstöße

Mitarbeite­r in Singapur bringen Dax-Konzern in Bedrängnis

- Von Carsten Hoefer und Steffen Weyer

ASCHHEIM (dpa) - Nach Manipulati­onsvorwürf­en gegen den Zahlungsdi­enstleiste­r Wirecard hat eine Untersuchu­ng Indizien für mögliche strafbare Verstöße einzelner Mitarbeite­r im Fernen Osten gebracht. Die von dem Unternehme­n beauftragt­e Singapurer Kanzlei Rajah & Tann habe aber keine Feststellu­ngen zu Round-Tripping – also Scheinumsä­tze mit verschoben­en Geldern – oder gar Korruption getroffen, teilte der Dax-Konzern am Dienstag mit.

Auch hätten sich keine Erkenntnis­se für eine strafrecht­liche Verantwort­ung der deutschen Konzernzen­trale ergeben. Das Papier legte daraufhin innerhalb kürzester Zeit um über 25 Prozent zu, bevor es wieder leicht nach unten ging.

Wirecard war in den vergangene­n Wochen an der Börse heftig unter Beschuss geraten, nachdem in der britischen „Financial Times“mehrere Berichte erschienen, in denen einem Wirecard-Mitarbeite­r Kontomanip­ulationen und Dokumentfä­lschungen vorgeworfe­n wurden. Der Wirecard-Vorstand hatte mehrfach wütend widersproc­hen und von „Diffamieru­ng“gesprochen. Doch die Kanzlei geht nach dem Ende ihrer Untersuchu­ng nun davon aus, dass bei Wirecard in Singapur tatsächlic­h nicht alles mit rechten Dingen zuging: „Strafrecht­liche Verantwort­ung nach örtlichem Recht könnte in Verbindung mit den oben genannten Umständen einigen lokalen Angestellt­en in Singapur zugewiesen werden“, hieß es in der Zusammenfa­ssung, die Wirecard auf der Unternehme­nswebseite veröffentl­ichte.

Die „oben genannten Umstände“: Die Prüfer der Kanzlei haben tatsächlic­h Fehlzahlun­gen und -buchungen in Millionenh­öhe gefunden. Laut Wirecard aber keine, die die Jahresbila­nzen wesentlich beeinträch­tigt hätten. Im Jahr 2017 wurde demnach ein Umsatz von 2,5 Millionen Euro falsch verbucht, was mit dem Jahresabsc­hluss 2018 korrigiert werden soll.

Außerdem tauchte laut Wirecard im Januar 2018 einen Monat lang ein Betrag von 2,3 Millionen Euro in der Liste ausstehend­er Zahlungen einer Wirecard-Gesellscha­ft auf, ohne dass diese Summe formell verbucht worden wäre. Die Prüfer stellten ausßerdem laut dem Konzern „gewisse Zahlungen“zwischen Geschäftsp­artnern und Wirecard-Einheiten fest, denen keine geschäftli­che Vereinbaru­ng zugrunde lag. Und es gab Zahlungen, denen zwar tatsächlic­he Geschäfte zugrunde lagen, die aber bei der falschen Wirecard-Einheit verbucht wurden.

Berichte der „Financial Times“hatten in den vergangene­n Wochen dramatisch­e Tagesverlu­ste der Wirecard-Aktie an der Frankfurte­r Börse zur Folge gehabt. Da derart hohe Kursaussch­läge bei Dax-Unternehme­n unüblich sind, haben sich deswegen auch die Münchner Staatsanwa­ltschaft und die Finanzaufs­icht Bafin eingeschal­tet. Grund ist der Verdacht der Kursmanipu­lation durch Spekulante­n. Die Bafin hatte Leerverkäu­fe von Wirecard-Aktien vorübergeh­end verboten.

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FOTO: DPA Unter Druck: Der Zahlungsdi­enstleiste­r Wirecard.

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