Kein Kaffeeklatsch
BMW-Aktionäre kritisieren Führung des Autobauers
MÜNCHEN (dpa) - BMW-Chef Harald Krüger hat vor der Entscheidung über eine Verlängerung seines Vertrages ein schlechtes Zeugnis von den Aktionären bekommen. Auf der Hauptversammlung am Donnerstag in München hagelte es Kritik. Kartellstrafe, Gewinneinbruch, Kursverlust und Dividendenkürzung: „Von BMW kommen derzeit nur Hiobsbotschaften“, sagte Janne Werning von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken.
Die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, sagte: „Ich bin nicht zufrieden mit BMW!“Viele Probleme seien hausgemacht, BMW habe die Zeichen der Zeit zu spät erkannt. „Sie haben sich viel zu lange auf Ihrer Position der Stärke ausgeruht“, warf Bergdolt der Konzernspitze vor. Sie erwarte von BMW eine Strategie, „die Tesla vom Tisch bläst“. Der USRivale gilt als Elektroautopionier und wächst mit dem ersten Massenmarktmodell Model 3 zurzeit stark.
Die BMW-Aktie hat innerhalb eines Jahres 25 Prozent ihres Wertes verloren. Der Münchner Autobauer hatte 2018 zwar mehr Autos verkauft als im Vorjahr, aber der Gewinn vor Steuern sank von den 10,7 Milliarden Euro des Rekordjahrs 2017 auf 9,8 Milliarden Euro und soll im laufenden Jahr sogar unter 8,9 Milliarden Euro fallen. Die drohende Milliardenstrafe der EU-Kartellwächter wegen Technikgesprächen mit VW und Daimler ist nur ein Grund.
Im Gegensatz zu VW setzen BMW und Daimler nicht voll auf das Batterieauto, sondern auch auf Benzin-, Diesel- und Hybridautos mit Verbrennerund Elektroantrieb kombiniert. Das erfordert zwar noch höhere Investitionen. Doch technologische Offenheit sei entscheidend, um die verschiedenen Kundenwünsche flexibel bedienen zu können, sagte Krüger. „Alles auf eine Karte zu setzen, ist der falsche Weg“. Mit zehn elektrifizierten Autos habe BMW heute das breiteste Angebot und sei beim Verkauf Marktführer in Europa.
Daniel Bauer, Chef der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), lobte diese Strategie. Dagegen kritisierte Werning: „BMW wirkt zaghaft, kraft- und mutlos.“Die Konkurrenz in Wolfsburg, Ingolstadt und Stuttgart drücke bei der Elektromobilität mehr aufs Tempo, BMW fahre mit angezogener Handbremse.
Mit einem deutlichen Seitenhieb auf Vorstandschef Krüger sagte der Fonds-Analyst: „Daimler wandelt sich zur Holding und sorgt mit dem anstehenden Wechsel an der Konzernspitze für neue Impulse.“Der 66-jährige Daimler-Chef Dieter Zetsche übergibt sein Amt kommende Woche an Ola Källenius. Der 53-jährige Krüger steht seit vier Jahren an der Spitze von BMW, sein jetziger Vertrag läuft in genau einem Jahr aus. Über eine Verlängerung entscheidet der neue Aufsichtsrat.
Die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, die knapp die Hälfte der Aktien und Stimmrechte halten, bewarben sich am Donnerstag erneut für den Aufsichtsrat. Neu kandidierte der frühere SAP-Manager Vishal Sikka. Außerdem zieht die IG-Metall-Funktionärin Verena Dohna-Jäger neu in das Kontrollgremium ein.