Don Quijote mal drei
Ariane Matiakh dirigiert bei der letzten Matinee der Bregenzer Festspiele das Symphonieorchester Vorarlberg
BREGENZ - In seiner traditionellen Matinee am letzten Festspielsonntag rückte das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) mit drei Werken noch einmal den sympathischen selbst ernannten Ritter Don Quijote in den Mittelpunkt: Maurice Ravel legte ihm in Texten von Paul Morand drei Ständchen für die angebetete Dulcinea in den Mund, Jacques Ibert schuf eine symphonische Suite über „Le Chevalier errant“, während Richard Strauss die Abenteuer des Don Quixote – bei ihm schreibt er sich nach alter Weise „Don Quixote“– in einer ausladenden Tondichtung schilderte. Mit der in Wien ausgebildeten französischen Dirigentin Ariane Matiakh, die ab Herbst Generalmusikdirektorin in Halle wird, erlebte man zudem eine Persönlichkeit von großer Klarheit und Präsenz. Sowohl die französischen Klangfarben als auch die spätromantische Üppigkeit präsentierte sie höchst elegant und humorvoll.
Mit Wolfgang Stefan Schwaiger war dazu ein junger Sänger zu Gast, der bereits 2016 im Opernstudio als Don Giovanni beeindruckt hatte und der seither auf der Seebühne immer wieder kleinere Rollen übernommen hat. Sein beweglicher Bariton spricht auch in den Liedern von Ravel gut an, der Charme des schwärmerischen Ständchens. Die archaische Haltung im zweiten Lied und das freche Trinklied dieses kurzen Zyklus’ präsentierte er im besten Einvernehmen mit der Dirigentin und dem Orchester.
In großer Besetzung kam das SOV dann zu Jacques Iberts „Le Chevalier errant“auf die Bühne: Seine symphonische Suite aus einem Werk, das zunächst als Filmmusik gedacht war, zeichnet ein pralles Bild der ritterlichen Abenteuer mit Bläser- und ANZEIGE Schlagwerkexplosionen, zarten Walzern, jazzigen Rhythmen und herzhafter Fröhlichkeit. Die zierliche, aber energische Dirigentin lockte aus dem höchst motivierten Vorarlberger Orchester feinste Klangmischungen, etwa von flirrenden Streichern, Saxophon und gestopften Trompeten heraus, auch eine Gitarristin hatte ihren Part inmitten der Orchestergruppen. Die spanischen Töne aus französischer Komponistenhand ergänzten dieses Festspielprogramm auf höchst anregende Weise.
Richard Strauss hat seinem Helden „Fantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters“zugeschrieben: Solocello (Don Quixote) und Solobratsche (Sancho Pansa), aber auch weitere solistisch eingesetzte Instrumente heben sich aus dem großen Orchesterapparat, um die Abenteuer im Kampf gegen die Windmühlen, gegen blökende Schafe (Bläser mit Dämpfer) und im Sturm (Windmaschine) zu spiegeln.
Der Cellist Maximilian Hornung zeichnete den musikalischen Charakter des bald großspurig auftretenden, bald sehnsüchtig schwärmerischen Ritters phantasievoll und farbenreich in der Tongebung nach. Ihm zur Seite der aus Südafrika stammende Xandi van Dijk, der die Gruppe der Bratschen anführte und den Sancho Pansa mit Humor und kernigem Ton charakterisierte. Ariane Matakh gestaltete die facettenreiche Partitur mit sichtlicher Freude aus, fand innige Töne für die Romanze an Dulcinea und für den sanften Tod des Ritters, sparte aber auch nicht in den kraftvollen Ausbrüchen. Vielleicht findet sich jetzt, nach Abschluss der Festspiele, die Gelegenheit, sich Cervantes und seinen Don Quijote vorzunehmen – musikalische Anregungen gab es ja in diesem Sommer reichlich!