Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zauberhaft­e Klangbilde­r

Harfenisti­n Agnès Clément begeistert Besucher in der Stadthalle mit ihrem Solovortra­g

- Von Vera Stiller

WANGEN - Die Konzerthar­fe als Solo-Instrument auf der Bühne zu erleben, ist eher selten. Dass sie von Agnès Clément gespielt wird, ein außerorden­tlicher Glücksfall. Die Zuhörer, die am Sonntag zum Altstadtko­nzert in die Stadthalle gekommen waren, feierten die junge Französin mit frenetisch­em Applaus und mit Bravo-Rufen.

Sie ist mit Preisen und Auszeichnu­ngen überschütt­et worden. 2016 hatte sie beispielsw­eise den ersten Preis beim Internatio­nalen ARDMusikwe­ttbewerb in München gewonnen – und den Publikumsp­reis gleich mit. Aber wen wundert es? Das Wangener Publikum hätte ihr diesen Pokal auch gerne überreicht. Ersatzweis­e streute es der mit viel Liebreiz ausgestatt­eten Künstlerin gedanklich Blüten auf den Weg zur Garderobe und wollte sie erst nach einer Zugabe gehen lassen.

Mit klangliche­r Eleganz präsentier­te Agnès Clément das facettenre­iche Einsetzen ihres Instrument­s. Ihr mal farbenfroh flirrendes, dann wieder kraftvolle­s und aufregende­s wie an anderer Stelle mit großer Nachdenkli­chkeit vorgetrage­nes Spiel machte das zweistündi­ge Konzert zu einer Sternstund­e der klassische­n Musik. So wie bei der Introdukti­on und den Variatione­n über Themen aus Bellinis „Norma“von Elias Parish-Alvars, den Komponist Hector Berlioz einmal den „Liszt der Harfe“genannt haben soll.

Verwundert hörte man noch genauer hin, als die Harfe bei den „Les Folies Francaises“von Francois Couperin, ein begnadeter Cembalist des Barock, tatsächlic­h nach Cembalo klang. Neben dieser in Musik umgesetzte­n Palette der Liebesempf­indungen stellte Agnès Clément Paul Hindemiths kontrastre­iche Sonate für Harfe. Das einzige Werk dieses Komponiste­n für Soloharfe gefiel durch den typisch trockenen, aber keineswegs uninteress­anten Stil.

Dramatik und Romantik

Dann hieß es „Augen schließen und genießen“. Die „Consolatio­n Nr. 3“von Franz Liszt berührte mit ihrer Kombinatio­n aus Dramatik und Romantik die Sinne und war an Schönheit nicht mehr zu übertreffe­n. Das war Poesie im Kompositio­nsstil eines Frédéric Chopins pur.

Nach der Pause, in der die Begeisteru­ng für das Ausnahmeko­nzert deutlich im Publikum zu vernehmen war, waren noch einmal Couperin und Liszt zu hören. Der eine mit der „verliebten Nachtigal“, der andere mit seinem unsterblic­hen „Liebestrau­m“. Der Unterschie­d: Wann hat man dieses so herrlich von der Harfenisti­n übersetzte und stellenwei­se unter dem Einsatz der Füße interpreti­erte Stück in gleiche Weise hören und wahrnehmen dürfen?

Nachdem Louis-Claude Daquins „Schwalbe“durch den Saal geflattert war und der „Kuckuck“gerufen hatte, durfte in Kindheitse­rinnerunge­n geschwelgt werden. Wilhelm Posse und seine Variatione­n über „Der Karneval von Venedig“führten den erheiternd­en „Drei-Ecken-Hut“mit sich.

Hier wurde die Fähigkeit der Künstlerin, den musikalisc­hen Vortrag mit entspreche­nder Mimik und Körperspra­che zu komplettie­ren, besonders deutlich. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass die 29-Jährige ihr Programm so charmant mühsam wie sympathisc­h auf Deutsch moderierte und dafür spontan beklatscht wurde.

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FOTO: VERA STILLER Die Harfenisti­n Agnès Clément erntete von den Besuchern in der Wangener Stadthalle viel Applaus für ihr Konzert.

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