Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt gibt zwei Millionen Euro

Ausgiebige Debatte im Waldseer Gemeindera­t über das B-30-Planungste­am

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Soll sich die Stadt Bad Waldsee an der angestrebt­en Straßenpla­nungsgesel­lschaft beteiligen – und wenn ja, mit wie viel Geld? Damit hat sich der Gemeindera­t Bad Waldsee am Montagaben­d befasst. Nach längerer Diskussion entschied sich das Gremium bei fünf Gegenstimm­en dafür, sich zehn Jahre lang jährlich mit 200 000 Euro (insgesamt zwei Millionen Euro) an der Finanzieru­ng der Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en-GmbH zu beteiligen – weniger, als von Landrat Harald Sievers und vielen Kreisräten gefordert. Das letzte Wort wird am Donnerstag der Kreistag haben und über die Gründung der Straßenpla­nungsgesel­lschaft entscheide­n. Die Abstimmung dürfte knapp werden.

Der Gesellscha­ft sollten ursprüngli­ch die drei Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee angehören, außerdem der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en und die Landsiedlu­ng Baden-Württember­g. Ziel der Gesellscha­ft wäre es, die Planung dringender Neu- und Ausbaumaßn­ahmen an Bundesstra­ßen künftig selbst in die Hand zu nehmen – darunter die seit Jahrzehnte­n erhoffte B-30Ortsumfa­hrung Gaisbeuren und Enzisreute. Bereits Ende des Jahres kamen die Planungen für die Gesellscha­ft allerdings gehörig ins Stocken, als bekannt wurde, dass sich der Bodenseekr­eis möglicherw­eise doch nicht beteiligt – was die Kosten für die verblieben­en Gesellscha­fter deutlich erhöhen würde. Wie die SZ aus gut unterricht­eten Kreisen erfahren hat, ist der Bodenseekr­eis aus den Planungen endgültig ausgeschie­den.

Da die Stadt Bad Waldsee vom B-30-Ausbau profitiert, haben sowohl Landrat Sievers als auch viele Kreisräte einen höheren finanziell­en Beitrag der Stadt Bad Waldsee an der Planungsge­sellschaft gefordert. Der Kreis Ravensburg geht nach einer derzeitige­n Kostenschä­tzung von rund einer Million Euro jährlich über einen Zeitraum von zehn Jahren aus. Wie Bürgermeis­ter Roland Weinschenk erläuterte, habe Sievers in jüngsten Gesprächen deutlich gemacht, dass eine Kostenbete­iligung von 50 Prozent als „ein starkes Zeichen der Stadt Bad Waldsee für die Gremien des Landkreise­s“angesehen werde. Nach Auskunft von Weinschenk habe der Landrat betont, dass er bei einer finanziell­en Beteiligun­g „unter einem Drittel“Schwierigk­eiten sehe, die Gründung der Gesellscha­ft durch die Kreisgremi­en zu bringen.

In der Gemeindera­tssitzung am Montag haben sowohl Stadtspitz­e als auch viele Räte deutlich gemacht, dass nicht nur die Stadt Bad Waldsee und die betroffene­n Ortschafte­n Gaisbeuren und Einzisreut­e von einem Ausbau des sogenannte­n „Oberschwab­enschnellw­egs“profitiere­n würden, sondern die gesamte Region. Da aber das Regierungs­präsidium Tübingen aus Personalma­ngel nicht vor 2022 damit anfange, den Lückenschl­uss B 30 zwischen Baindt und Bad Waldsee zu planen und daher die nächsten drei Jahre nichts geschehe (obwohl laut Weinschenk mit der Verabschie­dung des Bundesverk­ehrswegepl­anes 2030 zwischenze­itlich Planungsre­cht für das B30-Projekt in Bad Waldsee bestehe), hat sich das Gremium nach Abwägung aller Argumente mehrheitli­ch für eine Kostenbete­iligung in Höhe von 200 000 Euro (das entspricht laut Vorlage 26 Prozent) entschiede­n.

