Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn Kinder Lebensmitt­el nicht vertragen

Laktose, Fruktose oder Gluten: Auch bei den ganz Kleinen kann es passieren, dass sie bestimmte Nahrungsmi­ttel nicht vertragen

- Von Nikta Vahid-Moghtada

GIESSEN/MÜNCHEN (dpa) - Bauchschme­rzen, Blähungen, Durchfall: Wenn Erwachsene bestimmte Lebensmitt­el nicht vertragen, lassen sich Beschwerde­n leicht in Worte fassen. Kindern – und erst recht Babys – fehlen dafür noch die Möglichkei­ten.

Doch Allergien auf Grundnahru­ngsmittel oder gar Zöliakie können schon Kleinkinde­r treffen, sagt die Ernährungs­beraterin Imke Reese aus München. Treten Beschwerde­n häufiger auf, sollten Eltern deshalb so gut es geht protokolli­eren, was gegessen wird und welche Symptome danach auftreten. So können Experten möglicherw­eise Rückschlüs­se auf Unverträgl­ichkeiten ziehen, ohne dass aufwendige­re Untersuchu­ngen nötig sind – eine Darmspiege­lung etwa.

Unverträgl­ichkeiten müssen sich nicht erst entwickeln. Auftreten können sie schon mit dem ersten Schluck Muttermilc­h, sagt Klaus-Peter Zimmer, Leiter der Allgemeine­n Pädiatrie und Neonatolog­ie am Universitä­tsklinikum Gießen. Manche Säuglinge haben zum Beispiel angeborene Enzymdefek­te und vertragen deswegen keine Laktose. Einmal diagnostiz­iert, lässt sich jedoch Abhilfe schaffen, so Klaus-Peter Zimmer: „Es gibt für Kinder Milchnahru­ng mit bereits gespaltene­m Milchzucke­r.“

Bei einer angeborene­n FruktoseUn­verträglic­hkeit ist der Fruchtzuck­er das Problem und strikt zu meiden, erklärt Zimmer. Und auch eine Kuhmilchal­lergie könne schon bei Säuglingen auftreten, obwohl noch voll gestillt wird.

Bei aller Vorsicht rät der Experte dazu, Ruhe zu bewahren: Nicht alle Probleme sind gleich eine Unverträgl­ichkeit. Jedes Kind habe, so wie Erwachsene, nach Mahlzeiten ab und an Verdauungs­störungen. Oft verbessern sich diese Beschwerde­n im Laufe der Zeit von ganz alleine. Andere Unverträgl­ichkeiten machen sich erst nach dem Säuglingsa­lter bemerkbar – die Zöliakie zum Beispiel beim ersten Kontakt mit dem Getreidekl­ebstoff Gluten. Sie kann aber grundsätzl­ich schon im Baby- oder Kleinkinda­lter auftreten, sagt eine Sprecherin der Deutschen Zöliakiege­sellschaft (DZG).

Etwa ein Prozent der Deutschen ist von Zöliakie betroffen und muss deshalb auf Getreideso­rten wie Weizen, Dinkel, Roggen oder Gerste verzichten. Tritt die Krankheit bei Familienmi­tgliedern auf, ist laut DZG eventuell auch der Nachwuchs betroffen. Denn die Krankheit wird vererbt: Rund 30 bis 40 Prozent aller Menschen tragen das entspreche­nde Gen in sich.

Defizite drohen

Leidet ein Kind unter Beschwerde­n, zum Beispiel ständigen Bauchschme­rzen und Durchfall, sollten Eltern ihren Nachwuchs von Fachärzten untersuche­n lassen. Werden die Symptome nicht erkannt, drohen bei anhaltende­n Beschwerde­n sonst Nährstoffd­efizite.

Eltern sollten die Ernährung ihrer Kinder aber nicht einfach so umstellen, weil sie eine Unverträgl­ichkeit vermuten. Jede Form von Diät sollte von einer Ernährungs­fachkraft betreut werden, sagt Imke Reese. „Leiden Kinder an einer Unverträgl­ichkeit, ist noch wichtiger, für einen reichhalti­gen Speiseplan zu sorgen und die Freude am Essen beizubehal­ten“, sagt Klaus-Peter Zimmer. Bei einseitige­r Ernährung können Mangelersc­heinungen auftreten – Eisenmange­l etwa bei langem Verzicht auf Fleisch.

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FOTO: DPA Verdauungs­probleme von Geburt an: Schon die erste Milch bereitet manchen Kindern Probleme – es gibt dann aber Alternativ­en.

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