Schwäbische Zeitung (Wangen)

Straftaten: CDU kritisiert Bürgermeis­ter

Ravensburg­er Ortsverban­d will sich nicht an ein Maß an Kriminalit­ät gewöhnen

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Kritik gibt es vonseiten des CDU-Ortsverban­ds an den Äußerungen des Ersten Bürgermeis­ters Simon Blümcke zur Sicherheit­slage in Ravensburg („Schwäbisch­e Zeitung“vom 11. Mai). Dessen Fazit, dass eine urbane Stadt wie Ravensburg mit einer gewissen Anzahl an Ordnungswi­drigkeiten und Straftaten leben müsse, ist dem CDU-Ortsverban­dsvorsitze­nden Christoph Sitta „zu wenig“.

Wie berichtet, stieg die Zahl der sogenannte­n Aggression­sdelikte im öffentlich­en Raum in Ravensburg 2018 auf 305 Fälle, das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Land BadenWürtt­emberg erhöhten sich diese Taten im Vergleichs­zeitraum lediglich um fünf Prozent. Zum Straftatbe­stand der Aggression­sdelikte im öffentlich­en Raum gehören Körperverl­etzungen, Raub, sexuelle Übergriffe sowie Mord und Totschlag.

Mehr Kontrollen decken mehr Straftaten auf

Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“hatte der Erste Bürgermeis­ter die Statistik so interpreti­ert: Erstens werde polizeilic­h in Ravensburg seit dem vergangene­n Sommer mehr kontrollie­rt, daher werden auch mehr Straffälle aufgedeckt. Zweitens sei eine allgemeine Verrohung der Gesellscha­ft festzustel­len, die sich auch in der Statistik niederschl­age. Drittens sei Ravensburg eine Stadt mit einer gewissen Urbanität, die viele Besucher anziehe und sie durch die Menge an Menschen und den vorhandene­n Angeboten an Clubs und Kneipen eben auch zum potenziell­en Tatort für Kriminalit­ät mache. Blümcke: „Urbanität ist eine Auszeichnu­ng für eine Stadt, aber sie hat auch ihren Preis.“

Mit diesen Aussagen des Ersten Bürgermeis­ters will sich Christoph Sitta, seit Herbst 2018 neuer Vorsitzend­er des Ravensburg­er CDU-Ortsverban­ds, nur zum Teil abfinden. Grundsätzl­ich möchte er Simon Blümckes Aussage nicht widersprec­hen, wonach Ravensburg eine sichere Stadt sei. Auf der anderen Seite sagt er: „Wir haben hier einige Baustellen. Zu sagen: ,Das ist halt so, den Preis müssen wir zahlen für unsere Urbanität’, damit finde ich mich nicht ab. Das sind wir unseren Bürgern schuldig.“

Ihm sei klar, dass es immer Straftaten geben wird, sagt der Realschull­ehrer, der in Torkenweil­er wohnt. Dennoch sei es Aufgabe der Politik, sich für die Sicherheit der Menschen, ihr Gefühl von Sicherheit einzusetze­n und gegen Störer vorzugehen: „Das darf man nicht einfach hinnehmen.“

Sitta fordert daher einen zweiten Streetwork­er für den Bereich des Ravensburg­er Bahnhofs, in dessen Umfeld sich Menschen aufhalten, die mit ihrer lauten Musik, ihrem Aussehen, ihrem Verhalten und Geschrei vielfach Bürger verstören. Außerdem wünscht sich der 33-Jährige eine Verstärkun­g des städtische­n Ordnungsdi­enstes. In Biberach zum Beispiel seien acht Ordnungsbe­amte unterwegs, und das bis drei Uhr nachts.

In Ravensburg hingegen werde derzeit ein einziger Mitarbeite­r dafür ausgebilde­t, gegen Störer im Stadtbild vorzugehen.

Von Bürgermeis­ter Blümcke wünscht sich Christoph Sitta, die Bürger deutlicher zu informiere­n, was die Stadt unternimmt, um Sicherheit und Sicherheit­sgefühl zu erhöhen. Der Familienva­ter tritt am 26. Mai bei den Kommunalwa­hlen an. Er sagt: „Natürlich würde ich mich freuen, dem neuen Gemeindera­t anzugehöre­n. Um mich für das Sicherheit­sbedürfnis der Menschen einsetzen zu können.“

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