Schwäbische Zeitung (Wangen)

Frisch Auf kriegt in der „Hölle Süd“nichts geschenkt

MTG Wangen hält beim Freundscha­ftsspiel gegen den Bundesligi­sten aus Göppingen richtig gut mit

- Von Michael Panzram

WANGEN - Natürlich stand nach 60 wunderbare­n Minuten Handball ein Spielergeb­nis auf der Anzeigetaf­el in der Argensport­halle: 25:39. Aber was sagt das schon aus, wenn ein Fünftligis­t gegen einen Bundesligi­sten spielt? Eigentlich recht wenig. Viel wichtiger war da schon die Erkenntnis, dass Württember­gligist MTG Wangen den Gästen von Frisch Auf Göppingen in der Allgäuer Version der „Hölle Süd“nichts schenkte. Wirklich gar nichts. Die Wangener taten genau das, was sich die 800 Zuschauer erhofft hatten: Sie boten eine Leistung, die aus einem eigentlich unfairen Kräftemess­en jederzeit eine unterhalts­ame Partie machte.

„Das hat Spaß gemacht. Es war für uns und die Zuschauer ein tolles Erlebnis“, sagte Wangens Sebastian Staudacher, der extra für dieses Spiel sein Karriereen­de um zwei Wochen verschoben hatte. „Das sind gute Jungs“, fügte er hinzu – und meinte damit einerseits das Leistungsn­iveau der Handballpr­ofis aus Göppingen, anderersei­ts aber auch die Einstellun­g, die die Gäste zeigten. Denn eigentlich war da von der ersten Minute klar, dass der Unterschie­d gewaltig sein würde. Doch überheblic­h wirkte keiner in den grün-weißen Trikots, abgesehen von ein paar Späßchen, die die Zuschauer aber sehr gut einzuordne­n wussten.

Spielfreud­ig, mutig, bissig

Lange hatten die Göppinger auch gar keinen Grund, überheblic­h zu sein. Denn zunächst gingen sogar die Wangener in Führung. Es kam sogar soweit, dass Felix Mendler zum 4:2 traf (5.). Eine Gefahr, dass dieses Spiel mit einer Sensation enden würde, kam aber wirklich nie auf. Zu gut, zu präzise war das, was die vielen Nationalsp­ieler bei Frisch Auf ablieferte­n. 18:10 stand es zur Pause. Auf Wangener Seite kamen vor allem Aaron Mayer und Marc Kuttler immer wieder durch, auch wenn sie mehr Fehlwürfe zu verkraften hatten als im Württember­gliga-Betrieb. Egal. Mutig waren sie, die Wangener, spielfreud­ig, schnell und bissig. „Es war eine tolle Atmosphäre. Wir haben das sehr genossen“, sagte Staudacher, der künftig nur noch als CoTrainer in der ersten Mannschaft aktiv sein wird.

Marc Kuttlers Verlobte pfeift

Kuttler dagegen wird weiter eine tragende Rolle in der MTG-Mannschaft spielen. Für ihn war das Spiel gegen die Göppinger in zweierlei Hinsicht ein ganz besonderes. Erstens bekam es der 2,11-Meter-Mann reihenweis­e mit Gegenspiel­ern zu tun, die fast auf Augenhöhe sind. „Da lernt man unfassbar viel“, war Kuttler zufrieden: „Gegen so viele Nationalsp­ieler zu spielen, ist eine Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann.“Zweitens wurde Kuttler von einer der beiden Schiedsric­hterinnen aus einem ganz speziellen Blickwinke­l betrachtet. Tanja Schilha – die gemeinsam mit Maike Merz auch Champions League pfeift – ist seine Verlobte, im Oktober steht die Hochzeit an. „Auf dem Spielfeld sind wir beide im Tunnel. Das konnten wir gut ausblenden“, sagte Kuttler zu der ungewohnte­n Konstellat­ion. Ermahnen musste ihn seine Verlobte jedenfalls nicht.

Nach dem Spiel gab’s noch eine Autogramms­tunde, beide Mannschaft­en waren gemeinsam essen – zum Abschluss eines großen Handballab­ends, über den womöglich noch länger gesprochen wird. Nicht nur im Hause Kuttler/Schilha.

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FOTOS: SASCHA RIETHBAUM Deutlich kleiner, deutlich leichter – Wangens Ausnahmekö­nner Aaron Mayer setzt sich trotzdem immer wieder gegen Göppingens Jens Schöngarth durch.
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Nationalsp­ieler Tim Kneule von Frisch Auf Göppingen vor einer roten Wand an Wangener Autogrammj­ägern.
 ??  ?? Kommt ein kroatische­r Nationalsp­ieler geflogen: Ivan Sliskovic beim Sprungwurf, rechts Wangens Marc Kuttler.
Kommt ein kroatische­r Nationalsp­ieler geflogen: Ivan Sliskovic beim Sprungwurf, rechts Wangens Marc Kuttler.

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