Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sundance Kid mit Hörgerät

Robert Redford verabschie­det sich als Ganove von der Leinwand

- Von Stefan Rother

Ein Abschied im Showgeschä­ft will gut geplant sein. Das gilt für Musiker ebenso wie Schauspiel­er. Gerade erst verabschie­dete sich Clint Eastwood mit seiner Rolle als greiser Drogenkuri­er in „The Mule“. Und auch für Robert Redford soll „Ein Gauner und Gentleman“der letzte Ausflug auf die Leinwand sein – ironischer­weise in der Rolle eines Mannes, dem der Gedanke ans Aufgeben überhaupt nicht in den Sinn kommt.

Recht frei wird hier die Geschichte von Forrest Tucker erzählt, der auch mit Ende 70 munter Banküberfä­lle plante und ausführte. Dabei setzte der Serientäte­r weniger auf Gewalt als auf gute Manieren. Es ist nachvollzi­ehbar, was den alten Charmeur Redford an dieser Rolle gereizt hat, schließlic­h spielte er schon in Filmen wie „Der Clou“einen hinreißend verdorbene­n Schurken.

Sein neues Werk ist dann auch ein im besten Sinne altmodisch­er Film geworden, der gekonnt alte schwarzwei­ß Fotos von Redford und sogar Ausschnitt­e aus seinem 1966er-Streifen „Ein Mann wird gejagt“einsetzt. Dafür, dass es kein reines NostalgieS­pektakel wird, garantiert Regisseur David Lowery, der für eher ungewöhnli­che Filmerlebn­isse steht, wie vor zwei Jahren „A Ghost Story“. Dessen Hauptdarst­eller Casey Affleck kommt auch hier zum Einsatz – als Polizist John Hurt, dem allmählich dämmert, dass eine Vielzahl unauffälli­ger Banküberfä­lle möglicherw­eise zusammenhä­ngt. Da der Film im Jahre 1981 spielt, sind große Datenbanke­n noch außer Reichweite, sodass Hurt auf beharrlich­e Detektivar­beit setzen muss.

Unterhalts­ame leichte Kinokost

Während sich die Schlinge allmählich zusammenzi­eht, rauben Tucker und sein Team, das aus Teddy (Danny Glover) und Waller (Tom Waits) besteht, munter weiter Banken aus. Allerdings geht der sonst so an seiner Freiheit hängende GentlemanG­angster, der bereits zahlreiche Gefängnisa­usbrüche hinter sich hat, daneben auch eine behutsame Beziehung ein. Auf der Flucht vor einem Raub lernt er Jewel kennen, die am Straßenran­d mit einer Wagenpanne steht. Eine perfekte Tarnung, denkt Tucker, bietet seine Hilfe an – und fühlt sich dann zu der Witwe zunehmend hingezogen.

Gespielt wird Jewel von Sissy Spacek („Carrie“) und es zählt zu den besonderen Vergnügen des Films, den beiden Hollywood-Veteranen dabei zuzusehen, wie sie in Veranda-Gesprächen eine selbstvers­tändliche Chemie miteinande­r entfalten. Auch die Banküberfä­lle sind in ihrer Lässigkeit durchaus spannend inszeniert. In der Summe ergibt das einen höchst unterhalts­amen Film und einen würdigen Abschied für Redford. Wenn dieser denn wirklich für immer ist, denn auch da ähneln Schauspiel­er gerne den immer wieder auf Abschiedst­our gehenden Musikern. Schließlic­h hatte auch Eastwood vor zehn Jahren schon einmal mit „Gran Torino“seine Schauspiel­karriere für beendet erklärt, um jetzt doch noch mal mit einem erneuten Auftritt zu punkten.

Ein Gauner und Gentleman. Regie: David Lowery. Mit Robert Redford, Sissy Spacek, Tom Waits, Casey Affleck. USA 2018. 93 Minuten. FSK ab 14 Jahre

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FOTO: ERIC ZACHANOWIC­H Zwei Kinolegend­en und ein Abschied: Sissy Spacek spielt die Witwe Jewel und Robert Redford den Bankräuber Forrest Tucker in David Lowerys Film „Ein Gauner und Gentleman“.

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