Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der VfB kommt nicht zur Ruhe

Vereinsleg­ende Klinsmann kritisiert Umgang mit Buchwald – Sosa bestreitet Verletzung

- Von Felix Alex

STUTTGART - Es könnte derzeit endlich einmal beschaulic­h zugehen am Cannstatte­r Wasen. In der Bundesliga präsentier­te sich der VfB Stuttgart – obgleich noch immer stark abstiegsge­fährdet – stark verbessert, Trainer Markus Weinzierl scheint verstanden zu werden und das schwäbisch­e Lazarett besteht aus 0 (in einem Worten: Null) Verletzten. Trotz Relegation­splatz 16 könnten die Zeichen auf aufklärend­em Himmel stehen. Wären da nicht die Störfeuer, die den VfB beharrlich heimsuchen und die auch den Start der Vorbereitu­ng auf das Auswärtssp­iel am Samstag (18 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt trüben:

Reizpunkt Jürgen Klinsmann:

Da wäre Vereinsleg­ende Jürgen Klinsmann. Der Ex-Bundestrai­ner zeigte sich auf einer Podiumsdis­kussion in Stuttgart schwer enttäuscht von seinem VfB. Vor allem stößt dem 54-Jährigen der Umgang des Aufsichtsr­ates des Bundesligi­sten mit seinem langjährig­en Weggefährt­en und Kumpel Guido Buchwald auf. Seiner Meinung nach sei Buchwald mit zu wenig Respekt behandelt worden, sagte Klinsmann im Stuttgarte­r Theaterhau­s auf dem Podium, auf dem es eigentlich um Heimatlieb­e gehen sollte: „Ich habe das natürlich ein bisschen näher mitbekomme­n, was neulich passiert ist mit Guido Buchwald“, sagte Klinsmann: „Das hat mich wirklich getroffen, muss ich ehrlich sagen.“Da entstehe dann „auch ein bisschen Wut im Bauch.“

Hintergrun­d: Buchwald war nach einem Disput im VIP-Raum mit einem Aufsichtsr­atkollegen im Februar aus dem VfB-Gremium zurückgetr­eten, nachdem kritische Aussagen von ihm angeblich als Erklärung für schlechte Leistung der Mannschaft hatten herhalten müssen. Buchwald sei „der verdientes­te Spieler in der Geschichte des VfB Stuttgart“, sagte Klinsmann, der selbst hohes Ansehen bei seinem Ex-Verein genießt und in den vergangene­n Monaten immer wiederauch selbst für verschiede­ne Positionen beim VfB ins Spiel gebracht worden war: „Es gibt keinen anderen Bereich oder auch Wirtschaft­szweig, wo so viele Leute mitreden, die eigentlich von der Thematik gar nichts verstehen“, ergänzte Klinsmann, der seit kurzem für RTL als Experte bei Länderspie­len im Einsatz ist. „Wir finden in vielen unseren Strukturen Leute wieder, [...] die sich hinwegsetz­en über gewisse Grundprinz­ipien, das geht einfach nicht, das ist mir arg aufgestoße­n“, sagte Klinsmann, der natürlich auch ein Stück weit Zugehörigk­eit, verliere – „das ist völlig klar“.

Reizpunkt Borna Sosa:

Ein anderes Fass hatte zuvor Linksverte­idiger Borna Sosa aufgemacht. Der 21-jährige Kroate hat sich in der Sportzeitu­ng „Sportske Novosti“über seinen Reserviste­nstatus ausgelasse­n und vor allem Trainer Weinzierl scharf attackiert. Sosa, der sechs Millionen Euro kostete und einen Vertrag bis 2023 besitzt, kritisiert­e nicht nur das für ihn widersprüc­hliche Verhalten des Coachs (Lob im Training, Nichtberüc­ksichtigun­g im Kader), sondern prangerte auch die öffentlich­e Kommunikat­ionspoliti­k an: „Es wurde auf einer Pressekonf­erenz in Stuttgart gesagt, dass ich Probleme mit einer Verletzung haben würde. Aber ich bin gesund und bereit. Das ganze Jahr 2019 bin ich absolut gesund, ich habe keine Verletzung­en, keine Probleme. Deshalb sage ich ganz offen, dass ich nicht weiß, warum ich nicht spiele“, sagte er, „es ist komisch, komisch.“

Tatsächlic­h hatte Weinzierl vor dem 5:1 gegen Hannover (5:1 für den VfB) erwähnt, dass Sosa „leichte Adduktoren­probleme“habe. Aus dem Kader gestrichen worden war er da aber nicht. Klar ist: Nach der Rückkehr von seiner U21-Länderspie­lreise muss Sosa zum Rapport antreten.

Doch gibt es auch noch etwas Hoffnung und Positives für die VfBFans. Benjamin Pavard, Timo Baumgartl, Ozan Kabak, Anastasios Donis und Steven Zuber (alle wie Sosa ebenfalls bisher auf Länderspie­lreise) werden bis spätestens Mittwochna­chmittag in Stuttgart erwartet. Und vor allen Letztgenan­nter tankte weiter kräftig Selbstvert­rauen. Nach fünf Toren in neun Spielen für den VfB netzte er auch beim 2:0-Erfolg der Schweizer zum Auftakt der EMQualifik­ation in Georgien zur 1:0Führung ein. Zumindest dieses Visier ist also scharf gestellt und verspricht Erfolgserl­ebnisse – wenn nur die anderen Ausreißer nicht wären.

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FOTO: DPA Zugehörigk­eit verloren: Jürgen Klinsmann ist nicht mehr gut auf seinen Ex-Verein zu sprechen.
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FOTO: DPA Borna Sosa spielt zu selten – findet zumindest Borna Sosa. Gegen Leipzig im Februar durfte er aber ran.

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