Schwäbische Zeitung (Wangen)

Laibgerich­te

Ob Salat, Gulasch oder geschmolze­ner Käse: Es gibt viele Gerichte, die sich in einem Laib Brot servieren lassen

- Von Julia Felicitas Allmann

HAMBURG/SULZ-HOPFAU (dpa) Dampfende Suppe in einem Laib Brot versteckt: Das ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern ebenso das perfekte Gericht, wenn ein Seelenschm­eichler gefragt ist. Aber auch Käsehäppch­en, Pilzgerich­te oder bunte Salate lassen sich schön in einer Hülle aus Teig servieren. Das schindet optisch Eindruck und führt auch dazu, dass weniger Reste übrig bleiben.

„Wir finden, dass man in einer guten Küche stets alles verwerten und verwenden sollte“, sagen Martina Meuth und Bernd „Moritz“NeunerDutt­enhofer. Sie kochen regelmäßig im WDR und schlagen in ihrem Buch „Kochen mit Martina und Moritz – Das Beste aus 30 Jahren“geschmolze­nen Käse in Brotkästch­en vor. „In diesem Rezept bekommt Brot vom Vortag noch einmal einen guten Auftritt – und Käseresten, die auf der Käseplatte nicht mehr schön aussehen, verhelfen wir so zu einem neuen Leben.“

Für das Gericht wird ein Baguette in etwa fünf bis sechs Zentimeter dicke Scheiben geschnitte­n, diese werden so ausgehöhlt, dass bis auf eine Öffnung auf allen Seiten eine Schicht Brot bestehen bleibt. So bildet sich das „Brotkästch­en“, in das nun Käsewürfel gemeinsam mit Frühlingsz­wiebeln, Knoblauch, Chili und Kräutern gegeben werden. Die gefüllten Brote kommen etwa acht bis zehn Minuten in den Ofen, bis der Teig gebräunt und der Käse geschmolze­n ist.

Vor- oder Nachspeise

„Ein solches Käsekästch­en ist entweder eine herzhafte Vorspeise, zum Beispiel, wenn man danach ein leichtes Fischgeric­ht serviert“, sagen die Köche. „Es ist aber auch ein originelle­r Käsegang nach dem Hauptgeric­ht – statt Käseplatte.“Natürlich lassen sich die ausgehöhlt­en Brote auch anders füllen: „Man könnte würzig angemachte­s Hackfleisc­h oder Wurstbrät einfüllen“, raten Martina und Moritz. „Damit die Masse nicht zu kompakt wird, sollte man kleingesch­nittene Salatherze­n untermisch­en. Das macht sie locker und gibt Farbe.“

Natürlich kann man eine Schale aus Brot auch selbst backen – zum Beispiel, um später einen bunten Salat einzufülle­n. „Dafür muss man gar nicht super kochen oder backen können, eine Brotschale ist auch für absolute Einsteiger geeignet“, sagt Su Vössing, Autorin des Buchs „Die Kochbibel“. „Beim ersten Mal sollte man sich am besten an das Rezept halten. Danach kann man aber spielerisc­h mit den Mehlsorten experiment­ieren und vielleicht Dinkeloder Buchweizen­mehl untermisch­en.“

Für die Schale, in die ein Salat für vier Personen passt, wird zunächst ein Teig aus Mehl, Hartweizen­grieß, Trockenhef­e, Mohn, Sesamsamen, Salz und Natron angerührt. Zum Backen wird dieser ausgerollt und über eine hitzebestä­ndige Edelstahls­chüssel geformt – so entsteht im Ofen eine knackige Schale. „Das Schöne ist, dass man alles mitessen kann, wenn man gemeinsam am Tisch sitzt“, sagt Su Vössing. „Erst nimmt sich jeder eine Portion Salat, dann kann man gemeinsam über die Brotschale herfallen. Vor allem, wenn sie unten bereits ein bisschen angeweicht ist, schmeckt es super.“

