Einmal Glasgow und nie wieder
Extremsportler Paul Bieber vom TSV Lindau nimmt bei Red Bull Neptune Steps in Schottland teil
RÖTHENBACH/LINDAU (lz) - Eines der härtesten Schwimm-Events der Welt heißt Red Bull Neptune Steps – ein Hindernisschwimmen in Glasgow (Schottland). Einmal im Jahr gehen 600 Teilnehmer an den Start, um in einem Kanal 420 Meter und sieben Schleusentore mit insgesamt 10,5 Höhenmeter zu bewältigen. Das alles läuft unter Zeitdruck und bei extremer Kälte. Erstmals am vergangenen Samstag dabei gewesen: Paul Bieber aus Röthenbach im Allgäu. „Ich suche eben den AdrenalinKick“, sagt der 35-Jährige über sein Motiv. Um es gleich vorwegzunehmen: Im nächsten Jahr wird der deutsche Extremsportler nicht nochmals in Glasgow antreten.
„Schwimmen oder kämpfen“
Bieber startete im ersten und auch schnellsten Heat, bei dem jeder Athlet an seine Grenzen stieß. Die bekam der Masters-Schwimmer des TSV Lindau laut Eigenbericht sehr schnell aufgezeigt. Obwohl die Wassertemperatur gerade einmal 6,5 Grad Celsius betrug, ging es heiß her. „Das hatte mit Schwimmen wenig zu tun, das hatte eher was von Boxen. Bei einem Triathlon-Event kann man wenigstens noch auf die Seite schwimmen. Hier war das nicht möglich. Entweder du schwimmst und kämpfst. Oder du landest an der Kanalwand“, so Bieber lachend.
Auch zwischen den Schleusentoren wurde stark um die Positionen gekämpft, wenn auch nicht immer nach den Regularien. So mancher Athlet habe dadurch Neopren-Socken und Handschuhe verloren. Auch Paul Bieber hatte Probleme mit seiner Schwimmbrille („ich bin froh, dass sie überhaupt noch ganz ist“). Die Schleusentore selbst, die es durch verschiedene Kletterarten zu überwinden galt, waren für den 35jährigen Familienvater dagegen eher das kleinere Übel. Als extrem empfand der Westallgäuer dagegen die Wasserqualität. „Ich habe mit einigen Einheimischen vorher gesprochen. Und die haben mich als komplett verrückt beurteilt. Niemals würden die dort schwimmen gehen.“Dem Hinweis von einem anderen Teilnehmer, sich vorher besser nicht zu rasieren, da die Infektionsgefahr hoch sei, kam Bieber nach.
Zu allem Überfluss kam dazu, dass die Schwimmzeit des Allgäuers nicht ermittelt werden konnte, da der Zeitnahme-Chip durch die Auseinandersetzungen im Wasser verloren gegangen war. Das war für Bieber, der im ersten Heat – einem Startblock von 35 bis 38 Athleten – als Neunter ins Ziel kam, allerdings nicht mehr so wichtig. Die ersten Fünftplatzierten pro Startergruppe qualifizierten sich fürs Halbfinale, die drei Schnellsten fürs Finale.