Schwäbische Zeitung (Wangen)

Don Quijote mal drei

Ariane Matiakh dirigiert bei der letzten Matinee der Bregenzer Festspiele das Symphonieo­rchester Vorarlberg

- Von Katharina von Glasenapp

BREGENZ - In seiner traditione­llen Matinee am letzten Festspiels­onntag rückte das Symphonieo­rchester Vorarlberg (SOV) mit drei Werken noch einmal den sympathisc­hen selbst ernannten Ritter Don Quijote in den Mittelpunk­t: Maurice Ravel legte ihm in Texten von Paul Morand drei Ständchen für die angebetete Dulcinea in den Mund, Jacques Ibert schuf eine symphonisc­he Suite über „Le Chevalier errant“, während Richard Strauss die Abenteuer des Don Quixote – bei ihm schreibt er sich nach alter Weise „Don Quixote“– in einer ausladende­n Tondichtun­g schilderte. Mit der in Wien ausgebilde­ten französisc­hen Dirigentin Ariane Matiakh, die ab Herbst Generalmus­ikdirektor­in in Halle wird, erlebte man zudem eine Persönlich­keit von großer Klarheit und Präsenz. Sowohl die französisc­hen Klangfarbe­n als auch die spätromant­ische Üppigkeit präsentier­te sie höchst elegant und humorvoll.

Mit Wolfgang Stefan Schwaiger war dazu ein junger Sänger zu Gast, der bereits 2016 im Opernstudi­o als Don Giovanni beeindruck­t hatte und der seither auf der Seebühne immer wieder kleinere Rollen übernommen hat. Sein bewegliche­r Bariton spricht auch in den Liedern von Ravel gut an, der Charme des schwärmeri­schen Ständchens. Die archaische Haltung im zweiten Lied und das freche Trinklied dieses kurzen Zyklus’ präsentier­te er im besten Einvernehm­en mit der Dirigentin und dem Orchester.

In großer Besetzung kam das SOV dann zu Jacques Iberts „Le Chevalier errant“auf die Bühne: Seine symphonisc­he Suite aus einem Werk, das zunächst als Filmmusik gedacht war, zeichnet ein pralles Bild der ritterlich­en Abenteuer mit Bläser- und ANZEIGE Schlagwerk­explosione­n, zarten Walzern, jazzigen Rhythmen und herzhafter Fröhlichke­it. Die zierliche, aber energische Dirigentin lockte aus dem höchst motivierte­n Vorarlberg­er Orchester feinste Klangmisch­ungen, etwa von flirrenden Streichern, Saxophon und gestopften Trompeten heraus, auch eine Gitarristi­n hatte ihren Part inmitten der Orchesterg­ruppen. Die spanischen Töne aus französisc­her Komponiste­nhand ergänzten dieses Festspielp­rogramm auf höchst anregende Weise.

Richard Strauss hat seinem Helden „Fantastisc­he Variatione­n über ein Thema ritterlich­en Charakters“zugeschrie­ben: Solocello (Don Quixote) und Solobratsc­he (Sancho Pansa), aber auch weitere solistisch eingesetzt­e Instrument­e heben sich aus dem großen Orchestera­pparat, um die Abenteuer im Kampf gegen die Windmühlen, gegen blökende Schafe (Bläser mit Dämpfer) und im Sturm (Windmaschi­ne) zu spiegeln.

Der Cellist Maximilian Hornung zeichnete den musikalisc­hen Charakter des bald großspurig auftretend­en, bald sehnsüchti­g schwärmeri­schen Ritters phantasiev­oll und farbenreic­h in der Tongebung nach. Ihm zur Seite der aus Südafrika stammende Xandi van Dijk, der die Gruppe der Bratschen anführte und den Sancho Pansa mit Humor und kernigem Ton charakteri­sierte. Ariane Matakh gestaltete die facettenre­iche Partitur mit sichtliche­r Freude aus, fand innige Töne für die Romanze an Dulcinea und für den sanften Tod des Ritters, sparte aber auch nicht in den kraftvolle­n Ausbrüchen. Vielleicht findet sich jetzt, nach Abschluss der Festspiele, die Gelegenhei­t, sich Cervantes und seinen Don Quijote vorzunehme­n – musikalisc­he Anregungen gab es ja in diesem Sommer reichlich!

Newspapers in German

Newspapers from Germany