Das Risiko, dass die Schale durchweich­t, besteht nicht. Sie ist der Expertin zufolge sogar für Suppen oder Eintöpfe geeignet: „Man kann jederzeit ein Ragout in dieser Brotschale servieren, auch ein deftiger Lammeintop­f oder eine schöne Kartoffels­uppe passen super“, sagt Vössing. Mit dem Teig ist es auch möglich, kleine Schalen zu formen – sodass jeder eine eigene bekommt. „Für vier Brotschälc­hen würde ich empfehlen, das Rezept zu verdoppeln“, sagt Vössing. „Wer mag, kann den Teig außen auch noch mit Kürbis- oder Sonnenblum­enkernen garnieren. Das sorgt noch für einen zusätzlich­en schönen Effekt.“

Anstelle von Brot ist es auch möglich, Gerichte in einer anderen Hülle aus Teig zu servieren: zum Beispiel in einem Ofenpfannk­uchen, der mit würzigen Pilzen gefüllt wird – wie es Conny Wagner in ihrem Buch „Seelenschm­eichelei“vorschlägt. „In den Teig wandern mehr Eier als in den normalen Pfannkuche­nteig“, sagt sie. „Das führt dazu, dass sich der Ofenpfannk­uchen im Ofen so wunderbar aufpluster­t.“Als Spezialzut­at für den Teig empfiehlt Conny Wanger getrocknet­e Steinpilze: „Sie haben ein wunderbar intensives Aroma“, sagt sie. „Fein gemahlen als Steinpilzm­ehl sorgen sie für eine leckere Pilznote im Teig.“

Wer den Ofenpfannk­uchen eher süß servieren möchte, kann auf diese Zutat einfach verzichten und stattdesse­n mehr Mehl nehmen. Sobald der Pfannkuche­n fertig gebacken ist, sollte er schnell gefüllt und serviert werden. Für die Füllung eignen sich zum Beispiel gemischte Pilze, die Conny Wagner mit Schalotte, Knoblauch, Thymian, Butter, Sahne und einem Spritzer Zitronensa­ft zubereitet. Aber auch andere Variatione­n sind möglich. „Zur Teigversio­n mit den Steinpilze­n passt ein klassische­s Gulasch genauso gut wie ein Hähnchenge­schnetzelt­es“, sagt die Expertin. „Oder eine Gemüsepfan­ne mit Lauch, Weißkohl und Maronen.“

Als süße Variation kann der Ofenpfannk­uchen auch mit Äpfeln und Blaubeeren oder mit frischen Erdbeeren samt Vanilleeis gefüllt werden. „Wer mag, kann einen Teil des Mehls auch durch Kakaopulve­r ersetzen.“So entsteht ein schokoladi­ger Pfannkuche­n. Dazu passen karamellis­ierte Blutorange­n mit gerösteten Walnüssen.

Literatur: Su Vössing: Die Kochbibel – Göttlich kochen mit der Küchenmasc­hine. Becker Joest Volk Verlag, 200 Seiten, 29,95 Euro. ISBN: 978-3954530830. Kochen mit Martina und Moritz – Das Beste aus 30 Jahren. Becker Joest Volk Verlag, 192 Seiten, 28 Euro. ISBN: 978-3954531578. Conny Wagner: Seelenschm­eichelei. Hölker Verlag, 176 Seiten, 26 Euro. ISBN: 978-3881171816.

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Die „Brotkästch­en“sind mit geschmolze­nen Käsewürfel­n, Frühlingsz­wiebeln, Knoblauch, Chili und Kräutern gefüllt.
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FOTOS: HUBERTUS SCHÜLERR/BECKER-JOEST-VOLK VERLAG Ein in der Brotschale servierter Salat ist ein echter Hingucker.
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FOTO: CONNY WAGNER/HÖLKER VERLAG Viele Eier sorgen dafür, dass sich der Ofenpfannk­uchen aufpluster­t. Danch wird er mit Pilzen gefüllt.

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