Sundance Kid mit Hörgerät
Robert Redford verabschiedet sich als Ganove von der Leinwand
Ein Abschied im Showgeschäft will gut geplant sein. Das gilt für Musiker ebenso wie Schauspieler. Gerade erst verabschiedete sich Clint Eastwood mit seiner Rolle als greiser Drogenkurier in „The Mule“. Und auch für Robert Redford soll „Ein Gauner und Gentleman“der letzte Ausflug auf die Leinwand sein – ironischerweise in der Rolle eines Mannes, dem der Gedanke ans Aufgeben überhaupt nicht in den Sinn kommt.
Recht frei wird hier die Geschichte von Forrest Tucker erzählt, der auch mit Ende 70 munter Banküberfälle plante und ausführte. Dabei setzte der Serientäter weniger auf Gewalt als auf gute Manieren. Es ist nachvollziehbar, was den alten Charmeur Redford an dieser Rolle gereizt hat, schließlich spielte er schon in Filmen wie „Der Clou“einen hinreißend verdorbenen Schurken.
Sein neues Werk ist dann auch ein im besten Sinne altmodischer Film geworden, der gekonnt alte schwarzweiß Fotos von Redford und sogar Ausschnitte aus seinem 1966er-Streifen „Ein Mann wird gejagt“einsetzt. Dafür, dass es kein reines NostalgieSpektakel wird, garantiert Regisseur David Lowery, der für eher ungewöhnliche Filmerlebnisse steht, wie vor zwei Jahren „A Ghost Story“. Dessen Hauptdarsteller Casey Affleck kommt auch hier zum Einsatz – als Polizist John Hurt, dem allmählich dämmert, dass eine Vielzahl unauffälliger Banküberfälle möglicherweise zusammenhängt. Da der Film im Jahre 1981 spielt, sind große Datenbanken noch außer Reichweite, sodass Hurt auf beharrliche Detektivarbeit setzen muss.
Unterhaltsame leichte Kinokost
Während sich die Schlinge allmählich zusammenzieht, rauben Tucker und sein Team, das aus Teddy (Danny Glover) und Waller (Tom Waits) besteht, munter weiter Banken aus. Allerdings geht der sonst so an seiner Freiheit hängende GentlemanGangster, der bereits zahlreiche Gefängnisausbrüche hinter sich hat, daneben auch eine behutsame Beziehung ein. Auf der Flucht vor einem Raub lernt er Jewel kennen, die am Straßenrand mit einer Wagenpanne steht. Eine perfekte Tarnung, denkt Tucker, bietet seine Hilfe an – und fühlt sich dann zu der Witwe zunehmend hingezogen.
Gespielt wird Jewel von Sissy Spacek („Carrie“) und es zählt zu den besonderen Vergnügen des Films, den beiden Hollywood-Veteranen dabei zuzusehen, wie sie in Veranda-Gesprächen eine selbstverständliche Chemie miteinander entfalten. Auch die Banküberfälle sind in ihrer Lässigkeit durchaus spannend inszeniert. In der Summe ergibt das einen höchst unterhaltsamen Film und einen würdigen Abschied für Redford. Wenn dieser denn wirklich für immer ist, denn auch da ähneln Schauspieler gerne den immer wieder auf Abschiedstour gehenden Musikern. Schließlich hatte auch Eastwood vor zehn Jahren schon einmal mit „Gran Torino“seine Schauspielkarriere für beendet erklärt, um jetzt doch noch mal mit einem erneuten Auftritt zu punkten.
Ein Gauner und Gentleman. Regie: David Lowery. Mit Robert Redford, Sissy Spacek, Tom Waits, Casey Affleck. USA 2018. 93 Minuten. FSK ab 14 Jahre