Neuer Job zum Geburtstag
Michael Warm folgt bei den Volleyballern des VfB Friedrichshafen auf Vital Heynen
FRIEDRICHSHAFEN - Seinen Geburtstag verbrachte Michael Warm am Dienstag an der verschneiten Bergstation Flying Mozart in Wagrain im Salzburger Land. Dort weihte der nun 51-Jährige Beachvolleyballspielerinnen aus Japan oder Argentinien in die Geheimnisse der recht jungen Trendsportart Schneevolleyball ein, als rund 400 Kilometer entfernt in Friedrichshafen Guido Heerstraß die Bundesliga-Volleyballer des VfB Friedrichshafen über ihre Zukunft unterrichtete.
Die hängt zumindest indirekt mit Michael Warms Geburtstag zusammen. Pünktlich zu seinem Ehrentag gab der VfB bekannt, dass Michael Warm ab dem Sommer für zunächst zwei Jahre Cheftrainer beim amtierenden Pokalsieger und Vizemeister wird. Einen
Arbeitsvertrag zum
Geburtstag für eine der begehrteren Trainerstellen im Profivolleyball gibt es auch nicht alle Tage.
Der gebürtige Nürnberger – aktuell österreichischer Bundestrainer – tritt beim VfB, der am Samstag Bühl zum Play-off-Auftakt empfängt (19.30/sporttotal.tv) die Nachfolge von Vital Heynen an. Der bei den Fans äußerst beliebte Belgier möchte sich nach drei Jahren am Bodensee ganz auf die Aufgabe bei seiner polnischen Weltmeister-Nationalmannschaft konzentrieren und möchte diese 2020 zum Olympiasieg führen. Warm wird im Sommer Österreich bei der EM betreuen und möchte sich dann „voll auf Friedrichshafen konzentrieren“. Heerstraß bezeichnete Warm im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“als „unseren absoluten Wunschkandidaten“. Nachdem Heynen am Tag nach dem Pokalsieg in Mannheim gegen Lüneburg seinen Abschied zum Saisonende verkündet hatte, hätten sich sehr viele Trainer beim VfB angeboten, so Heerstraß. Unter anderem der hochdekorierte Italiener Emanuele Zanini, mit dem der VfB auch Gespräche führte. Michael Warm hat sich nicht angeboten. Er wurde von VfB-Präsident Wunibald Wösle angesprochen, Der bisherige Coach des VfB Friedrichshafen, Vital Heynen (li.), und der neue VfB-Trainer Michael Warm.
ob er sich die Aufgabe vorstellen könnte.
Ehe Warm sein Amt am Bodensee antritt, möchte Heynen nach zwei Finalniederlagen gegen die Volleys Berlin aber unbedingt noch Meister werden mit dem VfB. Genauso wie danach Warm. „Der VfB Friedrichshafen definiert sich über den Erfolg und natürlich möchte ich das fortsetzen“, sagt der neue Trainer, der als größten Titel bislang die rumänische Meisterschaft 2010 mit CS Remat Zalau und die EMQualifikation 2019 mit Österreich in seiner Vita stehen hat. 2008 verlor Warm zudem als Trainer des SCC Berlin, heute als deutscher Serienmeister Volleys Berlin bekannt, im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen seinen BaldClub Friedrichshafen.
Damals unterlag Warm auch seinem langjährigem Chef: Neun Jahre war er Co-Trainer von Friedrichshafens Trainerlegende Stelian Moculescu bei der deutschen Nationalmannschaft. „Kein Trainer hat mich so geprägt wie Stelu“, sagt Warm, der seinen einstigen Lehrmeister nun auch angerufen hat: „Ich wollte, dass er Bescheid weiß und natürlich auch seine Meinung hören. Aber ich habe mir keinen Rat von ihm geholt“.
Dass Moculescus Verhältnis zum
VfB Friedrichshafen seit dessen Abschied nicht das allerbeste ist, hat Warm natürlich mitbekommen. „Ich hoffe, dass er kommende Saison etwas öfter in die ZF-Arena kommt als zuletzt. Ich freue mich auch darauf, hin und wieder ein Glas Wein mit Stelian am Bodensee zu trinken. Wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis . Aber ich bin ein anderer Trainer und pflege einen anderen Volleyballstil als Moculescu – und ich bin auch ein anderer Trainer als Vital Heynen“, so Warm, „jeder pflegt einen anderen Stil, aber jeder Stil kann erfolgreich sein."
Während seiner drei Jahre in Frankfurt (2015 bis 2018) – und zuvor teils auch in Berlin – sorgte Warm mit einem konsequenten Jugendstil für Furore. Mit seinen jungen Spielern setzte er auf ein variables, temporeiches und attraktives Volleyball. 2017 und 2018 wurde er mit Frankfurt sensationell Dritter – und musste dennoch gehen. Seinen Volleyballstil möchte er beibehalten, weiter vorwiegend auf Talente setzen, nicht unbedingt. „In Frankfurt waren die Voraussetzungen andere. Ich muss niemandem mehr beweisen, dass ich mit einer sehr jungen Mannschaft Dritter werden kann. Ich gehe zum VfB, weil ich mit einer guten Mannschaft Titel gewinnen möchte.“
„Friedrichshafen definiert sich über den Erfolg und natürlich möchte ich das fortsetzen“
Michael Warm