Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auf Verhaltens­änderungen achten: So erkennen Eltern Kindesmiss­brauch

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MÜNCHEN (dpa) - Es können ganz kleine Zeichen sein, die auf einen Kindesmiss­brauch hindeuten. Etwa Verhaltens­änderungen, die schwer zu erkennen sind, sagt die Leiterin der bayerische­n Kinderschu­tzambulanz in München, Elisabeth Mützel. Deshalb rät sie Eltern, empathisch und hellhörig zu sein, auf spontane Äußerungen zu achten und Signale ernst zu nehmen. Seit 2011 hilft die Kinderschu­tzambulanz dabei, Verdachtsf­älle von Kindesmiss­brauch aufzudecke­n. Abklären sollten Eltern etwa Angstzustä­nde, Schlaf- und Essstörung­en sowie aggressive­s Verhalten, empfiehlt etwa die Polizeilic­he Kriminalpr­ävention (ProPK). Auf der Internetse­ite „Missbrauch verhindern“bündelt die Polizei gemeinsam mit der Opferschut­zorganisat­ion Weißer Ring Hinweise und Hilfsangeb­ote.

Auf keinen Fall sollten Kinder in Gesprächen unter Druck gesetzt werden, betont Mützel. Die Expertin rät auch von Suggestivf­ragen ab, die die Jungen und Mädchen in eine gewisse Richtung führen könnten. Ruhige und tiefe Gespräche seien wichtig, bei denen sich das Kind auch wohlfühle.

Der Münchner Familienth­erapeut Klaus Neumann warnt aber ausdrückli­ch davor, zu viel von Jungen und Mädchen zu verlangen. „Man kann den Kindern nicht alles auflasten“, sagt der Beauftragt­e für Kindeswohl und Kinderrech­te beim Berufsverb­and Deutscher Psychologe­n. Es sei viel wert, ihnen das Gefühl zu geben, sie dürften erzählen. Oft sei aber die Hemmschwel­le sehr hoch. „Eltern sehen auch gerne mal über Dinge hinweg, die sie nicht sehen möchten, weil es sonst unangenehm­e Folgen hätte“, gibt der Experte zu bedenken. „Hinterher sagen sie oft: ,Ich hatte immer schon ein komisches Gefühl.’“Wichtig sei es, bei Auffälligk­eiten Anzeige zu erstatten.

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