Der VfB kommt nicht zur Ruhe
Vereinslegende Klinsmann kritisiert Umgang mit Buchwald – Sosa bestreitet Verletzung
STUTTGART - Es könnte derzeit endlich einmal beschaulich zugehen am Cannstatter Wasen. In der Bundesliga präsentierte sich der VfB Stuttgart – obgleich noch immer stark abstiegsgefährdet – stark verbessert, Trainer Markus Weinzierl scheint verstanden zu werden und das schwäbische Lazarett besteht aus 0 (in einem Worten: Null) Verletzten. Trotz Relegationsplatz 16 könnten die Zeichen auf aufklärendem Himmel stehen. Wären da nicht die Störfeuer, die den VfB beharrlich heimsuchen und die auch den Start der Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am Samstag (18 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt trüben:
Reizpunkt Jürgen Klinsmann:
Da wäre Vereinslegende Jürgen Klinsmann. Der Ex-Bundestrainer zeigte sich auf einer Podiumsdiskussion in Stuttgart schwer enttäuscht von seinem VfB. Vor allem stößt dem 54-Jährigen der Umgang des Aufsichtsrates des Bundesligisten mit seinem langjährigen Weggefährten und Kumpel Guido Buchwald auf. Seiner Meinung nach sei Buchwald mit zu wenig Respekt behandelt worden, sagte Klinsmann im Stuttgarter Theaterhaus auf dem Podium, auf dem es eigentlich um Heimatliebe gehen sollte: „Ich habe das natürlich ein bisschen näher mitbekommen, was neulich passiert ist mit Guido Buchwald“, sagte Klinsmann: „Das hat mich wirklich getroffen, muss ich ehrlich sagen.“Da entstehe dann „auch ein bisschen Wut im Bauch.“
Hintergrund: Buchwald war nach einem Disput im VIP-Raum mit einem Aufsichtsratkollegen im Februar aus dem VfB-Gremium zurückgetreten, nachdem kritische Aussagen von ihm angeblich als Erklärung für schlechte Leistung der Mannschaft hatten herhalten müssen. Buchwald sei „der verdienteste Spieler in der Geschichte des VfB Stuttgart“, sagte Klinsmann, der selbst hohes Ansehen bei seinem Ex-Verein genießt und in den vergangenen Monaten immer wiederauch selbst für verschiedene Positionen beim VfB ins Spiel gebracht worden war: „Es gibt keinen anderen Bereich oder auch Wirtschaftszweig, wo so viele Leute mitreden, die eigentlich von der Thematik gar nichts verstehen“, ergänzte Klinsmann, der seit kurzem für RTL als Experte bei Länderspielen im Einsatz ist. „Wir finden in vielen unseren Strukturen Leute wieder, [...] die sich hinwegsetzen über gewisse Grundprinzipien, das geht einfach nicht, das ist mir arg aufgestoßen“, sagte Klinsmann, der natürlich auch ein Stück weit Zugehörigkeit, verliere – „das ist völlig klar“.
Reizpunkt Borna Sosa:
Ein anderes Fass hatte zuvor Linksverteidiger Borna Sosa aufgemacht. Der 21-jährige Kroate hat sich in der Sportzeitung „Sportske Novosti“über seinen Reservistenstatus ausgelassen und vor allem Trainer Weinzierl scharf attackiert. Sosa, der sechs Millionen Euro kostete und einen Vertrag bis 2023 besitzt, kritisierte nicht nur das für ihn widersprüchliche Verhalten des Coachs (Lob im Training, Nichtberücksichtigung im Kader), sondern prangerte auch die öffentliche Kommunikationspolitik an: „Es wurde auf einer Pressekonferenz in Stuttgart gesagt, dass ich Probleme mit einer Verletzung haben würde. Aber ich bin gesund und bereit. Das ganze Jahr 2019 bin ich absolut gesund, ich habe keine Verletzungen, keine Probleme. Deshalb sage ich ganz offen, dass ich nicht weiß, warum ich nicht spiele“, sagte er, „es ist komisch, komisch.“
Tatsächlich hatte Weinzierl vor dem 5:1 gegen Hannover (5:1 für den VfB) erwähnt, dass Sosa „leichte Adduktorenprobleme“habe. Aus dem Kader gestrichen worden war er da aber nicht. Klar ist: Nach der Rückkehr von seiner U21-Länderspielreise muss Sosa zum Rapport antreten.
Doch gibt es auch noch etwas Hoffnung und Positives für die VfBFans. Benjamin Pavard, Timo Baumgartl, Ozan Kabak, Anastasios Donis und Steven Zuber (alle wie Sosa ebenfalls bisher auf Länderspielreise) werden bis spätestens Mittwochnachmittag in Stuttgart erwartet. Und vor allen Letztgenannter tankte weiter kräftig Selbstvertrauen. Nach fünf Toren in neun Spielen für den VfB netzte er auch beim 2:0-Erfolg der Schweizer zum Auftakt der EMQualifikation in Georgien zur 1:0Führung ein. Zumindest dieses Visier ist also scharf gestellt und verspricht Erfolgserlebnisse – wenn nur die anderen Ausreißer nicht wären.