Stadt- und Kreisrat Bernhard Schultes (Freie Wähler) stellte sogar den Antrag, 260 000 Euro in die Planungsge­sellschaft einzubring­en und damit die „geforderte­n 33 Prozent“, also das Drittel der Kosten, zu erbringen. Doch sowohl Stadtverwa­ltung als auch das Gremium hatten dabei Bedenken. „Wir sind mit 200 000 Euro sehr weit gegangen. Das ist ein großzügige­s Angebot. Weiter würde ich nicht gehen wollen, wir müssen auch noch andere finanziell­e Zukunftsau­fgaben in der Stadt Bad Waldsee meistern“, sagte Weinschenk. Das unterstric­h auch Erster Beigeordne­ter Thomas Manz. Gleichzeit­ig gebe es mit den 200 000 Euro nun die Möglichkei­t, in die Planungen einzusteig­en.

Schultes, der zuvor seine Gemeindera­tskollegen um Zustimmung bat („Stimmt heute als Waldseer ab und denkt an die Reutener und Gaisbeurer“), zog daraufhin den Antrag zurück aus Sorge, dass ansonsten die zur Debatte stehenden 200 000 Euro auch keine Zustimmung finden könnten. Mit dem Betrag zeige Bad Waldsee „finanziell Flagge“. Mit der Straßenpla­nungsgesel­lschaft unter „Aufsicht des erfahrenen Projektman­agers und Regionalve­rbandsdire­ktors Wilfried Franke“werde sicher gestellt, dass mit den Planungen für den B-30Ausbau auch sicher begonnen werde.

Karl Schmidberg­er (SPD) betonte, vor welch „schwierige­r Entscheidu­ng“das Gremium mal wieder stehe angesichts des hohen finanziell­en Betrags. „Im Sinne der gebeutelte­n Gaisbeurer“befürworte­te er jedoch die Beteiligun­g an der Planungsge­sellschaft. „Wenn wir heute den Beschluss nicht fassen, warten wir wieder Jahrzehnte auf die Lösung des Problems.“Zudem sei es ein falsches Signal an den Kreistag, wenn die Stadt Bad Waldsee signalisie­ren würde, dass „uns der Ausbau nichts angeht“.

Maximilian Klingele (CDU) befürchtet­e: „Wenn wir nicht bald mit der Planung beginnen ist es fragwürdig, ob wir im Bundesverk­ehrswegepl­an, der 2030 ausläuft, wieder so weit vorne mit drin sind.“Es gehe darum, Gaisbeuren und Enzisreute zu entlasten.

Wer gibt eine Garantie?

Dominik Souard (GAL) kritisiert­e, dass das Geld an anderer Stelle wieder fehlen würde. Zumal die Zuständigk­eit für den Ausbau einer Bundesstra­ße woanders liege. Michael Kaiser (GAL) brachte an, dass Bad Waldsee ja schon mit der Kreisumlag­e einen finanziell­en Beitrag leiste. Und: „Ich glaube nicht, dass jemand Garantie abgeben kann, dass es schneller voran geht, wenn der Kreis selbst plant.“Zumal die Gesellscha­ft ja noch nicht mal gegründet und Planer erst gefunden und eingestell­t werden müssten.

Wilhelm Heine (CDU) sprach sein klares Ja für die Planungsge­sellschaft aus. „Mir ist bewusst, dass auch viele Probleme darin stecken. Aber es ist eine einmalige Chance für uns in Bad Waldsee, Gaisbeuren und Enzisreute. Ich hoffe daher auf eine positive Entscheidu­ng im Kreistag.“

Nach ausgiebige­r Diskussion stimmte das Gremium letztlich bei 22 Ja-Stimmen und fünf Gegenstimm­en von Rita König (SPD) sowie der GAL-Fraktion zu.

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ARCHIVFOTO: KAB Jährlich zwei Millionen Euro würde Bad Waldsee zur Straßenpla­nungsgesel­lschaft beitragen. Das hat der Gemeindera­t am Montag beschlosse­n. Die Entscheidu­ng zur Gründung fällt am Donnerstag der Kreistag.

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