Schweigen über Roßmanns Weggang
Kreisräte überrascht – Auch Stellvertreterin und Volontärin haben das Handtuch geworfen
WOLFEGG - Die Nachricht über den Weggang von Museumsleiterin Claudia Roßmann vom Bauernhausmuseum Wolfegg hat die Region überrascht, weil allseits bekannt ist, dass Roßmann hervorragende Arbeit geleistet hat. Nach noch nicht einmal einem Jahr ist die Stelle jetzt wieder vakant. Am 1. Juli wird sie Maximilian Eiden übernehmen. Er ist Leiter des Kulturbetriebs des Landkreises Ravensburg, zu dem das Bauernhausmuseum gehört. „Interimsweise“, wie es offiziell heißt. Wie die „Schwäbische Zeitung“nun erfahren hat, hatte sich Roßmann intern als Leiterin der neu gegründeten Projektgruppe „Digitalisierung von Schule und Unterricht“beworben. Doch was waren die Gründe für den Weggang Roßmanns?
Darüber wird eisern geschwiegen. Für eine Stellungnahme war die Museumsleiterin weder am Montag noch am Dienstag zu erreichen. Auch auf Nachfrage beim Landratsamt ist nichts zu den Gründen zu erfahren. „Ich bitte um Verständnis, dass wir dazu nichts sagen können“, so Sprecherin Corinna Aumann. Hinter den Kulissen ist von Unstimmigkeiten mit den Mitarbeitern im Museum die Rede. Manchmal stimme die Chemie eben nicht, drückte sich ein Kreisrat aus. Ein anderer sagte: „Manchmal passen manchen Leuten Neuerungen nicht.“
Besonders pikant in diesem Zusammenhang: Erst Anfang Mai hat überraschenderweise die stellvertretende Leiterin Christina Beck nach achteinhalb Jahren das Bauernhausmuseum verlassen. Auch die derzeitige Volontärin hat kürzlich das Handtuch geworfen. Das hat die Kreisverwaltung bestätigt.
Immer wieder Turbulenzen
„Die Nachricht traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das kam völlig unerwartet. Wir sind nur froh, dass Frau Roßmann dem Landkreis erhalten bleibt. Sie hat tolle Arbeit geleistet und ist mit einem tollen Konzept angetreten“, sagt ein Kreisrat. Am vergangenen Freitagnachmittag sind die Kreisräte bei einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung vom Landratsamt informiert worden. Um 16.01 Uhr ging dann die offizielle Pressemitteilung an die Medien raus. Eine Angabe von Gründen oder ein Zeitplan, wie es mit der Besetzung und dem Museumsprogramm weitergeht, fehlten. Dass Roßmann geht, sei, so heißt es auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“, seit vergangenen Donnerstag bekannt.
Seit dem Fortgang vom langjährigen Museumsleiter Stefan Zimmermann Anfang 2017 zum Freilichtmuseum am Kiekeberg im Kreis Harburg gibt es immer wieder Turbulenzen im Museum. Kurzzeitig hatte nach einer Bewerbungsphase und Wahl Christoph Mayr die Leitung übernommen. Nach knapp einem Jahr haben sich Landkreis und Mayr voneinander getrennt, weil es Differenzen gegeben habe.
Danach hatte die studierte Kulturmanagerin Claudia Roßmann die Stelle kommissarisch übernommen und hat von null ein Programm für das Jubiläumsjahr „40 Jahre Bauernhausmuseum“2018 auf die Beine gestellt – mit Bravour, was ihr auch Landrat Harald Sievers in der Pressemitteilung von Freitag bescheinigte. Diese gute Arbeit war schließlich auch ein Grund dafür, warum sie vom Kreistag zur Museumsleiterin gewählt worden ist. Davor war Roßmann Pressesprecherin im Landratsamt Ravensburg.
Stelle wird neu ausgeschrieben
Die Stelle als Museumsleiterin in Wolfegg trat sie im August 2018 an. Voller Enthusiasmus und Tatendrang schilderte sie der SZ, was sie vorhat. Das Museum solle wieder mehr als Museum wahrgenommen werden, ohne den Charakter zu verlieren. „Wir werden von vielen als Freizeitziel wahrgenommen, wir sind aber vor allem ein Museum. Jetzt ist es unsere Aufgabe, die Leute, die da sind, auf unsere Themen aufmerksam zu machen“, sagte sie. Sie sprach unter anderem von einem barrierefreien Bauernhausmuseum und einem modernisierten Museum mit einer Museums-App. „Von den Früchten ihrer Arbeit wird das Bauernhausmuseum auch künftig profitieren“, wird Landrat Harald Sievers zitiert. Die Museumsleiterstelle wird neu ausgeschrieben, lässt das Landratsamt auf Nachfrage wissen. Wann das der Fall sein wird, sei noch nicht bekannt. Die Kreisverwaltung versichert: „Alle Angebote für die Museumsbesucher sowie Projekte laufen weiter, darunter die geplante Translozierung und der Ausbau des Hofes Beck. Die Mitarbeiterinnen im Museum führen ihre Projektarbeit unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Maximilian Eiden fort.“
Eiden bleibe zudem gesamtverantwortlich für den Kulturbetrieb. Für Schloss Achberg, Kulturförderung und Kreisarchiv werden Michael Maurer als stellvertretender Leiter und Diplom-Archivar Reiner Falk als Sachgebietsleiter wesentliche Aufgaben von Eiden kommissarisch übernehmen.