Frisch Auf kriegt in der „Hölle Süd“nichts geschenkt
MTG Wangen hält beim Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten aus Göppingen richtig gut mit
WANGEN - Natürlich stand nach 60 wunderbaren Minuten Handball ein Spielergebnis auf der Anzeigetafel in der Argensporthalle: 25:39. Aber was sagt das schon aus, wenn ein Fünftligist gegen einen Bundesligisten spielt? Eigentlich recht wenig. Viel wichtiger war da schon die Erkenntnis, dass Württembergligist MTG Wangen den Gästen von Frisch Auf Göppingen in der Allgäuer Version der „Hölle Süd“nichts schenkte. Wirklich gar nichts. Die Wangener taten genau das, was sich die 800 Zuschauer erhofft hatten: Sie boten eine Leistung, die aus einem eigentlich unfairen Kräftemessen jederzeit eine unterhaltsame Partie machte.
„Das hat Spaß gemacht. Es war für uns und die Zuschauer ein tolles Erlebnis“, sagte Wangens Sebastian Staudacher, der extra für dieses Spiel sein Karriereende um zwei Wochen verschoben hatte. „Das sind gute Jungs“, fügte er hinzu – und meinte damit einerseits das Leistungsniveau der Handballprofis aus Göppingen, andererseits aber auch die Einstellung, die die Gäste zeigten. Denn eigentlich war da von der ersten Minute klar, dass der Unterschied gewaltig sein würde. Doch überheblich wirkte keiner in den grün-weißen Trikots, abgesehen von ein paar Späßchen, die die Zuschauer aber sehr gut einzuordnen wussten.
Spielfreudig, mutig, bissig
Lange hatten die Göppinger auch gar keinen Grund, überheblich zu sein. Denn zunächst gingen sogar die Wangener in Führung. Es kam sogar soweit, dass Felix Mendler zum 4:2 traf (5.). Eine Gefahr, dass dieses Spiel mit einer Sensation enden würde, kam aber wirklich nie auf. Zu gut, zu präzise war das, was die vielen Nationalspieler bei Frisch Auf ablieferten. 18:10 stand es zur Pause. Auf Wangener Seite kamen vor allem Aaron Mayer und Marc Kuttler immer wieder durch, auch wenn sie mehr Fehlwürfe zu verkraften hatten als im Württembergliga-Betrieb. Egal. Mutig waren sie, die Wangener, spielfreudig, schnell und bissig. „Es war eine tolle Atmosphäre. Wir haben das sehr genossen“, sagte Staudacher, der künftig nur noch als CoTrainer in der ersten Mannschaft aktiv sein wird.
Marc Kuttlers Verlobte pfeift
Kuttler dagegen wird weiter eine tragende Rolle in der MTG-Mannschaft spielen. Für ihn war das Spiel gegen die Göppinger in zweierlei Hinsicht ein ganz besonderes. Erstens bekam es der 2,11-Meter-Mann reihenweise mit Gegenspielern zu tun, die fast auf Augenhöhe sind. „Da lernt man unfassbar viel“, war Kuttler zufrieden: „Gegen so viele Nationalspieler zu spielen, ist eine Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann.“Zweitens wurde Kuttler von einer der beiden Schiedsrichterinnen aus einem ganz speziellen Blickwinkel betrachtet. Tanja Schilha – die gemeinsam mit Maike Merz auch Champions League pfeift – ist seine Verlobte, im Oktober steht die Hochzeit an. „Auf dem Spielfeld sind wir beide im Tunnel. Das konnten wir gut ausblenden“, sagte Kuttler zu der ungewohnten Konstellation. Ermahnen musste ihn seine Verlobte jedenfalls nicht.
Nach dem Spiel gab’s noch eine Autogrammstunde, beide Mannschaften waren gemeinsam essen – zum Abschluss eines großen Handballabends, über den womöglich noch länger gesprochen wird. Nicht nur im Hause Kuttler/Schilha.