Sorge über erhöhte Strahlenbelastung
Betreiber der defektven Anlage am Goetheplatz Ravensburg wird mehrere Wochen dauern
RAVENSBURG - Nach dem Brand auf einem Hochhausdach am Ravensburger Goetheplatz, bei dem Richtfunkund Empfangsanlagen von Telefónica und Vodafone beschädigt wurden, hatten Tausende Nutzer in und um Ravensburg keinen HandyEmpfang. Inzwischen sind immer weniger Kunden von der Störung betroffen. Wie die beiden Netzbetreiber mitteilen, gebe es lediglich noch ein Funkloch in der Nähe des Goetheplatzes. Der Ausfall der Anlage könne weitgehend von umliegenden Stationen aufgefangen werden. Viele Ravensburger machen sich deswegen nun Sorgen über eine erhöhte Strahlenbelastung.
Ein SZ-Leser schreibt beispielsweise, er habe gehört, dass die Netzbetreiber die Sendeleistung der verbleibenden Masten erhöht hätten. Das führe dazu, dass die Ravensburger einer Strahlung ausgesetzt seien, die weit über den erlaubten Grenzwerten liege. Dem ist nicht so, sagen sowohl Jörg Borm, Sprecher des O2Netzbetreibers Telefónica Germany, als auch Vodafone-Sprecher Volker Petendorf.
Telefonica erhöht Sendeleistung nicht
„Momentan versuchen wir, mit den Anlagen rund um den Goetheplatz das Funkloch zu kompensieren“, sagt Telefónica-Sprecher Borm. Dafür müsse die Sendeleistung der einzelnen Stationen allerdings nicht erhöht werden. „Eine Station muss dann mehr Nutzer bedienen als zuvor“, so Borm. Das könne dazu führen, dass Kunden Verzögerungen, etwa bei Downloads merken. Zu einer höheren Strahlenbelastung käme es aber nicht, sagt Borm. Vodafone hat die Antennen auf den 13 Stationen in der Umgebung des Goetheplatzes neu ausgerichtet, damit die Kunden trotz des Ausfalls der Anlage Handy-Empfang haben. Außerdem sei die Sendeleistung dieser Basisstationen erhöht worden. „So können wir den Radius der intakten Stationen erweitern, um den Ausfall der einen Anlage zu mindern“, sagt Vodafone-Sprecher Petendorf.
Die vorgegebenen Grenzwerte seien dabei aber nicht überschritten worden. „Das ist ein normaler Vorgang, wenn eine Anlage wegfällt“, so Petendorf. Diese Neuausrichtung der Antennen nehme man auch vor Großereignissen, bei denen mehr Menschen als sonst an einem Platz zusammenkommen, vor. „So können wir ein bestimmtes Gebiet verstärkt mit Empfang versorgen“, erklärt der Sprecher weiter. Auf die Strahlungsbelastung habe dies keine Auswirkung.
Agenda-Arbeitskreis-Sprecher: „Erhöhung kurzfristige Lösung“
Das sieht Wolfgang Blüher, Sprecher des Agenda-Arbeitskreises Mobilfunk in Ravensburg, anders. „Wenn die Betreiber die Sendeleistung der umliegenden Masten erhöhen, dann steigt auch die Strahlenbelastung“, sagt Blüher. Grund zur Sorge gebe es aber trotzdem nicht. „In diesem Fall ist die Erhöhung eine kurzfristige Lösung. Wenn der Zustand dauerhaft wäre, dann müssten wir mit gesundheitlichen Problemen rechnen“, so Blüher. Wer bisher nicht unter der Strahlenbelastung gelitten habe, werde auch die kurzzeitigen Änderungen nicht merken. „Ein Problem könnte es aber für Elektrosensible sein. Es ist gut möglich, dass diese Personen nun darunter leiden.“
Die Anlage auf dem Dach des Hochhauses am Goetheplatz wird derzeit repariert. Wann die Anlage wieder funktioniert und derselbe Zustand wie vor dem Brand hergestellt sein wird, kann der TelefónicaSprecher derzeit nicht einschätzen. Volker Petendorf geht davon aus, dass die Vodafone-Anlage in zwei bis drei Wochen wieder einsatzbereit ist.