Schwäbische Zeitung (Wangen)

Haldenwang grüßt Hollywood

Die IT-Firma Skytala setzt Technologi­e aus einem Science-Fiction-Film in die Realität um

- Von Christoph Kölle

- Im Haldenwang­er IT-Start-up Skytala wird ScienceFic­tion zur Realität. Als Mitgründer Christoph Wölfle (28) den Spielfilm „Prometheus“anschaute, kam ihm die Idee, an der die 2016 gegründete Firma derzeit arbeitet. In einer Filmszene erforscht ein Geologe mithilfe umherschwe­bender Kugeln eine Höhle. Wölfle ließ dieser Gedanke nicht mehr los. Er schlug seinem Geschäftsp­artner Thomas Deniffel (25) sein Konzept einer autonom fliegenden Drohne zur dreidimens­ionalen Vermessung von Innenräume­n vor.

Deniffel war genauso begeistert wie weitere Branchenex­perten, denen sie ihre Pläne vorstellte­n. Dazu gehörte auch Professor Bernd Dreier von der Hochschule Kempten. Gemeinsam mit ihm und einem Studentent­eam forscht Skytala seit 2017 mit Erfolg an der Umsetzung. Das Ziel der beiden Allgäuer Programmie­rer ist es, dass ihre Vermessung­sdrohne ohne fremde Hilfe Räume und Gebäude möglichst millimeter­genau und ohne Schatten scannt und in einem dreidimens­ionalen Modell abbilden kann.

„Weltweit einzigarti­g“

Ohne Schatten bedeutet, dass Gegenständ­e wie etwa Tische erkannt und in die Vermessung einbezogen werden. Interessan­t ist diese Technik etwa für die Baubranche sowie Ingenieurs­owie Architektu­rbüros. „Dass die Drohne das Vermessen vollkommen autonom macht, ist weltweit einzigarti­g“, sagt Wölfle, der bereits im Jahr 2010 eine Firma gegründet hatte.

Damals schon war er als selbststän­diger Software-Entwickler tätig, während er zeitgleich auf die Berufliche Oberschule in Kempten ging. „Seit ich 18 bin, habe ich schon immer Lust dazu gehabt, etwas Eigenes zu machen“, sagt Wölfle. Im anschließe­nden Informatik­studium an der Hochschule Kempten lernte er seinen jetzigen Geschäftsp­artner Thomas Deniffel kennen. 2015 arbeiteten sie an den ersten gemeinsame­n Projekten und merkten, dass die Chemie stimmt: Kurze Zeit später war die Firma Skytala geboren.

Wölfle übernahm verstärkt die wirtschaft­liche, Deniffel die technische Leitung. Zunächst programmie­rten sie auf Kundenwuns­ch etwa Apps und Warenwirts­chaftssyst­eme. Mittlerwei­le haben sie sich zunehmend auf die Vermessung­stechnik mit ihrer Drohne spezialisi­ert.

Gemeinsam mit vier Kemptener Hochschuls­tudenten sowie zwei eigenen Mitarbeite­rn forschen sie an der Realisieru­ng: Den benötigten Algorithmu­s haben sie bereits entwickelt und die Hard- mit der Software verknüpft. Der Ladezyklus stellt noch ein Problem dar: „Zehn Minuten Fliegen bedeutet eine Stunde laden“, sagt Wölfle. Abhilfe soll ein eigens programmie­rter Roboter schaffen, der die Akkus selbststän­dig wechselt.

Getreu nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. „Wir reden und planen nicht viel, sondern machen einfach“, so Wölfle. Man dürfe keine Angst vor dem Scheitern haben, sind sich die beiden Junguntern­ehmer einig. Dass sie dabei „schon viel Geld in den Sand gesetzt haben“, sehen Wölfle und Deniffel positiv: „Wir gewinnen dabei jedes Mal an Erfahrung – das ist in unserer Branche enorm wichtig.“

Dass sie ihr IT-Start-up nun im Allgäu angesiedel­t haben, ist für die Branche jedoch eher unüblich. Gründer ziehen mit ihren jungen SoftwareFi­rmen normalerwe­ise in Städte wie München, erklärt Wölfle. Sie haben sich aus mehreren Gründen jedoch bewusst fürs Allgäu entschiede­n. Sie kommen selbst aus Dietmannsr­ied beziehungs­weise Wilpoldsri­ed.

Vor allem wollen sie aber zeigen, dass die Region nicht nur Käse und Milch, sondern auch Technologi­e kann. Und speziell ihre Technologi­e könne in Zukunft eventuell auch auf so manch anderem Gebiet – wie etwa dem des autonomen Fahrens – angewendet werden. „Das ist unsere Vision“, sagt Wölfle. „Wir wollen Wegbereite­r sein und etwas Neues wagen.“

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FOTO: CHRISTOPH KÖLLE Die Geschäftsf­ührer des Haldenwang­er Start-ups Skytala: Thomas Deniffel (links) und Christoph Wölfle.

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