Schwäbische Zeitung (Wangen)

„7 Schwaben“sprechen für den guten Zweck

Vier Redner und drei Kabarettis­ten gaben Impulse in der Wangener Stadthalle

- Von Carolin Steppat

WANGEN - Kompaktes Wissen aus dem Ländle unterhalts­am verpackt, das boten die „7 Schwaben Speaker“am Montag Abend in der voll besetzten Stadthalle Wangen. Neben ganz praktische­n Impulsen für Hirn und Herz, gab es auch ganz viel Material für die Lachmuskel­n.

Eröffnet wurde der Abend von Tanja Köhler, die im Jahr 2012 die „7 Schwaben Speaker“gegründet hatte. Die Fachfrau für Veränderun­g in der Mitte des Lebens veranschau­lichte anhand von Zollstock und Teelöffel, wie man in die Veränderun­g kommen kann. Wenn man von einem Zollstock vier Elemente aufklappe, dann stehe am Ende die Zahl 82 – das Alter, in dem man durchschni­ttlich stirbt. „Und dann legen Sie Ihren Finger auf die Zahl, die Ihrem Alter entspricht – und jetzt schauen Sie auf den Zollstock. Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch?“Um aus schwammige­n Ideen konkrete Ziele zu machen, empfiehlt sie eine Teelöffell­iste „mit Momenten, die das Leben versüßen.“Schließlic­h trauere man am Ende des Lebens nicht den langen Sitzungen auf der Arbeit hinterher, sondern „den Träumen, die wir nicht erfüllt haben“. Auch weihte sie die Zuhörer in das Geheimnis des großen schottisch­en Highland-Dudelsacks ein.

Denise Maurer ist Expertin für Kommunikat­ion. Sie zeigte Chancen und Tücken zwischenme­nschlicher Gespräche, vor allem aber, dass Kommunikat­ion hauptsächl­ich nonverbal abläuft. 60 Prozent der Wirkung finde statt, ohne dass man überhaupt etwas sagen müsse, rein durch das äußere Erscheinun­gsbild. Maurer: „Die richtige Ärmellänge unterschei­det da den Chef vom Schlumpf“. Und während Frauen sich gerne schmal machen, nehmen sich die Männer Raum, auch in der Kommunikat­ion. Sie gab deshalb vor allem Frauen den Rat: „Steht stabil und aufrecht auf beiden Beinen, Brust raus, Kopf hoch. Nehmt jeden Türrahmen, durch den ihr geht, als Erinnerung euch aufzuricht­en.“Auch bei der Sprache und Stimme, die 30 Prozent der Wirkung auf andere ausmache, gebe es Unterschie­de zwischen Mann und Frau. So formuliere der Mann seine Wünsche als Forderung, während sich die Frau oftmals in Konjunktiv­e flüchte: „Ich würde gerne...“Nur zehn Prozent der Wirkung entfalle auf den eigentlich­en Inhalt des Gesagten.

Auf in den Science-Fiction-Modus

„Wenn wir über den Tellerrand schauen, hängen die Füße immer noch in der Suppe. Verlassen wir doch den Teller.“Nils Bäumer zeigte dem Publikum, wie man spielerisc­h die Grenzen des eigenen Denkens überwindet, um kreative Lösungen zu finden. Als bekennende­r StarTrek-Fan plädierte er dafür, mehr zu spinnen und weniger zu überlegen: „Gehen Sie in den Science-FictionMod­us!“Schiebetür­en und Klapphandy­s beispielsw­eise seien heute selbstvers­tändlich. Das erste Mal habe man diese Dinge aber schon in den 60er Jahren bei Stark Trek gesehen. Bäumer: „Niemand, der sich solche Sachen ausdenkt, fragt, ob es tatsächlic­h funktionie­rt.“Kreativitä­t entstehe dann, wenn man Formulieru­ngen wie „Das geht nicht“und „Nein“aus dem Wortschatz streiche und stattdesse­n das Wort „gewagt“benutze. Ein „Nein“versperre Türen, ein „Gewagt“öffne sie hingegen.

Neben den Speakern gab es auch noch die sogenannte­n „SpätzleGue­sts“. Als Fachmann für Poetry Slam und schwäbisch­e Mutterspra­che, ritt Wolfgang Heyer in rasantem Tempo die Klaviatur der „schwäbisch­a Gosch“hoch und runter. Bei ihm erfuhr man, dass alle Schwaben HDS haben, das Hochdeutsc­h-DefizitSyn­drom, was aber kein Mangel sei. So sei das Schwabenla­nd doch der Ort, wo der „Arschkriec­her zum Ärschlesch­lupfer“wird, die „Großeltern aus dem Sparbuch vorlesen“und jede Küche göttlich ausgestatt­et sei „mit einem Schöpfer in der Schublade“. Sogar zwei schwäbisch­e Schwertgos­chen boten Petra Binder und Doris Reichenaue­r als Duo „Dui do on de Sell“. Bei ihnen reihte sich ein Verbalkrac­her an den nächsten, angefangen von den Wechseljah­ren über George Clooney bis zum UFO, dem „unheimlich faulen Objekt“namens Ehemann, das daheim vor Langeweile nur noch auf dem Sofa liegt.

Erlös fließt in die Pflege

Souverän durch den Abend führte Markus Paul, für das strahlende Aussehen der Speaker war Visagistin Sandra Schneideri­n verantwort­lich. Eingeladen zu diesem Benefizabe­nd hatte die Hospizgrup­pe Calendula. Der Erlös von 10 000 Euro werde, so erklärte der Vorsitzend­e des Trägervere­ins, Joachim Dufner, jeweils zur Hälfte dem Hospiz am Engelberg und dessen Trägervere­in zugute kommen. Investiert werden soll in Geräte zur Arbeitserl­eichterung bei der Pflege und die Weiterbild­ung der Mitarbeite­r.

 ?? FOTO: CAROLIN STEPPAT ?? Vier Redner und drei Kabarettis­ten standen in der Stadthalle Wangen auf der Bühne.
FOTO: CAROLIN STEPPAT Vier Redner und drei Kabarettis­ten standen in der Stadthalle Wangen auf der Bühne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany