Plattenkiste
Serdar Somuncu: SYSPHS
Hasspredigten, BrüllTiraden, Provokation. All das kennt man von Serdar Somuncu. Nichts anderes erwartet man, wenn der Deutsch-Türke ein neues Album ankündigt. Doch dann ertönen Gitarrensaiten und ein gehauchtes „Baby, Baby, Baby, bleib hier“. Ist er das wirklich, der Somuncu? Ist er. „Für mich ist eine Zeit gekommen, um zu zeigen: Man kann auch weicher sein. Man kann auch sensibler sein“, sagt der Comedian.
Mit „SYSPHS“(Arising Empire) lehnt sich der 51-Jährige im Titel an den von Zeus bestraften Sisyphos aus der griechischen Mythologie an, der mühsam einen Stein einen Berg hochrollen muss, der allerdings immer wieder hinunterrollt. Für Somuncu eine Analogie zur Liebe, in der man ebenfalls immer wieder mit Rückschlägen und Neuanfängen konfrontiert sei.
Dass er nun also Lieder singt, die nicht nur „Lily Girl“, „Du bist da“oder „In diesem Moment“heißen, sondern auch genauso schnulzig klingen, ist für den Künstler keineswegs ein Rückzug ins Private. „Im Kleinen ist jede Liebesgeschichte nicht nur eine Auseinandersetzung mit sich selbst, sondern auch mit einem anderen Menschen“, sagt Somuncu. „Und da beginnt ja Politik.“
Musikalisch ist „SYSPHS“ein wilder Ritt durch die Genres: Popballaden dominieren, doch auch jazzige, klassische Klänge, Schlager-Beats und sogar Country-Klänge finden Platz. Die 18 Instrumente, die zum Einsatz kommen, spielt er alle selbst, Banjo und Mandoline hat er sich neu beigebracht. Das sei praktisch, mache aber auch manchmal einsam. (dpa)