Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kreis-CDU will Schnellbus­se von Ost nach West

Nahverkehr im Landkreis Ravensburg muss nach Ansicht der Christdemo­kraten besser werden

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Kreistagsf­raktion der CDU hat das Thema Schnellbus­se für sich entdeckt. Wenige Tage vor der Kommunalwa­hl präsentier­en die Christdemo­kraten Ideen, wie das Busangebot von West nach Ost deutlich verbessert werden könnte. Allerdings müsste der Landkreis Ravensburg dafür deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als jetzt. Die Rede ist von mindestens zwei Millionen Euro im Jahr.

Nach einer Klausurtag­ung mit Vertretern des Verkehrsve­rbundes Bodo hat der Kreistag ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die derzeitige­n Schwächen von Bus und Bahn im Kreis Ravensburg aufzeigen und Lösungsvor­schläge machen soll. „Wir wissen, dass es Busse gibt, in denen nur Luft bewegt wird“, meint der Ravensburg­er Oberbürger­meister Daniel Rapp. Auf der anderen Seite sei die Verbindung von Ravensburg nach Wangen, Isny oder Leutkirch beziehungs­weise nach Konstanz völlig unattrakti­v.

Als Beispiel nannte Rapp die Schnellbus­linie 7373 von Konstanz nach Ravensburg (über Meersburg und Markdorf). Von Montag bis Freitag fährt sie viermal in jede Richtung, samstags nur zweimal, sonntags gar nicht. „Für Studenten zum Beispiel ist das doch total unattrakti­v“, meint Rapp.

Falls sich der Kreis Ravensburg mit dem Bodenseekr­eis und dem Kreis Konstanz an den Kosten eines Stundentak­ts beteiligen würde, gäbe das Land Baden-Württember­g in den ersten drei Jahren als Anschubfin­anzierung 50 Prozent der Kosten dazu. Diese Gelegenhei­t sollte sich der Kreis Ravensburg nicht entgehen lassen, die anderen beiden Landkreise hätten schon Zustimmung signalisie­rt. Rapp: „Das Angebot einer Regiobusli­nie liegt auf dem Tisch, wir müssen nur noch zugreifen.“Aber auch Berufspend­ler aus dem Allgäu, aus Bad Wurzach oder Bad Waldsee seien momentan auf das Auto angewiesen. Deshalb schwebt dem Kisslegger Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her vor, auch hier einen vertaktete­n und preiswerte­n Busverkehr aufzubauen. Bei der Planung der Linien seien Direktverb­indungen wichtig, die auch die Berufsschu­len, Krankenhäu­ser und großen Unternehme­n und Dienstleis­ter in Weingarten und Ravensburg erschließe­n würden.

Memmingen soll zu Bodo gehören

Wichtig wäre der CDU auch, Memmingen – wie vormals schon Lindau – tariflich in das Bodo-Gebiet aufzunehme­n, damit Berufspend­ler aus Aitrach, Aichstette­n oder Leutkirch nicht schon aus Kostengrün­den abgeschrec­kt werden, auf Bus und Bahn umzusteige­n. Mit der Elektrifiz­ierung der Südbahn, die 2021 abgeschlos­sen sein soll, bestehe die einmalige Chance, den Busverkehr samt der Tarife völlig neu zu gestalten. „Und zwar so, dass die Menschen nicht an den Bahnhöfen eine halbe Stunde auf den Bus warten müssen“, betonte OB Rapp. Dafür brauche man zunächst aber das Gutachten, das Pendlerstr­öme untersucht, betont Volker Restle, Bürgermeis­ter von Horgenzell. „Es nutzt ja nichts, von Zogenweile­r eine Buslinie nach Ravensburg einzuricht­en, wenn dann niemand damit fährt.“Für kleinere Orte sollte der Kreis über Rufbusse nachdenken, mit denen Weiler oder ländliche Gebiete erschlosse­n werden können.

Zum Nulltarif werden die Neuerungen nicht zu haben sein – und auch nicht durch bloße Umschichtu­ngen. „Das wird kein Nullsummen­spiel“, sagt Daniel Rapp. Momentan zahlt der Kreis etwa vier Millionen Euro jährlich für den öffentlich­en Nahverkehr. Der Mehrbedarf dürfte zusätzlich zwei Millionen Euro kosten. „Mindestens“, meint Dieter Krattenmac­her.

Dennoch dürften die Ideen bei den anderen Fraktionen im Kreistag auf offene Ohren stoßen. Grüne und SPD fordern Ähnliches schon seit Jahren – bislang ohne Erfolg.

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