Bildungspartnerschaften mit Schule sind besiegelt
Werkrealschule Kißlegg und örtliche Betriebe verbriefen Kooperation – Auszubildende gesucht
KISSLEGG - Mit acht Gewerbetreibenden hat Doris Kurzhagen für die Werkrealschule am Donnerstag neue Bildungspartnerschaften begonnen. „Es geht um ein gutes Netzwerk“, sagte die Rektorin. Die anwesenden Unternehmer berichteten davon, wie schwer es sei, im Ort motivierte Auszubildende zu finden.
Es kommt inzwischen mehr der Betrieb zum Bewerber, als der Bewerber zum Betrieb. Diesen Eindruck könnte man haben, wenn man die Schilderungen der frischgebackenen Bildungspartner zum Thema „Wie geht es nach der Schule weiter?“hört. „Als ich vor 15 Jahren hier angefangen habe, waren immer Sorgen da, dass jemand keinen Ausbildungsplatz bekommt. Es gab mehr Bewerber als Stellen“, warf Doris Kurzhagen eingangs den Blick zurück. Dies habe sich inzwischen verändert. Dennoch wolle man den Schülern zur Seite stehen, wenn es um das Schreiben einer Bewerbung oder um die Vorbereitung eines Bewerbungsgespräches geht.
„Kooperation von Schulen und regionalen Betrieben ist eigentlich nirgends etwas Neues“, stellte Marie-Luise Weißhaupt vom Netzwerk „SchuleWirtschaft“fest. Die Bildungspartnerschaft soll lediglich eine gewisse Qualitätssicherung in der Zusammenarbeit garantieren. Kämmerer Roland Kant sprach als Vertreter der Gemeindeverwaltung Kißlegg: „Uns ist wichtig, dass die Werkrealschule ihr Profil behält. Die Resonanz zeigt, dass hier bisher alles auf fruchtbaren Boden fällt.“
Doris Kurzhagen sieht dies in den stabilen Schülerzahlen bestätigt und ist sich sicher: „Das ist auch für Eltern ein wichtiges Signal, dass man hier nach den Kindern und mit ihren Talenten und Fähigkeiten schaut.“Zwei Mal in der Woche kommt hierfür Yvonne Walker vom Bildungsträger BBQ aus Ravensburg nach Kißlegg. „Ich begleite den Prozess der Berufsfindung, helfe Bewerbungen zu schreiben und Praktika zu finden“, beschreibt Walker ihre Tätigkeit.
Bisher bestanden vier Bildungspartnerschaften an der Werkrealschule. Die Vertreter der acht neuen Partnerbetriebe erklärten, warum sie auf die Kooperation mit der Schule bauen. So sagte beispielsweise Florian Schneider, der sich als „Gewächs dieser Schule“bezeichnet: „Wir suchen natürlich händeringend nach Auszubildenden, so wie alle Handwerksbetriebe.“ Schreinermeister Anton Frei hatte eine andere Intension. „Wir erleben gerade eine Odyssee. Ich habe zwar genug Bewerber, aber was mich umtreibt, ist: Keine aus Kißlegg.“Seine Bewerber seien teils Abiturienten, teils Studienabbrecher und kämen aus Freiburg, Ulm oder Stuttgart. Das Problem: „Die sind nach der Ausbildung weg.“
„Bei uns steht das Thema Wochenende, Feiertage und abends arbeiten ganz oben.“, berichtete Petra Eisenhöfer vom Hotel-Gasthof Ochsen. „Deshalb ist es für uns ganz schwierig Azubis zu bekommen. Gastronomie muss man leben, sonst macht es keinen Sinn.“Von den Unterschriften für die Bildungspartnerschaften sollen die Schüler profitieren, hob Rektorin Kurzhagen den Unternehmern gegenüber hervor. „Dass sie auch, wenn der fünfte kommt, der nach einem Praktikum fragt und sagt, dass er von unserer Schule ist, keine Absage erteilen.“
Zu den vier bestehenden Bildungspartnerschaften der Werkrealschule mit Pekana, MBK, der Volksbank und dem Ulrichspark kamen so neue mit den Firmen Rinninger, Proton, Elektro Schneider, Stengele, der Schreinerei Frei, der KurApotheke, dem Hotel-Gasthofs Ochsen, sowie dem NL-Zerspanungszentrum.